5. August 2005

Zum 18. Föderationsjugendlager in den USA

Am 18. Föderationsjugendlager, das vom 2. bis 17. Juli in Alliance/Ohio in den USA stattfand, beteiligten sich 20 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19 Jahren. Deutschland war mit neun Teilnehmern als größte Gruppe vertreten. Aus Rumänien waren vier Teilnehmer angereist, aus Kanada fünf und zwei aus den USA. Österreich war heuer leider nicht vertreten. Das Jugendlager soll der grenzüberschreitenden Gemeinschaftspflege und der Kontaktpflege zu gleichgesinnten Siebenbürger Jugendlichen aus den Föderationsländern dienen. Die Teilnehmer haben in den zwei Wochen die Chance, sowohl das andere Land kennen zu lernen als auch einen Einblick in die siebenbürgisch-sächsische Kultur zu erhalten.
Nach einem anstrengenden Flug mit Zwischenstopp auf dem New Yorker Flughafen Newark landeten wir endlich in Cleveland. In der Flughafenhalle wurden wir von mehreren Mitgliedern der ATS (Alliance of Transylvanian Saxons) empfangen und anschließend mit zwei Vans zum Mount Union College in Alliance gebracht, das für die nächsten zwei Wochen unser Zuhause sein sollte. In der Folgezeit besuchten wir mehrere „Saxon Clubs“, wie zum Beispiel den Club in Salem, in Erie und in Youngstown oder den Eintracht-Männerchor in New Castle/Pennsylvania. Wir lernten die Vorsitzenden der Clubs und einige Clubmitglieder kennen, die uns herzlich empfingen und bewirteten und hatten die Möglichkeit, mit den Landsleuten ins Gespräch zu kommen. Am beeindruckendsten war für uns der Abend in New Castle. Hier fühlten wir uns wie zu Hause. Es ging bis zu später Stunde sehr lustig zu. Der Männerchor brachte uns zur Begrüßung ein Ständchen in siebenbürgisch-sächsischer Mundart und nach dem leckeren Essen wurde viel gesungen und gefeiert. Zum ersten Mal hörten wir „Amerikaner“ sächsisch sprechen und tauschten uns über die heutige Situation der Landsleute hüben und drüben aus. Schade fanden wir nur, dass wir kaum Kontakt zu Jugendlichen außerhalb unserer Gruppe hatten.
Die Teilnehmer am 18. Föderationsjugendlager vor den Niagara-Fällen. Foto: Ines Potsch
Die Teilnehmer am 18. Föderationsjugendlager vor den Niagara-Fällen. Foto: Ines Potsch


Ein weiterer Programmpunkt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war die Besichtigung der Kirche in Ellwood City, die seit 1902 als erste siebenbürgisch-sächsische Kirche in den USA gilt. Erwähnenswert ist der hölzerne, schlicht gehaltene Altar, der mit seinen sieben Spitzen an die sieben Burgen erinnern soll. Über einige Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse im Staat Ohio sollten wir einen kleinen Einblick in den „American Way of Life“ erhalten. Hierzu zählten Besuche des Tierparks in Cleveland, der Zeitungsdruckerei „The Plain Dealer“, der „Rock’n Roll Hall of Fame“ und des Wissenschaftsmuseums. Durch die zweistündige Stadtrundfahrt im „Lolly the Trolley“ nahmen wir etliche Eindrücke aus dieser amerikanischen Großstadt mit. Moderner amerikanischer Kunst begegneten wir in Youngstown im „Butler Institut of American Art“. Interessantes über die Geschichte der Stahlindustrie in Youngstown erfuhren wir im „Historical Center of Industry & Labor“. Beeindruckend war, das Leben der „Amish“ etwas näher kennen zu lernen: Diese 1525 in Zürich herausgebildete Glaubensgemeinschaft besticht vor allem durch ihre positive Lebenseinstellung und ihre auf Gott vertrauende Lebensweise. In einem der größten Freizeitparks der Welt, „Cedar Point“, wo einige aus unserer Gruppe beim Loopingschlagen auf ihre Kosten kamen, verweilten wir einen ganzen Tag. Rückblickend kann ich sagen, dass wir in den beiden Wochen gemeinsam viel erlebt haben und dabei viel Spaß hatten. So einen Zusammenhalt, wie wir Jugendlichen ihn hier kennen lernen durften, ist selten und keiner von uns möchte es missen, dabei gewesen zu sein. So wird auch ein Nachtreffen der deutschen Teilnehmer Mitte September stattfinden.

Es war jedoch nicht immer eine einfache Zeit: Es gab etliche Schwierigkeiten mit der Camp-Leiterin. Es ist zu überdenken, ob eine Seniorin der richtige Ansprechpartner für Jugendliche ist. Bei der Leitung einer Jugendgruppe bedarf es zweifellos pädagogischen Feingefühls und eines objektiven Verhaltens allen Teilnehmern gegenüber. Das angebotene Programm war abwechslungsreich. Es hätte sich einer größeren Akzeptanz unsererseits erfreut, wenn mit einzelnen Programmpunkten flexibler verfahren worden wäre. Der Jugendaustausch zwischen den Mitgliedsländern sollte stärker an die Wünsche und inhaltlichen Vorstellungen der Jugendlichen angepasst werden. Dazu sollte künftig die Mittlerrolle der Betreuer der einzelnen Gruppen mehr in Anspruch genommen werden. So hätte es sich beispielsweise vermeiden lassen, dass bei der täglichen Frühstücksverpflegung statt nahrhaftem Brot und Mineralwasser nur süßes, pappiges „Zeug“ wie Muffins und Donuts, Cola und Sprite angeboten wurde.
Deutschland war mit neun Teilnehmern beim Föderationsjugendlager vertreten. Foto: Ines Potsch.
Deutschland war mit neun Teilnehmern beim Föderationsjugendlager vertreten. Foto: Ines Potsch.


Abschließend möchte ich im Namen aller Teilnehmer denjenigen danken, die zum guten Gelingen des Föderationsjugendlagers beigetragen haben. Ein ganz herzlicher Dank gebührt Sally Botsch, der Gruppenleiterin der Teilnehmer aus den USA, und ihrer Familie, die uns über die zwei Wochen hinweg unterstützt haben. Solche Menschen haben uns Jugendliche davon überzeugt, „dat mer bleiwen wällen, wat mer seng“.

Astrid Sutoris


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