29. Juli 2023

700 Jahre Kleinscheuern

2023 erfüllen sich 700 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde Kleinscheuern. Am 5. Mai 1323 verkaufte Gräf Michael von Salzburg – aus der mächtigen Familie des Gaan von Salzburg – einen Teil der untergegangenen Siedlung Ringelkirch seinem Bruder, dem Gräfen Alardus von Salzburg. Pleban Johannes von „Parvo horreo“ (Kleine Scheuer) stimmte dem Kauf zu.
In der Originalurkunde des Weißenburger Kapitels ...
In der Originalurkunde des Weißenburger Kapitels vom 5. Mai 1323 wurde Kleinscheuern erstmals schriftlich erwähnt.
Die Originalurkunde des Weißenburger Kapitels berichtet: „Mit dem Inhalt dieses Schreibens möchten wir alle wissen lassen, dass Michael, Sohn des Komes Alard von Salzburg, und sein Bruder, Komes Alard, vor uns erschienen sind und mündlich zugegeben haben, dass er mit der Erlaubnis seiner Brüder verkauft und verschenkt hat, kundtun, nämlich: Nikolaus, Johannes, Pfarrer von Kleinscheuern, Ladislaus und Salomon, Sohn von Salomon, an den genannten Alard, seinen Bruder, und durch ihn an seine Erben und die Erben dieser Erben, für fünfzig Mark guten Silbers, die [Michael] von [Alard] erhalten hat, den vierten Teil des Dorfes und des Anwesens Rengurkyrh [Ringelkirch], das dem genannten Michael gehört, zusammen mit allen seinen Nutzungen, nämlich: Ackerland, Wiesen, Wälder, Gehölze und Wasser, und er verkaufte sie und gab sie vor uns, damit er sie besitze und behalte und sie in Frieden habe für immer und unentwegt, besagter Michael sich verpflichtet, in allen Umständen mit seiner Arbeit und seinen Kosten den erwähnten Komes und seine Erben gegen alle zu verteidigen, die ihn im Laufe der Zeit verklagen könnten, zu stören oder zu behindern in Bezug auf das besagte Viertel Land oder Anwesen namens Rengurkyrh [Ringelkirch], das er an den besagten Alard verkauft hat, und seinen Bruder, den besagten Alard, im friedlichen Besitz des besagten Viertels zu halten“.

Die Gemeinde Kleinscheuern feierte dieses historische Ereignis mit einer Reihe von Veranstaltungen. Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten am 4. Mai mit der Veranstaltung in der Gymnasialschule zum Thema „Schule in Vergangenheit und Gegenwart“. Die Schüler aus Kleinscheuern und dem Ortsteil Reußdörfchen boten den zahlreichen Besuchern eine zeitgemäße Sicht über die Vergangenheit der Gemeinde.

Am Freitag, den 5. Mai, auf den Tag genau, an dem vor 700 Jahren Pleban Johannes von „Parvo horreo“ Zeuge war, fand eine außerordentliche Sitzung des Gemeinderates in der evangelischen Kirche statt. Dabei gab es für die Anwesenden auch einen Rückblick auf die Gemeindevergangenheit. Gleichzeitig wurden die Eckpunkte der zukünftigen Entwicklung skizziert. Anlässlich des Jubiläums – nach etlichen hundert Jahren Bilanz – sind alle Einwohner von Kleinscheuern und Reußdörfchen aufgerufen, in Einigkeit und Harmonie die Zukunft zu gestalten, damit im Jahr 2030 die Gemeinde KLEINSCHEUERN eine wirtschaftlich entwickelte territoriale Verwaltungseinheit wird, die ihre eigenen Ressourcen maximal nutzt und die bestehende Vielfalt sowie das Kulturgut und den Naturraum bewahrt.

Am Samstag, den 6. Mai, einem schönen Tag mit viel Sonne und guter Laune, mit einer großen Beteiligung von Einheimischen sowie Gästen aus siebenbürgischen Einrichtungen, aber auch aus Bukarest und Deutschland, wurde die zweisprachige (Rumänisch/Deutsch) Monografie „Kleinscheuern. Eine Gemeinde in Siebenbürgen“ vorgestellt. Die Präsentation erfolgte durch den Historiker Ioan Opriş. Die Publikation beleuchtet in einer ausgezeichneten grafischen Gestaltung auf 176 Seiten mit teils bekannten, teils unveröffentlichten Daten die Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde. Der Anhang enthält eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse der Gemeinde und eine umfangreiche Bibliografie, die das Informationsangebot vervollständigt.

