5. Januar 2002

Reisen wird schier unmöglich

Das Hauptproblem der ungarisch-rumänischen Beziehungen sei zurzeit nicht das Budapester Statusgesetz für Auslandungarn, sondern der Bukarester Dringlichkeitserlass, wonach rumänische Staatsbürger seit dem 1. Dezember beim Verlassen des Landes einen Mindestsatz von 250 Euro bei Reisen in den ehemaligen Ostblockländern vorweisen müssen.
Das erklärte Premier Viktor Orbán in einem Interview mit "Le Figaro" und bedauerte, dass viele seiner Landsleute aus Rumänien dadurch verhindert waren, Weihnachten und Silvester bei Freunden oder Verwandten in Ungarn zu feiern. Unser Nachbarland indes besteht weiterhin darauf, dass man bei der Einreise 1 000 Forint pro Aufenthaltstag in der pannonischen Ebene vorweisen muss, zuvor war sogar von 5 000 Forint die Rede. Unklar ist immer noch, wie die Bukarester Verordnung an den Grenzen Rumäniens gehandhabt wird. So berichteten Temescher Korrespondenten der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ) mit Berufung auf Pressesprecher der dortigen Grenzpolizei, dass trotz gängiger Einladung von EU-Bürgern, in den sich diese verpflichten, für Aufenthalt und Unterkunft des Gastes zu sorgen, rumänische Staatsbürger mindestens 500 Euro bei der Ausreise in westeuropäische Länder vorweisen müssen. Zudem müssten eine rumänische Übersetzung der Einladung und eine notarielle Erklärung des Reisenden über Aufenthaltsziel und –dauer vorliegen.
Von bürokratischen Schikanen nicht betroffen war hingegen eine Gruppe mit Spitzenschülern und –sportlern, die mit Tourismusminister Agathon zu Silvester visafrei nach Berlin reisten. Bukarests Bürgermeister Traian Basescu verloste in der Silvesternacht eine ähnliche Reise nach Wien für drei Bukarester Pärchen. Mit Aufhebung der Visumspflicht erübrigen sich auch die Sichtvermerke, die bislang von den bundesdeutschen Konsulaten in Temeswar und Hermannstadt sowie der Botschaft in Bukarest erteilt wurden. Von der neuen "Visafreiheit" haben gleich nach Silvester jedoch weniger Bürger als erwartet Gebrauch gemacht. An den Grenzübergängen herrschte eher Flaute.

mo


Artikel zum gleichen Thema:

Reisefreiheit: Nach erster Euphorie die Ernüchterung, SbZ-Online, 16. Dezember 2001

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.