18. Juni 2005

Neuerscheinungen zu jüdischen Themen

Sein zehnjähriges Jubiläum feierte vor kurzem der renommierte Bukarester Hasefer Verlag, dessen Veröffentlichungen in rumänischer, englischer, deutscher, hebräischer und jiddischer Sprache weltweit vertrieben werden. Aus diesem Anlass fand im Rumänischen Kulturinstitut "Titu Maiorescu" in Berlin eine Festveranstaltung statt, an der sowohl Autoren als auch Literaturkritiker, Übersetzer und zahlreiche Literaturfreunde teilnahmen.
Eröffnet wurde der Festabend mit einer Buchausstellung, wo 65 Titel - repräsentative Neuerscheinungen aus den letzten Jahren, Belletristik, Kunstalben, wissenschaftliche, philosophische, historische und religiöse Werke - zur Ansicht und zum Verkauf angeboten wurden. Nach der Begrüßung der Gäste durch die Leiterin des Kulturinstituts, Adriana Popescu, und den Vorsitzenden des Landesverbandes Berlin/Neue Bundesländer der siebenbürgischen Landsmannschaft, Johann Schöpf, wurden zwei Neuerscheinungen vorgestellt. Die beiden Titel haben besondere Beachtung beim rumänischen Leserpublikum, obwohl das Buchangebot in den letzten Jahren sehr gestiegen ist.

Verlagsleiter Prof. Alexandru Singer, der aus Bukarest angereist war, stellte die Ende 2004 erschienene rumänische Ausgabe der "Ostjüdischen Märchen" ("Basme evreiesti", übertragen von Ruxandra Georgeta Hosu) vor, die der siebenbürgische Ethnologe und Schriftsteller Dr. Claus Stephani 1998 im Eugen Diederichs Verlag, München (Reihe "Die Märchen der Weltliteratur") herausgebracht hatte. Stephanis Erzählungen wurden von der lobenden rumänischen Literaturkritik mit Schalom Alechem und anderen Klassikern des Judentums verglichen. Unter dem Titel "Moses' Urteil. Jüdische Volkserzählung am Rande der Karpaten" hielt Stephani dann "Eine Einführung in die farbige karpatische Erzählwelt" und las eine Reihe von ostjüdischen Märchen, "Geschichten voll Volksweisheit, Witz und geistiger Tiefe", die er einst in Nordsiebenbürgen aufgezeichnet hatte.

Als zweites Buch des Abends präsentierte der bekannte Bukarester Germanist, Literaturwissenschaftler und Übersetzer Alexandru Sahighian die rumänische Ausgabe von Marcel Reich-Ranickis Erinnerungsbuch "Mein Leben" ("Viata mea"), die ebenfalls vor kurzem im Hasefer Verlag erschienen ist. Sahighian, der verdienstvolle Übersetzer dieses vieldiskutierten Werkes, hielt auch einen informativen Vortrag über "Die Rezeption Marcel Reich-Ranickis in Rumänien". Ein Dokumentarfilm aus den 90er Jahren über das heute schon legendäre "Literarische Quartett" vergegenwärtigte dem Publikum noch einmal die herausragende und eigenwillige Persönlichkeit Marcel Reich-Ranickis, der aus gesundheitlichen Gründen die Teilnahme an dieser Veranstaltung, sehr zum Bedauern aller Anwesenden, kurzfristig absagen musste.

Bei den anschließenden lebhaften Diskussionen und dem Stehempfang wurde deutlich, dass sich das Berliner Kulturinstitut immer mehr zu ein Treffpunkt der verschiedenen aus Rumänien stammenden Ethnien entwickelt. Neben zahlreichen Siebenbürger Sachsen, darunter auch Künstler und Publizisten, die nun in Berlin leben - der Landesverband war als Mitveranstalter eingebunden -, hatten sich hier auch viele Rumänen, Juden und natürlich Deutsche, die an diesen grenzübergreifenden Literaturabenden besonders interessiert sind, eingefunden.

Gelu Pascu


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