28. Juni 2005

Nachrichtenheft des Siebenbürgischen Museums erschienen

Eine vielseitige Forschungs- und Ausstellungstätigkeit hat das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim am Neckar im letzten Jahr entfaltet. Dies geht aus dem kürzlich erschienenen „Nachrichtenheft“ (25. Jahrgang / 2004) des Museums hervor. Aus der Not hat die Einrichtung eine Tugend gemacht. Da zurzeit keine Räume für Wechselausstellungen in Gundelsheim am Neckar zur Verfügung stehen, werden zahlreiche Ausstellungen in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in verschiedenen Ortschaften in Deutschland und Siebenbürgen gezeigt. Die Besucherzahl kann sich sehen lassen.
Meisterwerke der Klassischen Moderne aus Siebenbürgen aus der Zeit von 1900 bis 1950 wurden im Herbst 2004 im Stadt- und Bergbaumuseum in Friedberg/Sachsen ausgestellt. Die fünfzig Malereien befinden sich vorwiegend im Besitz des Siebenbürgischen Museums, dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter Marius J. Tataru einen aufschlussreichen Beitrag über die siebenbürgische Kunst in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zeichnet. Ebenfalls im Vorjahr präsentierte das Siebenbürgische Museum im Kleinhues-Bau, Kornwestheim, mehr als hundert Hinterglasikonen aus Siebenbürgen. Die Hintergründe der bunt gemalten und „zerbrechlichen Heiligenwelten“ beleuchten im „Nachrichtenheft des Siebenbürgischen Museums“ Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins, und Tataru. Dem Thema „Schiltacher Flößer in Siebenbürgen“ widmete sich das Museum in Zusammenarbeit mit einer 1998 gegründeten Flößergruppe im Schwarzwald. Aus Schiltach waren ab 1871 mehrere Flößer nach Siebenbürgen ausgewandert, um vor allem auf dem Mieresch und dem Aranyos ihr Brot zu verdienen. Bei einem bis heute ungeklärten Unfall verunglückten 1871 vier Schwarzwälder Flößer am Aranyos. Dr. Volker Wollmann, ehemaliger Museumsleiter in Gundelsheim, hat die geschichtlichen Umstände untersucht.

Ein weiterer Beitrag ist der Ausstellung zur Geschichte des Metallerzbergbaus in Rodenau (Rodna) gewidmet. Die Schau entstand in enger Zusammenarbeit zwischen dem Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim, dem Deutschen Bergbau-Museum und dem Kreismuseum Bistritz. Mit der Wanderausstellung, die in im März 2005 in Bistritz gezeigt wurde und in diesem Sommer in Neustadt (Baia Mare) Station machen wird, findet die erfolgreiche Ausstellungsreihe zur Geschichte des Bergbaus in Siebenbürgen ihren Abschluss.


Titelbild: Ernst Honigberger. Porträt der Malerin Margarete Depner, 1916.
Titelbild: Ernst Honigberger. Porträt der Malerin Margarete Depner, 1916.

Jeweils 3 000 Besucher zog die Ausstellung „‘Ihr seid verrückt, wie könnt ihr die Heimat verlassen‘ Siebenbürgen – Herbst 1944“ beim Heimattag in Dinkelsbühl und den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtagen 2004 in Nürnberg an. „Ein schöner Erfolg“, stellt Hans-Werner Schuster, Bundeskulturreferent der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, in einem fundierten Artikel feststellt. Die Ausstellung wurde – in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum - des Weiteren in Rothenburg ob der Tauber, Drabenderhöhe und Geretsried gezeigt.

Die Journalistin und Literaturkritikerin Annemarie Weber berichtet über ihre dreijährigen Recherchen in rumänischen und deutschen Bibliotheken, um eine vollständige Bibliographie der Kinderbücher zu erstellen, die zwischen 1944 und 1989 in Rumänien in deutscher Sprache erschienen sind. Ergebnis ihrer Arbeit ist auch eine Ausstellung, die im letzten Jahr im Goethe-Institut in Bukarest und der ASTRA-Bibliothek in Hermannstadt gezeigt wurde. Dr. Beate Wild thematisiert eine Frauentagung in Hermannstadt und plädiert dafür, das Museum als Idee- und Impulsgeber zu verstehen, das seine Kompetenz des tradierten Wissens immer wieder in aktuelle kulturelle Prozesse einfließen lässt.

Ethnographische Feldforschungen zum Thema „Totengedenkfahnen“ führten Dr. Irmgard Sedler im Sommer 2004 nach Siebenbürgen. Ein erstes Ergebnis ihrer Recherchen in Siebenbürgen ist ein Beitrag über die Fahnenstiftungen in Zied, der im „Nachrichtenheft“ veröffentlicht wird. Die Forschungen werden in diesem Sommer fortgesetzt und sind Teil eines größeren Projektes, das den gesamten erhaltenen Fahnenbestandes in den evangelischen Kirchen Siebenbürgens dokumentieren soll. Feldforschung in Siebenbürgen betrieb im letzten Sommer auch Marius J. Tataru. Er untersuchte kunst- und baugeschichtlichte Aspekte in ländlichen Gemeinden.

Das lesenswerte „Nachrichtenheft“ umfasst 64 Seiten im DIN A 5-Format und kann zum Preis von 3 Euro, zuzüglich Porto, beim Siebenbürgischen Museum, Schlossstraße 28, D-74831 Gundelsheim, Telefon: (0 62 69) 42 23-0, Fax: (0 62 69) 42 23 23, E-Mail: siebenbuerg.museum.gundelsheim@t-online.de, bestellt werden.

Siegbert Bruss


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