8. Juli 2023

HOG Schäßburg vor 30 Jahren gegründet

„Die Gründung der ,HOG Schäßburg‘, verbunden mit der Absicht, den Schäßburgern in aller Welt auch die neuesten ,Schäßburger Nachrichten‘ zukommen zu lassen, verlangt traditionell nach einem Prolog, im speziellen Falle gleichsam als Vorlage für ein künftiges ,in memoriam‘ für den wohl letzten Nachfolger unseres ,Groß-Kokler Boten‘ […] Wir sind nicht angetreten, Aufgaben unserer Landmannschaft und der Verbandszeitung zu übernehmen […] Unser Anliegen nimmt sich demgegenüber viel bescheidener aus: Sicherung und Förderung unseres persönlichen, oft verwandtschaftlichen Zusammengehörigkeitsgefühls und – gleichsam als Brückenfunktion – praktische Hilfe für die zurückgebliebenen Heimattreuen.“
So schrieb Prof. Heinz Brandsch in der ersten Ausgabe der Schäßburger Nachrichten (SN) vom 1. März 1994. Bereits am 25. Februar 1992 hatte sich ein bunt gemischtes Gründungskollegium von 13 Schäßburger Persönlichkeiten in München getroffen, um über die Klippen der divergierenden Vorstellungen zum Sinn und Zweck einer Heimatortsgemeinschaft hinwegzukommen. Es war Brandsch, dem es gelang, mit Überzeugungskraft und der notwendigen Distanz – er hatte Schäßburg nach dem Bakkalaureat 1947 verlassen, um sich in Leipzig niederzulassen – die Teilnehmer von dem Gedanken an eine Organisation nach dem Muster der Schäßburger Nachbarschaften, wie sie in der Heimatstadt seit jeher existierten und 1985 in Heilbronn ins Leben gerufen worden war, abzubringen. Bei der Gründungsversammlung am 15. Mai 1993 in Bad Mergentheim waren 32 Teilnehmer anwesend. Auf der Tagesordnung stand neben der Wahl des ersten Vorstands die Festlegung der zu bewältigenden Aufgaben. Brandsch wurde zum Vorsitzenden gewählt und institutionalisierte die „HOG Schäßburg“ als eingetragenen Verein (e.V.) mit einer „HOG-Zeitung zur Information und Aufrechterhaltung der Gemeinschaft“. Das Amtsgericht Heilbronn vollzog am 29. August 1994 die Eintragung in das Vereinsregister.

Die HOG führte die vielfältigen, auf unterschiedlichen Ebenen gepflegten Kontakte zu lokalen Stellen in Schäßburg, zum Deutschen Forum, zur Evangelischen Kirchengemeinde und dem Presbyterium in koordinierten Bahnen fort. Der Rechenschaftsbericht des ersten Vorstands nach dreijähriger Amtszeit belegt das breit gefächerte Aufgabenfeld, das man sich auf die Fahnen geschrieben hatte. Im Vordergrund standen die praktische Hilfe für die in Schäßburg Verbliebenen, die Pflege der Friedhöfe, die Jugendarbeit und die Organisation der traditionellen Schäßburger Treffen. Aber auch die von der Landsmannschaft angestoßenen Projekte Ahnenforschung/Spurensicherung machte man sich zu eigen und begann sehr früh alle verfügbaren Matrikeldaten zu sichern.

1997 stellte sich Brandsch nicht mehr zur Wahl. Sein Amt übernahm der umtriebige Walter Lingner. Er war in der Heimatstadt gut vernetzt und hat von Anfang an Tätigkeiten und Ausrichtung der HOG maßgeblich geprägt. Als er sich 2006 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog, sprang der ehemalige Schäßburger Stadtpfarrer Dr. August Schuller ein und führte die Geschäfte mit einem neuen Team weiter. Hermann Theil, der schon 1997 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden war, übernahm die Vereinsführung 2010, nachdem Schuller in seiner zweiten Amtszeit zurücktrat. Theil brachte Kenntnisse über Computerprogramme und deren Anwendung mit und setzte diese nutzbringend in Buchhaltung, Mitgliederverwaltung sowie in der Redaktionsarbeit der SN ein. Die personelle Zusammensetzung des Vorstands veränderte sich infolge der altersbedingten Fluktuation und es wurde immer schwieriger, jüngere Kräfte für die Vereinsarbeit zu begeistern. Theil bewältigte die Geschäftsführung der HOG mit der Unterstützung seiner Vorstandkollegen bis 2018, ehe er sich gesundheitlich angeschlagen zurückziehen musste. Die Altersstruktur des verbliebenen Vorstands sowie die schwindende Aussicht auf eine Verjüngung stellten den Fortbestand der HOG ernsthaft in Frage. Ihre Erfolgsgeschichte, vor allem aber ihr soziales Engagement für Hilfsbedürftige in der Heimatstadt und ihre zum Markenzeichen gewordene Vereinszeitschrift SN hätten damit ein Ende gefunden. Ein „harter Kern“ um Dr. Erika Schneider, Helga Müller, Harald Gitschner und den Verfasser dieser Zeilen konnte sich damit nicht abfinden und beschloss, die Ehrenämter in der Geschäftsführung und Redaktion der HOG so lange weiterzuführen, wie die gesundheitliche Verfassung der Akteure das zulässt. Unter dem Vorsitz von Erika Schneider ging es trotz der auferlegten Einschränkungen während der Pandemie in bewährter Zuverlässigkeit weiter. Bei der Vorstandswahl im September 2022 mussten die Hoffnungen auf Entlastung durch Jüngere endgültig begraben werden. Das Führungsteam der HOG setzt in nahezu unveränderter Zusammensetzung und Arbeitsteilung den eingeschlagenen Weg fort. Wie lange es den Aufgaben noch gerecht werden kann, ist ungewiss.

Dr. Lars Fabritius, Mannheim

Schlagwörter: HOG, Schäßburg, Jubiläum

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