4. Juli 2005

Prominenter Zugang im Siebenbürgerheim: Stefan H. Hedrich

Im Siebenbürger Altenheim Rimsting am Chiemsee haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder prominente Siebenbürger Sachsen ihren Lebensabend verbracht. So auch seit Dezember 2004 unser Landsmann Stefan H. Hedrich, der „Vater“ der Magnetschwebebahn Transrapid. Hedrichs Lebenswerk wurde immer wieder gewürdigt. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen verlieh ihm 1999 den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis.
Rumäniens scheidender Präsident Ion Iliescu hat im Dezember 2004 Hedrichs Lebenswerk mit dem „Verdienstorden von Rumänien“ im Rang eines Kommandeurs gewürdigt. Die Verleihungsurkunde begründet dies „Zeichen außergewöhnlicher Wertschätzung“: „Schöpfer der Schnellbahn Transrapid, persönliche Beiträge bei der Entwicklung einiger wichtiger wissenschaftlicher und kultureller Vorhaben und erbrachte Beiträge zur deutsch-rumänischen Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten“.

Hedrich wurde am 7. August 1919 in Bistritz geboren. In seiner Heimatstadt besuchte er das Gymnasium. Nach dem Abschluss und dem Militärdienst in der rumänischen Armee studierte er Flugzeugbau an der Hochschule Berlin. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der deutschen Wehrmacht. Bei Kriegsende geriet er in US-amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde. Nach erfolgreichem Studium für Schienenfahrzeuge an der TU München fand er eine Anstellung bei der Münchner Firma „Kraus-Maffei“. Hier stieg er in kurzer Zeit vom Hilfssachbearbeiter über den Abteilungsleiter bis zum Exportchef auf.

1966 hatte Hedrich die Idee, eine Schnellbahn in berührungsfreier Fahrtechnik zu entwickeln, die eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 500 km in der Stunde erreichen sollte. Das war der Anfang seines Lebenswerkes. Die neue Technik sollte die Straßen, Schienen und den Luftraum entlasten. 1968 kam es in München durch Hedrich zur Gründung einer Forschergruppe, die im Laufe der Jahre bis zu 230 Wissenschaftler aus sechs Nationen umfasste. Ziel dieser von ihm geleiteten Gruppe war die Entwicklung einer völlig neuen Verkehrstechnik: „Transrapid“. Die Wortschöpfung für diese neue Technik wurde in alle Sprachen übernommen.

Mitglieder der 1969 mit Hedrichs Zutun gegründeten „Gesellschaft für bahntechnische Innovation“ (GBI) waren u. a. die Firmen AEG, Dornier, Krauss-Maffei, Krupp, MAN und Siemens. Im August 1970 wurde nach intensiver Forschungsarbeit die praktikable Magnetschwebetechnik mit Linearmotorantrieb erfunden. Das Labormodell TRANRAPID 01 wurde beim Deutschen und Internationalen Patentamt angemeldet. Im Oktober 1971 wurde das Experimentalfahrzeug „Transrapid 02“ vorgeführt. Bis 1983 folgte die Konstruktion, Herstellung und Erprobung der Transrapidfahrzeuge TR 03 bis TR 06. Letzteres in Allu-Sandwich-Bauweise. Technisch gesehen stand dem Bau einer ersten Anwendungsstrecke im Mutterland Deutschland nichts mehr im Weg. Auch Teile der Politik standen dem Projekt wohlwollend gegenüber. Ex-Verkehrsminister Georg Leber sagte schon in den 70er Jahren: „Ich stelle Hedrichs Transrapid in eine Reihe mit den großen Erfindungen der Verkehrstechnik, dem Automobil, der Eisenbahn, dem Verkehrsflugzeug. Der Transrapid wird eine neue Ära des Reiseverkehrs einleiten.“ Und Ex-Forschungsminister Prof. Leussink sagte: „Hedrichs Transrapid ist eine Erfindung, wie sie in einem Jahrhundert nur einmal vorkommt.“ Vergebens wartete man im In- und Ausland auf den Bau der Präferenzstrecke Hamburg-Berlin. Politische Querelen verhinderten deren Bau. Dazu Ex-Verkehrsminister Mattias Wissmann: „Es war ein Fehler, den Bau der Strecke Hamburg-Berlin einzustellen. Eine solche Strecke wäre ein wirtschaftlicher Leuchtturm für Berlin.“

Was das Mutterland des Transrapid immer noch nicht geschafft hat, wurde im fernen China Wirklichkeit. In Shanghai baute man die erste Transrapidstrecke, die im Dezember 2002 in Betrieb genommen wurde. Eine Rekordgeschwindigkeit von 504 km in der Stunde wurde erreicht.

Wir freuen uns, in unserem Heim einen so namhaften Bewohner zu haben, und wünschen ihm und uns allen, dass es nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens doch noch im Mutterland der Magnetschwebebahn zum Bau der Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen kommt, um an dieser umweltfreundlichen Verkehrstechnik teilzuhaben. Wir wünschen Stefan H. Hedrich in unserem schönen Heim am Chiemsee noch viele Jahre im Kreis seiner Landsleute.

Werner Philippi


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