5. Oktober 2005

15. Sachsentreffen unter dem Motto "Über Grenzen, einig ..."

Die Siebenbürger Sachsen sind über Landesgrenzen hinweg gewillt, gemeinsame und zukunftsfähige Lösungen für ihre in der ganzen Welt verstreut lebende Gemeinschaft zu finden. Die Zusammenarbeit innerhalb der Föderation der Siebenbürger Sachsen ist nicht nur Absicht, sondern schon seit vielen Jahren Wirklichkeit. Dies stellten die zahlreichen Ehrengäste des 15. Sachsentreffens fest, das unter dem Motto "Über Grenzen, einig..." stand. Bei schönstem Sonnenschein waren am 17. September rund 1 500 Gäste aus dem In- und Ausland nach Birthälm angereist. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland war durch ihren Bundesvorsitzenden, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, und erstmals durch eigene Kulturgruppen vertreten, die das Programm aktiv mitgestalteten.
Nach dem Grußwort des Ortspfarrers Ulf Ziegler hielt Bischof D. Dr. Christoph Klein eine Ansprache. "Unsere Vorfahren haben im Bewusstsein gelebt, dass es Grenzen geben muss. Mauern, die sie schützen und eingrenzen, waren ein Element des Überlebens", sagte der Bischof. Das diesjährige Motto lehre jedoch, sich zu öffnen, was eine Bereicherung und einen Zuwachs an Lebensqualität bedeute.

In einer bemerkenswerten Predigt verdeutlichte Dr. Hans Klein, Dekan des Theologischen Instituts in Hermannstadt, dass sich mit dem Motto "Über Grenzen, einig..." ein neues Selbstbewusstsein der sächsischen Gemeinschaft ankündige. Vor 15 Jahren hätte die kleine Gruppe noch einen Identitätsverlust in einem großen Verband befürchtet. "Die Angst ist verschwunden, wir haben ein neues Selbstbewusstsein und wir glauben an uns. Wir müssen dankbar sein, weil wir im Fallen gehalten worden sind", betonte Hans Klein.

Empfang im evangelischen Pfarrhaus vor dem Festgottesdienst des Sachsentreffens in Birthälm, von links nach rechts: Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Manuela Drews, Gattin von Thomas Gerlach, Hans Jörg Neumann, Gesandter der Deutschen Botschaft in Bukarest, Thomas Gerlach, Generalkonsul in Hermannstadt, Daniel Thellmann, Bürgermeister von Mediasch, Ministerialrat Carol König vom rumänischen Kulturministerium und Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums. Foto: Beatrice Ungar
Empfang im evangelischen Pfarrhaus vor dem Festgottesdienst des Sachsentreffens in Birthälm, von links nach rechts: Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Manuela Drews, Gattin von Thomas Gerlach, Hans Jörg Neumann, Gesandter der Deutschen Botschaft in Bukarest, Thomas Gerlach, Generalkonsul in Hermannstadt, Daniel Thellmann, Bürgermeister von Mediasch, Ministerialrat Carol König vom rumänischen Kulturministerium und Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums. Foto: Beatrice Ungar

In seinem Grußwort erinnerte Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzender der Föderation der Siebenbürger Sachsen, an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 60 Jahren. "Auch wir Siebenbürger Sachsen sind Betroffene, viele von uns tief getroffen von diesem schrecklichsten Ereignis des vergangenen Jahrhunderts, zu über 30 000 zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert, und die meisten vertrieben vom rauhesten Sturm der Geschichte aus achthundertfünfzigjähriger geliebter Heimat."

Die alljährlichen großen Treffen in Dinkelsbühl und Birthälm seien "nicht nur ein Symbol des Zusammenhalts der Siebenbürger Sachsen auf der ganzen Welt, sondern auch ein beiderseitiges Bekenntnis zu gewachsenen Bindungen zwischen den Städten und Gemeinden, in denen die Siebenbürger Sachsen neue Heimat gefunden haben und Partnerschaften begründen konnten". Aus der seit nunmehr 20 Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen der Stadt Dinkelsbühl und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen sei die gemeinsame Initiative für eine Städtepartnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg erwachsen, die im nächsten Jahr feierlich begründet wird. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den anderen rumäniendeutschen Landsmannschaften und den Heimatortsgemeinschaften werde sich die Landsmannschaft weiterhin für die Gründung neuer und den Ausbau bestehender Städtepartnerschaften einsetzen, betonte der Bundesvorsitzende.

Aufs Herzlichste begrüßte Dürr die Mitglieder unserer siebenbürgischen Tanzgruppe aus Landshut, der Partnerstadt von Hermannstadt, und der siebenbürgischen Tanzgruppe aus Geretsried, die bei ihren Darbietungen von Mitgliedern der siebenbürgischen Blaskapellen in Augsburg und Landshut musikalisch unterstützt und von unserem Vorsitzenden der Kreisgruppe Landshut, Werner Kloos, begleitet wurden.

Der Bundesvorsitzende führte an: "Wir Siebenbürger Sachsen haben in neuem Lebensumfeld, wo auch immer es auf der Welt liegt, bewiesen, dass wir im Frieden neue Heimat aufbauen können: Tüchtig und erfolgreich und dabei dem Ganzen treu dienend mit Menschlichkeit, Willen zur Versöhnung und Freundschaft. Wir haben diese Tugenden geübt und seit Jahrzehnten auch in unserer neuen Heimat gepflegt. Wir leben, verbunden mit unseren Schwestern und Brüdern hier in Siebenbürgen, aber auch mit unseren neuen Freunden, neuen Familien tief verbunden in einem neuen Haus, sei es Europa oder Nordamerika, wir sind auch ein lebendiges Bindeglied, zwischen den Kontinenten!"

