10. September 2023

800 Jahre Großau in Siebenbürgen: „U biden Åwern des Zabeng/do lot Grißa de Himet meng“

Mit großer Dankbarkeit und tiefer Freude im Herzen blicken wir zurück auf wunderschöne Festtage, die wir anlässlich der 800 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung Großaus vom 10.-15. August in der Großauer Kirchenburg begehen konnten. Als ob es ein Traum war … Die Bilder, Klänge und Begegnungen dieser Tage werden uns lange die Erinnerung und die Freude daran lebendig halten. Es durfte sein! Und wir waren dabei! Wir danken der großen Großauer Gemeinschaft, der es möglich war, dieses Fest auf allen Ebenen mitzugestalten und in unserer schönen Kirchenburg mit Gästen und Freunden zu feiern. Jede Generation hat ganz besonders zum Gelingen des Festes beigetragen.
Kirchenburg Großau mit dem Festzug zum ...
Kirchenburg Großau mit dem Festzug zum Friedhofsgang. Foto: Patrick Mitroi
Wir danken unseren werten Gästen, die dieses Fest und uns mit ihrer Teilnahme geehrt haben: Adelheid Folie, Botschafterin der Republik Österreich, Kerstin Ursula Jahn, Konsulin des Deutschen Konsulats Hermannstadt, Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Andreas Huber, Honorarkonsul der Republik Österreich in Hermannstadt, unserer Partnergemeinde, der evangelisch-lutherischen Kirche Goßfelden-Sarnau, Dres. Egbert und Cornelia Schlarb, dem Leitungsgremium des Gemeindeverbandes Neppendorf und vielen, vielen weiteren Gästen von nah und fern.

Wir danken für die lieben Grußworte, die uns erreicht haben von Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Pfarrer Konrad Schullerus und Pfarrer Mathias Stieger, Dr. Peer Gebauer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, und Arthur Mattli, Botschafter der Schweiz.

Es gab viel zu feiern: 800 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung, die Orgelweihung nach der Restauration, die Kirchenweihung nach der Renovierung, unser elftes Heimatfest. Gut über 70 freiwillige Helfer fanden sich in den Tagen vor dem Fest in der Kirchenburg und auf dem Friedhof ein, um die umfangreichen Vorbereitungen zu treffen. Ihnen gebührt unser herzlicher Dank, dass sie sich für die Gemeinschaft eingebracht haben.

Auf den Spuren des Pfarrers Josef Georg Konnerth führten Georg Gabel und Samuel Krauss am Freitagnachmittag zahlreiche Interessierte durch Großau und in die Schule, wo sie von Schuldirektor Ion Chis und der Lehrerin Laura Luchian herzlich empfangen wurden. Erinnerungen wurden geteilt und die sehr gut ausgestattete Schule konnte bestaunt werden.

Zum gemütlichen Singen und Beisammensein kehrte man mit Andreas Wagner und Siegfried Krempels im Anschluss in der Kirchenburg ein. Im Speckturm gab es so manches Häppchen Speck und Wurst auf frischem Hausbrot, das Herz und Gaumen erfreute.

Insgesamt ist die 800-jährige Geschichte von ...
Insgesamt ist die 800-jährige Geschichte von Großau in Siebenbürgen eine Erfolgsgeschichte, die von einer Gemeinschaft erzählt, die immer wieder Herausforderungen gemeistert und ihre Kultur und Tradition gepflegt hat. Es ist der Ort, der seine Vergangenheit respektiert und gleichzeitig seine Zukunft gestaltet.
Am Samstag stand die Kirchenburg im Mittelpunkt des Geschehens. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten konnten während der Burgführungen und der Turmbesteigung von Kurator Mathias Krauss und Rainer Krauss erläutert werden. Die Besichtigung des Ostturmes, des Partnerschaftsturmes der Kirchengemeinde Goßfelden-Sarnau, und der Heimatstube führte zu schönen Gesprächen bei einem sehr interessierten Publikum. Ganz besonders vermisst wurde hier in diesen Räumen unsere Maria Schenker, die die Reise nicht antreten konnte.

Mit einer Vortragsreihe zur Geschichte Großaus – „Eckdaten und Zäsuren“ von Franz Stangel, Kustos des Grazer Universitätsmuseum, und „Am 24. August 1734 kamen sie in Großau an“, – Die Zuweisung der Landler – von Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgerforums, sowie einer offenen Gesprächsrunde mit Vertretern der evangelischen Kirchengemeinde und der HOG Großau stand der Samstagnachmittag ganz im Zeichen des Festes. Musikalisch umrahmt wurden die Vorträge vom Instrumental- und Vokalensemble „Insula Cristiana“, welches eigens ein für diesen Anlass als Geschenk von Liana Grennerth-Zeck geschriebenes Musikstück aufführte. Das aus Bad Goisern angereiste Vokalquartett „ReGeHeGe“ um Herbert Kefer ließ zum Gruß Lieder aus der Urheimat der Großauer Landler erklingen.

