26. März 2002

Fieberndes Miterleben im Krieg

Am 10. März jährt sich der Geburtstag Ludwig Hesshaimers zum 130. Mal. 1872 in Kronstadt geboren, war der er Kronstädter und Siebenbürger mit Leib und Seele, obwohl er nur wenige Jahre in seiner Geburtsstadt lebte.
Seine Jugend verbrachte er in Triest, und auf Wunsch seines Vaters beschritt er die Offizierslaufbahn in der k.u.k. Armee. Durch 15 Garnisonen führte ihn sein Beruf, von Galizien bis zu den Alpen und von den Karpaten bis nach Bosnien.
1909 konnte Hesshaimer endlich in Wien an der Akademie der Bildenden Künste und an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt seine künstlerische Ausbildung vervollkommnen. Er schuf wertvolle Einzelarbeiten im Rahmen des militärischen Dienstes und stellte an den k.u.k Militärschulen den Zeichenunterricht auf neue Grundlagen. Hierfür schrieb er ein Lehrbuch und arbeitete bis zum ersten Weltkrieg an künstlerisch hochwertigen Diplomen, Urkunden und anderen dekorativen Stücken.
Ludwig Hesshaimer:
Ludwig Hesshaimer: "In der Carsija, Sarajewo", um 1910.

In Sarajewo sollte er persönlich dem Thronfolger Franz Ferdinand eine Mappe mit eigenen Zeichnungen überreichen, das Attentat verhinderte jedoch diesen Auftrag. 1914 zog er mit dem Infanterieregiment 59 aus Linz in den Krieg und dokumentierte in seinen künstlerischen Werken die Kämpfe an allen Fronten der k.u.k Monarchie. Sein Zyklus „Heil und Sieg", 1915, eine Lichtdruckmappe von 30 Zeichnungen, ist eines seiner bekanntesten Werke. Die Zeichnungen entstanden auf dem Vormarsch in Russische-Polen, mitten im Gefecht, im Feindfeuer - daher sind sie so ausdrucksvoll, viel aussagekräftiger als Fotografien, in ihrer Sachlichkeit enthalten sie das fiebernde Miterleben. Für den Generalstab der k.u.k. Armee und für die Leipziger Illustrierte Zeitung arbeitete Hesshaimer als offizieller Kriegszeichner.
Mit dem Ende des ersten Weltkrieges endete auch seine Offizierslaufbahn, und er ließ sich in Wien nieder. Hier arbeitete er als Berufskünstler, Maler, Radierer, Vortragender, und Schriftsteller für viele Zeitungen. Bis 1938 war er Vorstand des „Albrecht Dürer Bundes", der ältesten österreichischen Künstlervereinigung. Er gründete die Kunstsektion des österreichischen Offiziersverbandes im Palais des Fürsten Schwarzenberg, dem Offizierskasino am Schwarzenbergplatz, in Wien und führte sie 20 Jahre lang ehrenamtlich.
Als Kronstädter war Hesshaimer ein Förderer des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien. Mit seiner Unterstützung fanden auch Veranstaltungen des Vereins in den Räumlichkeiten am Schwarzenbergplatz statt. Zum 70. Vereinsjubiläum (1941) hielt Oberst Ludwig Hesshaimer die Festrede.
Seine Werke sind heute in der Albertina, im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien u.a. zu sehen. Sein Nachlass befindet sich in der Siebenbürger Bibliothek auf Schloss Homeck in Gundelsheim. Der Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien verfügt über eines seiner Bilder. Der Graphiker und Maler starb am 10. Januar 1956 in Rio de Janeiro (Brasilien).

Wilgerd Nagy


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2002, Seite 12)

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