31. Oktober 2000

Hermannstadt erfolgreich auf der Expo 2000

Ein siebenbürgischer Schwerpunkt wurde zum Abschluss der Expo 2000 in Hannover im rumänischen Pavillon gesetzt. Höhepunkt der Hermannstädter Tage, die vom 13. bis 17. Oktober stattfanden, war am 16. Oktober ein Symposion zum Thema "Zukunft und Perspektiven Hermannstadts". Dem deutschen Bürgermeister Klaus Johannis ist es gelungen, die zunächst mangelhafte Präsenz Hermannstadts auf der Weltausstellung zum Guten zu wenden.
Am Anfang hatte es in den deutschen Medien Kritik nicht nur an der Weltausstellung insgesamt in Hannover gegeben, wobei vor allem die geringe Besucherzahl in den Vordergrund gestellt wurde (die Organisatoren hatten stolze 40 Millionen erwartet, bis zum Schluss dürften es etwa 18 Millionen Besucher gewesen sein). Auch der Hermannstadt-Stand, der unter dem Motto "Lokale Agenda 21 - Bewahrung des kulturellen und wirtschaftlichen Erbes" zu den weltweiten Projekten der Expo gehörte, hatte eine gestresste Journalistin aus Hermannstadt und viele andere Besucher zunächst enttäuscht. Selbst Bürgermeister Klaus Johannis, der die Stichwahl in Hermannstadt am 18. Juni souverän gewonnen hatte, befand den Stand nach einem Besuch in Hannover als "zu leer" und stellte ein Team engagierter Mitarbeiter auf, die den Raum mit Leben füllten. Was herausgekommen ist, fand schließlich allgemeine Zustimmung und Lob.
Die öffentliche Veranstaltung am 16. Oktober wurde durch Darbietungen des Folkloreensembles "Junii Sibiului - Cindrelul" und der sächsischen Tanzgruppe der Brukenthalschule eingeleitet. Die Tänzerinnen und Tänzer wurden von den zahlreichen Zuschauern im Rumänien-Pavillon mit tosendem Applaus bedacht. Als Ehrengäste zugegen waren die Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe, Susanne Kastner, und Hannovers Oberbürgermeister Schmalstieg. In seinem Grußwort stellte Johannis Hermannstadt als eine beispielhafte Stadt vor, in der Minderheiten bestens miteinander auskommen, das Kulturleben gemeinsam gestalten und Traditionen weiterführen. Es sei eine besondere Ehre für Hermannstadt, als eine der wenigen Städte überhaupt mit einem eigenen Stand auf der Expo vertreten zu sein. Ziel auf der Expo sei es, Hermannstadt und Rumänien in einem positiven Licht darzustellen, Traditionen vorzuführen und zu zeigen, "dass wir aufgeschlossene Leute haben".
Der Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt, Herbert Schmalstieg, betonte: "Seit zweieinhalb Monaten ist die Welt in Hannover zu Gast und damit auch Rumänien." Dem Land sei auf der Weltausstellung eine großartige Werbung gelungen. Schmalstieg zeigte sich "fasziniert" vom rumänischen Pavillon und den kulturellen Programmen, aber auch von der Kürze der Zeit, in der es gelungen sei, den Pavillon auf einem Teil des ursprünglich für die USA vorgesehenen Gelände aufzubauen. Er sei erfreut, Johannis kennen zu lernen, über dessen Wahlsieg deutsche Medien ausgiebig berichtet hätten. Mit der siebenbürgischen Thematik sei er schon aus früheren Jahren vertraut, als Carl Corvin, seit 1968 Professor und Leiter der Opernabteilung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, sich für die Pflege siebenbürgisch-sächsischer Kulturtraditionen und die Förderung deutsch-rumänischer Beziehungen in Hannover eingesetzt habe. Schmalstieg wurde mit dem Titel eines Ehrengastes des rumänischen Pavillons ausgezeichnet. Er wünsche sich, sagte er der Siebenbürgischen Zeitung, "dass die gute Harmonie, die es immer zwischen den Siebenbürger Sachsen und ihrer Heimat gegeben hat, fortgesetzt wird, jetzt, nachdem sich die Völker Osteuropas vor zehn Jahren ihre Freiheit erkämpft haben".
Anschließend wurde im Hermannstadt-Raum ein Symposion abgehalten. Das Ausstellungskonzept des Hermannstadt-Standes wurde von Marcel Baciu präsentiert, der zusammen mit Adrian Bucura vom Rechnungszentrum des Bürgermeisteramtes einen Dia-CD-Vortrag erarbeitet hatte. Hermannstadt habe im Mittelpunkt vieler kultureller und Handelsströmungen Europas gestanden und sich zu einem bedeutenden Zentrum siebenbürgisch-sächsischer Kultur entwickelt, führte Baciu aus. Er sprach von einem "sächsischen Lebensmodell", das eng mit der Architektur bäuerlicher Wehrburgen verknüpft sei. In der Ausstellung waren mehrere Aufnahmen von Kirchenburgen (Birthälm, Stolzenburg, Meschen, Wurmloch) des Architekten Hermann Fabini zu sehen, der als Mitglied der zahlenmäßig starken Hermanstädter Delegation zugegen war. Bilder, die das rumänische Hirtenwesen und Handwerk dokumentierten, hatte Dumitru Budrala, Direktor des ASTRA-Filmstudios, beigesteuert. Neu war auch eine CD-ROM mit Ansichten von Alt-Hermannstadt, gemalt von Johann Böbel.

Siegbert Bruss

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