25. Juli 2005

Lebendige Kulturpflege im Fernsehen dokumentiert

Brücken zwischen den Siebenbürger Sachsen in der alten und neuen Heimat schlägt die deutsche Sendung des Rumänischen Fernsehens TVR mit ihrem Bericht über den Heimattag in Dinkelsbühl. Der 45 Minuten lange Film wurde zunächst in der "Akzente"- Sendung im Inland und als Wiederholung auf TVR International über Satellit ausgestrahlt. Zwei Wochen später wurde in der "Themen"-Reihe der gleichen Fernsehsendung ein Interview mit dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, gezeigt. Die beiden Filme haben vor allem eines gemeinsam: Sie wirken authentisch und lassen den Zuschauer aus unmittelbarer Nähe an den bewegenden Ereignissen teilhaben.
Noch sind die Straßen der mittelalterlichen Stadt leer, aber bald strömen die Besucher zum Gottesdienst in der St. Paulskirche, wo Bischof D. Dr. Christoph Klein eine eindrucksvolle Predigt hält. Nach einem Abstecher auf die Bleiche, wo sich die Trachtenträger versammeln, verfolgen die von Arno Ungar und Alex Calcan geführten Fernsehkameras den Umzug der rund 50 Gruppen, die sich hin zum Marktplatz vor der Schranne bewegen, wo die Kundgebung mit Festreden stattfindet. Tanzdarbietungen der Kinder und Jugendlichen werden ebenso gezeigt wie die Brauchtumsveranstaltung der siebenbürgisch-sächsischen Theater- und Singgruppe Berlin unter der Leitung von Brigitte Schneider, die Verleihung des diesjährigen Kulturpreises an Prof. Dieter Acker und KMD Adolf Hartmut Gärtner und die Ehrung des scheidenden Vorsitzenden des Hilfskomitees, Pfarrer i.R. Kurt Franchy. Der Film klingt mit Bildern vom Fackelumzug und dem Hinweis auf die Gedenkveranstaltung aus, bei der der Bundesvorsitzende Volker Dürr an die Deportation vor 60 Jahren erinnert hatte. Das ist der chronologische Rahmen, in den zahlreiche Kurzinterviews, Detailaufnahmen und der Kommentar von Christel Ungar-Topescu, der Chefredakteurin der deutschen TVR-Sendung, eingestreut sind. Glaubwürdig wirken die Siebenbürger Sachsen auf der Bleiche, die ihre Trachten mit Stolz zur Schau stellen, echt ist auch das Lob des Aussiedlerbeauftragten Hans-Peter Kemper und des bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein für die Eingliederungsleistung der Landsmannschaft und ebenso authentisch ist die Rührung der Zuschauer, die den Hochzeitsbrauch im Schrannenfestsaal verfolgen und mitsingen. Dass Traditionen so lebendig gepflegt werden, freut Bischof Christoph Klein ebenso wie Unterstaatssekretär Dr. Zeno Pinter, die beide aus Hermannstadt angereist sind.

In einem zwanzig Minuten langen Interview gibt der Bundesvorsitzende Volker Dürr Auskunft über seine Biographie und familiären Bindungen, die sein landsmannschaftliches Engagement ermöglicht haben und weiterhin begleiten. Das Gespräch mit Christel Ungar-Topescu wurde am Pfingstmontag im Kleinen Schrannensaal in Dinkelsbühl geführt. Dürrs Kindheit und Jugendzeit in Hermannstadt, eingebettet in die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft, war überschattet von der jahrelangen politischen Haft des Vaters. Die politische Verfolgung in Rumänien war auch der Grund dafür, dass die Familie 1965 den Weg in die Freiheit suchte und nach Deutschland ausreiste. Dank der guten beruflichen und schulischen Ausbildung in Rumänien konnte der 21-Jährige das Studium der Architektur und des Städtebaus an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen zügig absolvieren. Beruflich engagierte er sich zunächst beim Aufbau der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und später der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe. Schon als Jugendlicher zeigte er Interesse an landsmannschaftlichen Projekten, wuchs in die Verbandsarbeit hinein und übernahm immer mehr Verantwortung. Aus dem Interview ergibt sich ein komplexes Bild der Person des Bundesvorsitzenden, der seine Herkunft immer als Chance begriffen und genutzt hat. Hilfsaktionen für Siebenbürgen hat er schon bei den Überschwemmungen 1970 und 1975 und später nach der Wende von 1989 durchgeführt. Den Entschluss seiner Familie zur Aussiedlung hält Dürr für folgerichtig, ohne jedoch Ressentiments gegen das Herkunftsland zu hegen. Mit dem EU-Beitritt Rumäniens und der dort lebenden Minderheiten wird Europa, seiner Meining nach, um eine Facette reicher.

Den Zuschauern in Rumänien wird durch die beiden Filme landsmannschaftliches Geschehen näher gebracht. Kleine Defizite bei der Umsetzung (so ist der Ton nicht immer verständlich) mögen auch daran liegen, dass der Umstieg auf die digitale Technik für die deutsche TV-Redaktion in Bukarest erst kurz- bis mittelfristig bevorsteht.

S. B.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2005, Seite 3)

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