1. Dezember 2005

Durchbruch bei Brustkrebstherapie gelungen

Der siebenbürgische Brustkrebsspezialist Dr. Michael Untch, zurzeit noch leitender Oberarzt am Klinikum Großhadern in München, war maßgeblich an einer Studie beteiligt, die sich mit der Behandlung von Brustkrebs beschäftigt. Die internationale HEAR-Studie, an der auch das Team von Untch aus Großhadern mitwirkte und die Mitte Mai in den USA vorgestellt wurde, zeigt neue Wege bei der Therapie des Mamma-Karzinoms.
Herceptin, ein im Labor hergestellter Antikörper, wird in Deutschland bereits seit fünf Jahren gegen Brustkrebs eingesetzt. Neu und bahnbrechend ist nun, wie die HEAR-Studie eindeutig belegt, dass Herceptin nicht erst im Spätstadium der Krankheit und begleitend zur Chemotherapie, sondern bereits in einem frühen Stadium mit großem Erfolg eingesetzt werden kann - allerdings nur bei Patientinnen, deren Tumorzellen besonders viele HER2-Rezeptoren (siehe Kasten) tragen. "Herceptin von Roche verlängert die krankheitsfreie Überlebenszeit bei vielen Frauen, die sich im Frühstadium der Krankheit befinden, signifikant", so Untch gegenüber der Münchner Abendzeitung. Der Wirkstoff "senkt das Rückfallrisiko von Frauen mit einem besonders aggressiven Burstkrebstyp um fast die Hälfte", berichtet der in Fogarasch geborene Arzt in der Zeitschrift Gong 24.

Brustkrebsforscher Michael Untch.
Brustkrebsforscher Michael Untch.
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland: 47 500 Frauen erkranken jedes Jahr an Brustkrebs, rund 18 000 sterben daran - eine Tatsache, der der Tumorspezialist Untch nach der Veröffentlichung der Studie besseren Gewissens entgegen sehen kann. "Die vorgestellten Ergebnisse sind frappierend gut. Jetzt kann ich zu meinen Patientinnen sagen: ,Ich habe etwas für Sie!'", zitiert ihn das Magazin stern in einem im Juni erschienen Artikel mit dem Titel "Brustkrebs - Eine neue Ära", und auch im FOCUS spricht Untch von einem "enormen Fortschritt" auf dem Gebiet der Brustkrebsbehandlung.

Nicht nur die neuen Forschungsergebnisse zum schon länger bekannten Medikament Herceptin lassen Brustkrebspatientinnen hoffen, auch die operativen Methoden verbessern sich ständig. "Heute führen wir bis zu 80 Prozent der Operationen brusterhaltend durch", so Untch, und auch die Lymphknoten der Achseln entferne man - im Gegensatz zu früher - bei einem solchen Eingriff nicht mehr automatisch. "So bleibt den Patientinnen viel Leid erspart - die Operation hat bei jeder zweiten Frau zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen geführt."

Nach 20-jähriger Tätigkeit in München wird Dr. Michael Untch ab Januar 2006 im Klinikum Berlin Buch, dem Akademischen Lehrkrankenhaus der Charité, als Chefarzt tätig sein. Ungeachtet der räumlichen Veränderung wird er weiterhin alle siebenbürgischen Patientinnen unabhängig von ihrem Versicherungsstatus behandeln, sei es bei der Geburtshilfe, der pränatalen Diagnostik, bei gynäkologischen Operationen oder auf seinem Spezialgebiet, der Krebstherapie.

Herceptin


Herceptin ist ein im Labor hergestellter Antikörper, der das Wachstum der Brustkrebszellen verhindert. Beim aggressiven Brustkrebs, von dem rund ein Viertel aller Patientinnen betroffen sind, sind die Tumorzellen mit besonders vielen so genannten HER2-Rezeptoren, den Andockstellen für Wachstumsfaktoren, ausgestattet. Daher sind sie besonders empfänglich für die Signalstoffe, die für die Zellteilung und somit Zellvermehrung zuständig sind. Herceptin setzt sich an diese Rezeptoren und belegt so den Platz, den ohne die Behandlung die Wachstumsfaktoren einnehmen würden. Zudem markiert der Wirkstoff die Krebszelle als „Eindringling“: Das Immunsystem kann sie erkennen und vernichten.

Doris Roth

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2005, Seite 2)

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.