19. März 2002

Wertvoller Beitrag zur Honterusliteratur

Zur „Aktuellen Übersicht der Honterusforschung“, erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung-Online vom 13. Januar 2002, ist in jüngster Zeit eine gewichtige Ergänzung hinzugekommen, die der Historiker und Archivar Gernot Nussbächer im Folgenden kurz vorstellt. In dem Artikel wurde die wissenschaftliche Tagung kurz erwähnt, die von der Budapester Széchényi-Nationalbibliothek im Mai 1999 dem 450. Todestag von Johannes Honterus gewidmet wurde.
Nun ist vor kurzem ein gewichtiger und reich illustrierter Band von mehr als 240 Seiten unter dem Titel „Honterus-Festschrift Wissenschaftliche Tagung und Ausstellung zum 450-jährigen Todestage von Johannes Honterus in der Ungarischen Széchényi Nationalbibliothek, 1999“ erschienen, der einen erfreulichen Beitrag zur Honterusforschung darstellt und zu dem die Herausgeberinnen W. Salgó Agnes und Stemler Agnes zu beglückwünschen sind. Da in Budapest nach Kronstadt die meisten einheimischen Honterusdrucke weltweit und die meisten ausländischen Ausgaben seiner Werke aufbewahrt werden, waren die Voraussetzungen für die Ausstellung und für die sie begleitende wissenschaftliche Tagung sehr günstig.
Die Honterus-Festschrift enthält außer der Einleitung neun Arbeiten zu wichtigen Aspekten der Honterusforschung. Die meist in ungarischer Sprache verfassten Beiträge werden auch in deutscher bzw. englischer Sprache zusammengefasst, so dass ihr Inhalt auch einem internationalen Leserpublikum zugänglich ist.
Am Anfang steht die Arbeit „Honterus und die Kronstädter Schule“ des verdienstvollen Schulgeschichtlers Mészaros István, der die Schulordnung von 1543 und die von Honterus herausgebrachten Schulbücher in einer interessanten Schau vorstellt.
Csepregi Zoltán kommt in seinem Beitrag über die Bedeutung des Wortes „Reformation“ in Honters Reformationsbüchlein zur Erkenntnis, dass es Honterus ursprünglich um die Wiederherstellung der katholischen Kirche auf biblischer Grundlage gegangen sei. Die Arbeit von P. Szabó Béla würdigt den Rechtsgelehrten Honterus als Vermittler des europäischen „jus commune“, der den Siebenbürger Sachsen das europäische juristische Kulturgut vermittelte und der mit seinem „Handbüchlein des bürgerlichen Rechts“ die eigenständige Rechtsprechung der Siebenbürger Sachsen einleitete.
Der Geographiehistoriker Török Zsolt stellt fest, dass Honters Weltbeschreibung von 1542 ein einheitliches Werk ist, das mehrere Wissenschaften – besonders Kosmographie und Geographie - noch als Einheit zusammenfasst, die später eine selbständige Entwicklung erfuhren.
In ihrer Arbeit über kartographische Quellen Siebenbürgens im 16. Jahrhundert stellt die Forscherin Plihál Katalin zuerst die Siebenbürgenkarte Honters von 1532 und danach die Werke der späteren Kartographen vor. Sie kommt zum Schluss, dass bis zum Jahre 1699 Honterus fast die ausschließliche geographische Quelle über Siebenbürgen war. Der Wissenschaftler Bartha Lajos, der bereits mit anderen Veröffentlichungen über Honterus hervorgetreten ist, untersucht im vorliegenden Band Honters Sternkarten von 1532 und bringt interessante Angaben über deren Nachdrucke in Paris und Krakau.
Eine sehr umfangreiche Arbeit der verdienstvollen Buchdruckhistorikern V. Ecsedi Judit trägt den Titel „Versuch einer Rekonstruktion der Honterusdruckerei“. Nach einer gründlichen Untersuchung der früheren Fachliteratur bietet die Historikerin eine Übersicht der von Honterus verwendeten Buchstabentypen und vergleicht sie mit dem Letternmaterial von dessen Zeitgenossen. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass Honterus Lettern verwendete, die sonst nicht bekannt waren und wohl aus mehreren Quellen stammten, so dass weiterführende Forschungen in dieser Richtung nötig seien.
Der Kronstädter Honterusforscher Gernot Nussbächer steuerte zum Budapester Band den „Versuch einer Bibliographie der ausländischen Ausgaben der Werke des Kronstädter Humanisten Johannes Honterus (Stand 25. April 2000)“ bei. Aus einer reichen Bibliographie und zahlreichen europäischen Bibliotheken werden fast 120 Ausgaben bibliographisch verzeichnet, die die europäische Dimension von Honters Werk veranschaulichen. Inzwischen sind noch einige weitere Ausgaben dazu gekommen.
Den Schluss des Bandes bildet eine reich illustrierte Schilderung des Bildmaterials der Ausstellung von Mai bis Juli 1999 in der Budapester Nationalbibliothek, verfasst von der Leiterin der Abteilung für Alte Drucke W. Salgó Agnes und ihrer Mitarbeiterin Velenczei Katalin.
So ist die vorgestellte Honterus-Festschrift aus Budapest ein neuer, höchst wertvoller Beitrag zur Honterusliteratur, für den wir alle sehr dankbar sein können. Wir beglückwünschen die Herausgeberinnen und Mitarbeiter des schönen Bandes zu ihren verdienstvollen Beiträgen, die ein eindrucksvoller Beweis für das hohe wissenschaftliche Niveau der Honterusforschungen in Ungarn sind.

Gernot Nussbächer


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2002, Seite 7)

Die „Honterus-Festschrift Wissenschaftliche Tagung und Ausstellung zum 450-jährigen Todestage von Johannes Honterus in der Ungarischen Széchényi Nationalbibliothek, 1999“ ist zu beziehen über das Siebenbürgen-Institut, Schloss Horneck, D-74831 Gundelsheim/Neckar, Fax: 06269/4210-10, E-Mail: info@siebenbuergen-institut.de, zum Preis von 15 Euro, zuzüglich Versandkosten.

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