16. September 2001

Siebenbürger beim Münchner Oktoberfest

Das Münchener Oktoberfest wird trotz der Terroranschläge in den USA aller Wahrscheinlichkeit nach am kommenden Samstag eröffnet. Die Siebenbürger Sachsen werden beim Trachtenzug des größten Volksfestes der Welt am Sonntag, dem 23. September, von der Heimatortsgemeinschaft Reußmarkt vertreten.
Das 168. Münchner Oktoberfest, die Wiesn, wird trotz der verheerenden Terroranschläge in den USA nicht abgesagt. Der Ältestenrat im Münchner Stadtrat sprach sich vorgestern dafür aus, das Volksfest in diesem Jahr ab dem 22. September mit Einschränkungen stattfinden zu lassen. Um ein Zeichen der Trauer zu setzen, wird auf den traditionellen Einzug der Wies´n-Wirte mit dem Anzapfen des ersten Bierfasses verzichtet. Die Entscheidung gelte aber nur unter Vorbehalt, erklärte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). So dürfe sich die internationale Sicherheitslage mit Blick auf einen möglichen Vergeltungsschlag der USA nicht verändern.
Der Internationale Trachten- und Schützenumzug des Oktoberfestes wird als Höhepunkt der kulturellen Begegnung zwischen den Völkern aller Wahrscheinlichkeit nach wie geplant am Sonntag, dem 23. September, stattfinden. Die Siebenbürger Sachsen werden diesmal von Heimatortsgemeinschaft Reußmarkt vertreten. Die Siebenbürger treten gemeinsam mit der Oberschleißheimer Musivereinigung e.V. "Scheißheimer Schlosspfeiler" unter der Zugnummer 23, also in der ersten Hälfte der insgesamt 65 Nummern umfassenden Festzuges auf.
Die ARD überträgt den Oktoberfestzug am 23. September, 10.00 bis 12.00 Uhr, live in viele Länder der Welt, das Bayerische Fernsehen (Bayern 3) strahlt die Aufzeichnung am gleichen Tag, von 19.00 bis 21.00 Uhr aus.
Der Oktoberfestumzug bedeutet eine exzellente Gelegenheit, siebenbürgisch-sächsische Tradition am Leben zu erhalten und einer weltweiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die erste siebenbürgische Teilnahme am Trachtenumzug in München geht auf das Jahr 1949 zurück, als eine vorwiegend aus Lechnitzern bestehende Trachtengruppe mitwirkte. In den darauf folgenden Jahren hatte es nur sporadische Teilnahmen der Siebenbürger Sachsen, zum Teil in bunt gemischten Trachten gegeben. Seit 1986 sind die Siebenbürger Sachsen jedes Jahr "einheitlich" beim Trachten- und Schützenzug des Oktoberfestes vertreten. Ihre kontinuierliche Präsenz wird den hohen Qualitätsansprüchen des Festrings München e.V. gerecht, was vor allem ein Verdienst der beherzten Trachtenexpertin Dr. Gerda Bretz-Schwarzenbacher ist.
Die Reußmarkter Trachtengruppe wird am 23. September eine Hochzeitsgruppe darstellen. Alle Teilnehmer leben in Deutschland und besitzen noch die traditionelle Bauerntracht wie sie zum Kirchgang bzw. zu festlichen Anlässen im Dorfleben getragen wurde. Reußmarkt gehört zum Unterwald, einem Weinbaugebiet, das die Wesens- und Lebensart seiner Einwohner geprägt hat. Die Menschen seien im Vergleich zu benachbarten Gebieten aufgeschlossener, heiterer, die Tracht farbenfroh, heißt es in der Bewerbungsmappe der Reußmarkter.
Im Mittelpunkt der Reußmarkter Gruppe steht ein Brautpaar, rechts und links davon gehen zwei junge Ehepaare, gefolgt von "Hochzeitsgästen" aller Altersgruppen: Kinder, Jugendliche jung verheiratete und "alte" Hochzeitsgäste. Die Braut trägt an diesem Ehrentag sämtliche Bänder, Schleifen und das Seidentuch ihrer Tracht in roter Farbe. Der Bräutigam bekommt auf die Stirnseite seines Hutes ein von der Braut geschenktes, flaches Sträußchen befestigt, sommers aus natürlichen, winters aus künstlichen Knospen und Blüten kunstvoll zusammengesteckt.
Je nach Wetterlage werden bis zu 250 000 Zuschauer die Strecke vom Siegestor in Schwabing durch die Prachtstraßen der Innenstadt am Odeons-, Maximilians- und Lenbachplatz und Stachus vorbei durch die Sonnenstraße und Schwanthalerstraße bis zur Threresienwiese säumen.
Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern erstmals im Jahre 1835 abgehalten, hat sich der Festzug seit Anfang der 50er Jahre zu einem herausragenden Ereignis entwickelt, das begeisterte Zuschauer aus aller Welt anzieht.
Mit rund 9 500 angemeldeten Teilnehmern hat der Zug in diesem Jahr eine beachtliche Größe. Auf etwa sieben Kilometern Länge wird sich die Reihe von Trachten- und Folkloregruppen erstrecken, die allerdings nicht nur aus ganz Bayern und anderen Bundesländern anreisen, sondern auch aus dem Ausland, aus Griechenland, Italien, Kroatien, Österreich, Schweiz, Slowakei, Bulgarien und Slowenien. Hoch zu Ross führt das Münchner Kindl den Zug an, an dem traditionell in ihren Festkutschen auch der Münchner Oberbürgermeister mit seinen Stadträten sowie der Bayerische Ministerpräsident teilnehmen.
Zu den besonderen Höhepunkten zählt heuer die Kinderzeche aus Dinkelsbühl, der Partnerstadt der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Im Zeichen dieser Partnerschaft war die Trachtengruppe Deutsch-Weißkirch gemeinsam mit der Dinkelsbühler Knabenkapelle aufmarschiert, die auch heuer als wichtiger Bestandteil des Heimatfestes "Die Kinderzeche" in München dabei ist. Die Dinkelsbühler sind vorne unter der Zugnummer 4 zu sehen.

Siegbert Bruss

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