22. März 2002

Lebenswichtige Hilfe für Siebenbürger

Eine beachtliche Bilanz hat das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen auf seiner Mitgliederversammlung am 9. März in München gezogen. Dank eines beachtlichen Spendenaufkommens setzt sich die Einrichtung vorbildlich für bedürftige Landsleute in Siebenbürgen ein. Als neuer Schwerpunkt kommt die kulturelle Breitenarbeit in Deutschland hinzu.
Das Spendenaufkommen in den letzten vier Jahren (1998-2001) betrug 1 707 000 DM, davon 970 000 DM Einzelspenden. Hilfsmaßnahmen hat das Sozialwerk jedoch in einem Gesamtwert von 1 975 000 DM, davon 1 003 000 DM für Lebensmittelpakete und Einzelhilfen durchgeführt, so dass auf Reserven zurückgegriffen werden musste. Die Mitglieder beschlossen eine Satzungsänderung, wonach das Sozialwerk neben seinen gemeinnützig-karitativen Aufgaben auch als Förderverein eingestuft werden kann.
Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerks, stellte in seinem Tätigkeitsbericht für die Jahre 1998-2001 fest, dass die vorrangige Aufgabe des Sozialwerks satzungsgemäß nach wie vor die Unterstützung und Betreuung der noch in Siebenbürgen lebenden Landsleute, vor allem der Alten, Kranken und Bedürftigen sei. Die Betreuungsmöglichkeiten hätten sich nach der politischen Wende 1990 erheblich verbessert. Die 1992 gegründete Saxonia-Stiftung mit derzeitigem Sitz in Kronstadt habe sich zu einem wichtigen Partner und "Bindeglied zwischen dem Sozialwerk sowie vielen anderen Hilfsorganisationen in Deutschland und Österreich und den betreuungswürdigen Einrichtungen und Personen in Siebenbürgen" entwickelt.
Auf diese Struktur bauend, konnte das Sozialwerk in den vergangenen vier Jahren über 20 000 Personen bei einem Durchschnittswert von 50 DM pro Einzelhilfe betreuen. Das Sozialwerk führt die Einzelhilfen aufgrund von Listen mit Bedürftigen durch, die über die Saxonia-Stiftung von den einzelnen Kirchengemeinden oder den lokalen Strukturen des Siebenbürgenforums mitgeteilt werden. Die Lebensmittelpakete werden in Siebenbürgen verpackt, Geldhilfen zu 50 DM (dem Gegenwert eines zehn Kilogramm schweren Pakets) werden gleichfalls verteilt.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Betreuung des Altenheimes in Schweischer, das 1991-1992 dank einer großzügigen Spende der Max-Kade-Stiftung aus den USA vom Sozialwerk wesentlich ausgebaut wurde. Ein Erweiterungsbau mit einem großen Begegnungsraum und zwei Gästezimmern wurde 1999 fertiggestellt. Mit weiteren fast 100 000 DM wurden auch andere Altenheime und Pflegestationen, vor allem jene in Kronstadt-Blumenau und Schäßburg, gefördert. Im Jahr 2001 wurde das zurzeit noch im Bau befindliche Altenheim Blumenau in Kronstadt mit 39 000 DM aus einer Spende des r Alliance of Transylvanian Saxons in den USA unterstützt.
Hilfsmaßnahmen führt das Sozialwerk auch im Bereich Medikamente und medizinische Geräte durch. Dank guter Zusammenarbeit mit der Apotheke des Bayerischen Roten Kreuzes konnten 1998 und 1999 viele Medikamentenwünsche für Einzelpersonen erfüllt werden. Im letzten Jahr übernahm das Sozialwerk gemeinsam mit dem Bayerischen Sozialministerium die Kosten für eine besonders schwere Augenoperation eines Kleinkindes in Jakobsdorf. Zurzeit bemüht es sich ebenfalls beim Bayerischen Sozialministerium um die Mitfinanzierung eines Gehapparates für eine Patientin in Schäßburg, die von Geburt auf gehbehindert ist.
Des Weiteren tritt das Sozialwerk als Mittler zwischen dem Bundesministerium des Innern bzw. Bundesverwaltungsamt und dem Siebenbürgenforum in Erscheinung. Dabei werden verschiedene Hilfsprojekte für die deutsche Minderheit geplant, verwaltungsmäßig betreut und durchgeführt. In den abgelaufenen vier Jahren habe diese außerordentlich zeitaufwendige Mittlerfunktion des Sozialwerks mit fast 595 000 DM rund ein Viertel der Gesamttätigkeit des Sozialwerks ausgemacht.

Ausblick in die Zukunft

Nach der Satzungsänderung von 1994 werden auch Landsleute in Deutschland in Einzelfällen und einmalig unterstützt, wobei das Sozialwerk allerdings nicht die Rentenversicherung ersetzen kann. Nachdem die Bundesregierung die finanziellen Mittel für die kulturelle Breitenarbeit gemäß Paragraph 96 BVFG massiv gekürzt hat, beschloss der Verbandstag der Landsmannschaft 1999 eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages zugunsten der kulturellen Breitenarbeit. Aus diesen Mehreinnahmen konnte das Sozialwerk im letzten Jahr Maßnahmen der kulturellen Breitenarbeit in Höhe von 70 476 DM fördern. Für die im Jahr 2000 erworbene Begegnungsstätte in der Karlstraße 100 in München setzte das Sozialwerk 800 000 DM aus den Spendenmitteln, die der Landsmannschaft aus dem Gruppenversicherungsvertrag zufließen, und 200 000 DM aus eigenen Ersparnissen ein.
Das Sozialwerk werde seine Tätigkeit in den nächsten Jahren in gleicher Weise fortsetzen, als neues Aufgabenfeld komme die Mitfinanzierung der kulturellen Breitenarbeit, sagte Pastior. Das Einzelspendenaufkommen werde voraussichtlich auf dem gleichen Stand bleiben wie in den letzten Jahren, die Mittel der Bundesregierung für die Einzelbetreuung könnten jedoch weiter gekürzt werden. "Trotzdem müssen wir immer in der Lage sein, unsere noch in Siebenbürgen lebenden bedürftigen Landsleute mit Einzelhilfen zu unterstützen", betonte Pastior.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2002, Seite 2)

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