Mit ein Höhepunkt des Samstages war die filmreife Präsentation in „Worten und Klang“ des Projektes „Restauration der Großauer Orgel“ durch Jürg Leutert, Musikwart der Evangelischen Kirche A.B. Rumänien, und Árpád Magyar, Orgelbauer und Geschäftsführer der Orgelbauwerkstatt C.O.T aus Honigberg. Jürg Leutert zog im wahrsten Sinne des Wortes alle Register, um den Zuhörern diese wunderbare alte und gleichzeitig neue Orgel von ihrer besten Seite zu zeigen und nahe zu bringen. Die Restauration der Orgel konnte vollständig durch Spenden finanziert werden, die über den „Verein zur Unterstützung der evangelischen Kirche Großau“ abgewickelt wurden.

Bewegende Momente erlebten am Sonntag die Gottesdienstbesucher bei der Weihung der Orgel, des Gotteshauses und der ganzen Kirchenburg durch Bischof Reinhart Guib, Pfarrerin Sandra Niemann und Dechant Heinz Dietrich Galter. Und nun klang sie wieder und begleitete und leitete die Gemeinde, die wie in vergangenen Tagen in der sächsischen und landlerischen Festtracht zum Gottesdienst gekommen war, bei der besonderen Predigt unseres Bischofs Reinhart Guib, in der der Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehre“ strophenweise zwischen der Verkündigung von der Gemeinde gesungen und von Jürg Leutert an der Orgel und der Großauer Blasmusik begleitet worden war. Gottes Wort geht nie verloren, möge es in unseren Herzen Heimat finden. Mit bewegendem Dank für diesen Festgottesdienst und den Zuspruch an Bischof Guib, Pfarrerin Niemann und Dechant Galter.

Großauer Barock-Orgel nach der Restauration 2021 ...
Großauer Barock-Orgel nach der Restauration 2021-2023. Foto: Gundula Kurth
Über den ganzen Sonntag, im Gottesdienst, beim traditionellen Gang zum Friedhof und dem Aufsuchen der Familiengräber, zum gemeinsamen Mittagessen in der Pfarrscheune und bis in die späten Abendstunden hinein, war die Großauer Blasmusik mitten in der Festgemeinde und begleitete sie in vertrauter Art und Weise. Hermann Grennerth, Dirigent der Großauer Blasmusik, hat seine Zusage einhalten können. Allen Musikanten ein „Vergelt’s Gott!“

Tracht, Theater, Tanz und Kultur, das Prägeeisen unserer siebenbürgischen Identität, bekam am Sonntagnachmittag Raum, Farbe und Klang durch die erfrischende Darbietung der Kindertanzgruppe unter der Leitung von Heidi Mößner und der Großauer ad-hoc-Tanzgruppe, wobei zwölf generationenübergreifende Paare mitwirkten. Eine sehr schöne Erfahrung! Schön, dass ihr alle dabei wart! Wir können das gerne wiederholen!

Ioan Seuchea, Bürgermeister der Gemeinde Großau, begrüßte und beglückwünschte die Festgemeinschaft von den Stufen des Rathauses und auch in der Kirchenburg. Gemeinsam will man in die Zukunft starten und die bisherige Verbindung stärken.

Zum Orgelkonzert, unter anderem mit Werken von J.S. Bach, ließ Kirchenmusikerin Andrea Kulin die Orgel in ihrer ganzen Klangfarbe erklingen und brachte den Himmel zur Erde. Langanhaltender Applaus belohnte sie für die begeisterten Probestunden bis spät in die Nacht.

Einen wunderschönen Abschluss fanden die Feststage am Montagabend im Großauer Pfarrhof mit einem einzigartigen OpenAir-Ball mit der „NOVA“-Band. Herzlichen Dank für die Party, liebe Musiker! Herzlichen Dank, liebe Großau-Fans, fürs Tanzen und Singen miteinander, für fröhliche und unbeschwerte Stunden – bis zum nächsten Mal!

Allein Gott in der Höh sei Ehr! Wie ein Bogen spannen sich die Worte aus dem bekannten Lied über die Vorbereitungszeit und über diese Festtage und umschließen all unseren Dank und unsere Freude! Als ob es ein Traum war …

Der Vorstand der HOG Großau

Busfahrt nach Großau

„Wer unter dem Schutz des Höchsten fährt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen.“ Ps. 91,1

Unsere Busfahrt wurde von Kathi Mai mit viel Liebe und Herzblut organisiert. Der Bus startete am 9. August um 6.00 Uhr in Sachsenheim und sammelte die Mitreisenden an mehreren Einstiegsstellen bis Rosenheim ein. Die Busfahrer Siegfried Schreiter und Horst Köber teilten sich die weite Fahrt über Österreich und Ungarn bis Rumänien. Unterwegs gab es Pausen, in denen für unser leibliches Wohl gesorgt wurde; während der Fahrt wurde viel geredet, gelacht, gelesen und geschlafen, denn wir mussten den Tag und die Nacht durchfahren.