Anschließend erfolgte die Eröffnung der Open Air-Ausstellung „Reise durch die Vergangenheit der Gemeinde Kleinscheuern“. Ein Konzert der Gruppe „Trei Parale“ mit Ileana Rotaru auf der Harfe begleitete die Eröffnung. Auf 24 Tafeln (1,20 x 2,00 m) wird die Geschichte Kleinscheuerns in Bildern und Text (Rumänisch und Deutsch) auf dem Dorfanger präsentiert. Die Ausstellung kann das ganze Jahr auf dem Marktplatz in Kleinscheuern besichtigt werden. Besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung der Gemeinde nach 1990. Seit 1995 hat die Verwaltung die lokale wirtschaftliche und soziale Entwicklung konsequent gefördert, die Mittel für den lokalen Haushalt aufgestockt und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen geschaffen. Zwei Tafeln sind der Heimatortsgemeinschaft Kleinscheuern e.V. gewidmet.
Pflanzen einer Linde vor der evangelischen Kirche ...
Pflanzen einer Linde vor der evangelischen Kirche in Kleinscheuern. v.r.l. Diakon Heinrich Rosinger, orthodoxer Priester i.R. Ilie Fleşer, orthodoxer Priester Iulian Harşan, Dechant Dietrich Galter, Bürgermeister Valentin Ristea, Bischof Reinhart Guib, Martin Rill, Vizebürgermeister Sorin Plesca, Gemeinderäte Andrea-Mirele Lupuşor und Gheorghe Şionean.
Am Sonntag, den 7. Mai, fand ein Gottesdienst des Gemeindeverbandes Neppendorf (Großau, Hamlesch, Haschagen, Kleinscheuern, Reußdörfchen, Salzburg und Törnen) in der evangelischen Kirche Kleinscheuern statt unter Teilnahme des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien Reinhart Guib, des Dechanten des Hermannstädter Kirchenbezirks Dietrich Galter und Diakon Heinrich Rosinger. Neben den evangelischen Gliedern des Gemeindeverbandes nahmen auch viele orthodoxe Kleinscheuerner am Gottesdienst teil. Für musikalische Untermalung sorgte nach dem Gottesdienst die Neppendörfer Blaskapelle. Anschließend wurde durch eine private Initiative eine Linde vor der Kirche gepflanzt.

Zwischen dem 12. und 15. August soll noch einmal gebührend gefeiert werden, so dass auch die ausgewanderten Sachsen dabei sein können. Alle sind eingeladen, mitzufeiern und Gemeinschaft zu genießen über die Grenzen hinweg. In erster Linie sind wir als ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner dieses Dorfes eingeladen. Eröffnet wird die Feier am Samstag, den 12. August, mit politischer und gesellschaftlicher Prominenz. Die ausgewanderten Kleinscheuerner können die Feier in Form von Kulturbeiträgen mitgestalten, so wie es unsere Vorfahren in ihren Zeiten als kreative Gestalterinnen und Gestalter des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens taten. Besondere Höhepunkte werden der sächsische Ball am Samstagabend im Gemeindesaal mit der „Nova“-Band aus Heidenheim und der Gottesdienst am Sonntag sein. Die Heidenheimer siebenbürgischen Musikanten, die Eltern-, Jugend- und Kindertanzgruppen werden über mehrere Tage auf der Festbühne auftreten. Im Gong-Theater in Hermannstadt wird am Sonntagabend der Liederabend „A liedchen hälft ängden“, gestaltet von Helga Schuster (Steinheim am Albuch) und Edith Toth (Mediasch), stattfinden. Nach den Feierlichkeiten wird eine viertägige Rundreise über Mediasch, Schäßburg, Kronstadt, Kerz und Hermannstadt stattfinden.

Wenn unser Kleinscheuern ein Fest zur 700-jährigen urkundlichen Ersterwähnung begeht, dann ist es nicht nur von historischer Bedeutung, sondern auch für die, die es mit vorbereiten und erleben dürfen, ein einmaliges und besonderes Ereignis, offen für jeden, der dieses mit uns teilen möchte. Die Heimatortsgemeinschaft Kleinscheuern hat bereits einen Flug organisiert für Besucher, die fliegen wollen. Natürlich ist auch eine eigene Anreise möglich für die Menschen, die unabhängig sein und länger ihren Urlaub dort verbringen möchten.

Martin Rill, Erlenbach

Schlagwörter: Kleinscheuern, Jubiläum, Geschichte

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