Ein Beleg der bisher erfolgreichen ausgeübten Brückenfunktion sei die seit Jahrzehnten erfolgte grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf sozialem und kulturellem Gebiet. Um diese Aktivitäten auch in Zukunft fortzuführen, sei "die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland mit ihrer Jugendorganisation darum bemüht, das mit unseren Landsleuten in Kanada, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Österreich und hier in Siebenbürgen geschaffene Netzwerk der Partnerschaften weiter auszubauen."

Volker Dürr dankte dem Siebenbürgenforum als Ausrichter des Sachsentreffens in Birthälm und überreichte dem DFDS-Vorsitzenden Dr. Porr eine Geldspende seitens der Landsmannschaft und des Sozialwerks in Deutschland. Das Gleiche tat Volker Petri seitens der Landsleute in Österreich.

Über Grenzen einig zu sein, das Motto erinnere ihn an die Zeit, als die Grenzen zwischen Ost und West existierten, stellte Volker Petri, Vorsitzender des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich (vormals Landsmannschaft), fest. Jetzt, da die politischen Grenzen im vereinigten Europa verschwinden, müssten wir "mit den Augen unserer Kinder in die Zukunft sehen und das Wesentliche unserer Kultur bewahren", so Petri. "Das heißt nicht zu konservieren, sondern die Kultur immer lebendig zu halten."
In seinem Grußwort empfahl Dr. Zeno-Karl Pinter, Unterstaatssekretär im rumänischen Minderheitendepartement, die Chancen zu nutzen, die ein zusammenwachsendes Europa einer kleinen ethnischen Minderheit wie jener der Deutschen in Rumänien biete. Nach Ansicht von Ovidiu Gant, DFDR-Abgeordneter im Bukarester Parlament, befindet sich die deutsche Minderheit bereits in einem radikalen Umbruch. Klaus Johannis, Hermannstadts Bürgermeister und DFDR-Vorsitzender, gab den Beschluss des Landesforums bekannt, die Herausgabe der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien" zu übernehmen.

Der Mediascher Bürgermeister Daniel Thellmann regte seinerseits an, die jährlichen Sachsentreffen künftig im Wechsel in anderen Ortschaft abzuhalten. "Nach 15 Jahren ist es an der Zeit, weiteren siebenbürgischen Städten die Ehre zu erweisen."

Höhepunkt des Sachsentreffens war die Festrede von Dr. Paul-Jürgen Porr, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS). Der Klausenburger Arzt würdigte die effiziente Zusammenarbeit im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe das neu gegründete Forum die gestreckte Hand der Landsmannschaft angenommen, eine fruchtbare Zusammenarbeit im politischen, kulturellen und sozialen Bereich habe sich seither entwickelt. Als schillerndstes Beispiel der weltweiten Kooperation führte Porr die Verhinderung des Dracula-Parks bei Schäßburg auf. (Lesen Sie Porrs Festrede in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 6. Oktober 2005.)

Zum Gelingen des Festes trugen wieder die Trachtenumzüge, Blaskapellen und Tanzdarbietungen bei. Das Programm des Sachsentreffens wurde erstmals von Kulturgruppen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland aktiv mitgestaltet. Mitglieder der Blaskapellen Landshut und Augsburg spielten nach dem Gottesdienst vor der Kirche sowie beim gemeinsamen Aufmarsch der Tanzgruppen. Die vereinigte Tanzgruppe Landshut und Geretsried gab die "Reklich Med" zum Besten und erntete, ebenso wie die Blaskapelle, viel Applaus (siehe Siebenbürgischen Zeitung Online vom 7. Oktober 2005). Seitens der Siebenbürger Sachsen in Österreich wirkten heuer die "Lustigen Adjuvanten" und die Jugend Traun mit (siehe Siebenbürgischen Zeitung Online vom 8. Oktober 2005). Zudem zeigten Formationen aus Hermannstadt, Bistritz, Neumarkt am Mieresch, Schäßburg, Kronstadt, Sächsisch-Regen und Botsch ihr Können. Die Auftritte der Trauner und der Probstdorfer oder der Landshuter und Augsburger wurden von der Burzenländer Blaskapelle begleitet, kräftig unterstützt von den siebenbürgischen Musikanten aus Bayern.

Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien und Hermannstädter Zeitung berichten, wurde der Organist, Komponist und Pädagoge Eckart Schlandt mit der diesjährigen Honterus-Medaille ausgezeichnet. Der 65-jährige Stadtkantor ist schon seit 40 Jahren an derselben Dienststelle tätig und lebt nach wie vor sein Motto: "Diese Stelle muss man sich täglich neu verdienen." Sein Zuhause ist die Orgel der Schwarzen Kirche in Kronstadt, auf der er unzählige Male spielte und sein Publikum begeisterte. Die Laudatio hielt Prof. Hans Peter Türk von der Klausenburger Musikfakultät.

In der Kirchenburg und der Schule konnten zahlreiche Ausstellungen und Stände der Handarbeitskreise der Orts- und Zentrumsforen besichtigt werden. Mit der Vorstellung "Zauber, Zauber, Zauberei" des Hermannstädter Kinder- und Jugendtheaters"Gong" endete das Treffen, das auch diesmal erfolgreich über die Bühne ging.

Siegbert Bruss


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