14. Juni 2005

Symposion untersucht "Phänomen Filtsch"

Aus Anlass des 175. Geburtstages und des 160. Todestages von Carl Filtsch fand in Venedig, dem Sterbeort des "Wunderkindes Siebenbürgens", vom 9.-11. Mai 2005 ein wissenschaftliches Symposion statt. Für die Organisation zeichneten das Haus des Deutschen Ostens, Münchener Musikseminar, Rumänisches Kulturinstitut für Humanistische Forschungen sowie die Italienisch-Deutsche Kulturgesellschaft verantwortlich.
Die Veranstalter haben es sich zum Ziel gesetzt, die historischen und kulturellen Bedingungen in den Östlichen Gebieten der Donaumonarchie bzw. der westlichen Gebieten des heutigen Rumänien zu erforschen, die ein derart einmaliges "Phänomen Filtsch" hervorgebracht und begünstigt haben. Einen interessanten allgemeinen historischen Überblick gab der Direktor des Rumänischen Instituts in Venedig, Ioan-Aurel Pop (Universität Klausenburg). Prof. Vasile Tomescu (Bukarest) beschäftigte sich mit den musikalischen Beziehungen Rumäniens zu Westeuropa, insbesondere Italien, im 19. Jahrhundert

Sensationeller Fund in Venedig: Das Sterbehaus von Carl Filtsch, der Palazzo Benzon, wurde am Canal Grande in Venedig identifiziert. Foto: Oswald Kessler
Sensationeller Fund in Venedig: Das Sterbehaus von Carl Filtsch, der Palazzo Benzon, wurde am Canal Grande in Venedig identifiziert. Foto: Oswald Kessler

Besondere Aufmerksamkeit erregte die von dem Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzian, brillant vorgetragene Betrachtung über das Kultur- und Musikleben der Bukowina, einer Provinz, die bedeutende Musiker hervorgebracht hat, wie: C. Porumbescu, E. Mandyczewski, Karl Mikuli. Mikuli, der in Czernowitz geboren wurde, war langjähriger Schüler und Assistent Chopins und hat die erste Gesamtausgabe der Werke seines Lehrers herausgebracht. Dr. Virgilio Beccardi (Venedig) sprach über das "Ewig-Weibliche" in Chopins Gefühlswelt. Den Abschluss des musikwissenschaftlichen Programms bildete eine von Walter Krafft (München) und Boldizsár Csiky (Klausenburg) durchgeführte Untersuchung über Gemeinsamkeiten und stilistische Neuerungen in den Werken von Carl Filtsch im Vergleich zu den Werken Frédéric Chopins. In Anwesenheit der Dozenten und Verehrer der Persönlichkeit des Carl Filtsch fand bei strahlendem Wetter am Vormittag des 11. Mai am Grabe des Komponisten eine bewegende Gedenkfeier statt. Am Abend desselben Tages spielte mit beseelter Interpretation Baldizsár Csiky im Palazzo Albrizzi Werke von Filtsch, Chopin, Liszt und Thalberg.

Eine bedauerliche Lücke in der Biographie Carl Filtschs war bisher die Unkenntnis seines Sterbehauses Palazzo Benzon. Alle Bestrebungen, diesen Palast zu finden, waren bisher ergebnislos. Einige Wochen vor Beginn des Symposions aber wurden die Veranstalter das Symposions von den jetzigen Eigentümern angerufen. Auf diese unerwartete Weise konnte das Sterbehaus am Canal Grande in Venedig dentifiziert werden. Zufall oder Fügung?

Walter Krafft

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 15. Juni 2005, Seite 8)

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