Am Donnerstag gegen 10.00 Uhr erreichten wir unsere Pension „Insula Christiana“ in Großau. Am ersten Tag gab es einen freiwilligen Friedhofsarbeitseinsatz. Wer wollte, konnte den Heimatort Großau schon mal bei Regen erkunden: Die vielen einheimischen Störche auf den Strommasten und Schornsteinen gehören zum Dorfbild dazu. Um 17.00 Uhr wurden wir vom Großauer Kirchenkurator Mathias Krauss herzlich willkommen geheißen bei einer „Iahnie de fasole“ (Bohnensuppe) und Getränken.

Am Freitagmorgen fuhren wir mit unserem Bus nach Hermannstadt. Von der Philharmonie über die Heltauergasse zum Großen und Kleinen Ring konnte jeder das Stadtflair genießen. Die Evangelische Stadtpfarrkirche präsentierte sich in ihrem neu renovierten „Kleid“ von ihrer schönsten Seite. 15.00 Uhr fuhr der Bus wieder zurück. In Großau gab es ab 16.00 Uhr geführte Ortsbegehungen auf den Spuren von Pfarrer G. J. Konnerth. Einige Stationen waren die Gesamtschule Großau, die Alte Mühle, das Rathaus und das Dorfmuseum. Abends konnte man seinen Hunger im Speckturm stillen und gemeinsam mit A. Wagner und S. Krempels in der Kirchenburg singen.
Großauer Busreisende. Foto: Kathi Mai ...
Großauer Busreisende. Foto: Kathi Mai
Am Samstag, dem 12. August, gab es Kirchenburgführungen von Dagmar Baatz, der Vorsitzenden der HOG Großau. Ein besonderer Höhepunkt war die Turmbesteigung: Auf der recht steilen Holztreppe ging es hinauf bis zu den Glocken und dem Uhrwerk. Von da hatte man einen Blick auf den Dorfkern mit der Alten Schule und den Zibin, ­unseren geliebten Fluß, mit dem uns viele Kindheitserinnerungen verbinden (Schwimmen, Schlittschuhlaufen ...). Unsere Omas und Tanten wuschen noch ihre Wäsche im Fluss, im Sommer wie Winter – Hochachtung!

Ab 15.00 Uhr gab es zwei besondere Festvorträge in der Kirche zum Thema der 800-Jahr-Feier seit der ersten urkundlichen Erwähnung von Großau „Insula Cristiana“ 1223, gehalten von F. Stangl und M. Bottesch: „Am 20. August 1734 kamen die Landler in Großau an.“ Die Vorträge wurden von dem Instrumental-und Vokalensemble „Insula Cristiana“ und einem Vokalquartett aus Bad Goisern „ReGeHeGe“ umrahmt. Ein besonderer Höhepunkt war die Präsentation der wunderschön restaurierten Barock-Orgel von Musikwart Jürg Leutert. Wir lauschten den herrlichen Klängen der Orgelstücke. Auch diesen Abend gab es eine Brotzeit im Speckturm.

Am Sonntagmorgen besuchten wir den Festgottesdienst. Anschließend ging es im Festzug bis zum Rathaus, wo Bürgermeister Ioan Seuchea eine Rede hielt, leider ohne Mikrophon, so dass man nicht viel verstehen konnte. Am Friedhof hielten Bischof Guib und Pfarrerin Niemann eine Andacht, ein Kranz für die Verstorbenen wurde niedergelegt und jeder konnte danach sein Familiengrab aufsuchen. Nach dem gemeinsamen, leckeren Mittagessen in der Pfarrscheune wurden Lieder und Tänze der Trachtengruppe aufgeführt. Später konnten alle beim gemütlichen Beisammensein Großauer Blasmusik und siebenbürgische Spezialitäten genießen.

Den Montag verbrachte die Gruppe in Salzburg (Ocna Sibiului) beim Baden im Salzsee. Es war sehr überfüllt, da in Rumänien ein freier Brückentag war. Abends gab es wieder ein gemütliches Beisammensein mit der „Nova“-Band. Aus dem ganzen Umland kamen die Siebenbürger Sachsen und Landler und erfreuten sich bis zum späten Abend an den Feierlichkeiten.

Leider mussten wir am Dienstagmorgen wieder abreisen. Die Rückfahrt war, trotz Stau in Ungarn, gefühlt kürzer und wir kamen am Mittwoch früh gegen 5.00 Uhr in Rosenheim und nach fünf Stunden wohlbehalten in Sachsenheim an. Alle waren zwar etwas müde, aber zufrieden und glücklich, die alte Heimat wieder gesehen zu haben.

Wir danken Kathi Mai für ihre Mühe und Organisation, wir danken Gott für Bewahrung und Schutz auf der Fahrt und all denen, die unsere Reise in die Heimat im Gebet begleitet haben.

Katharina Beer

Schlagwörter: Jubiläum, Großau, Busreise

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