20. Dezember 2012

Neuburg a.d. Donau: Sächsisches Theater uraufgeführt

Zu einem kulturellen Nachmittag fanden sich Siebenbürger Sachsen aus Neuburg an der Donau und Umgebung am 3. November im Gemeindehaus Marienheim ein. Bei Kaffee und ­Kuchen, gespendet von unseren fleißigen Kuchenbäckerinnen, wartete man gespannt, „was heute wohl geboten wird“. Die Schwestern Ariane und Sonja Plattner führten zwar zum ersten Mal, aber gekonnt durch das Programm. Nach einem Grußwort des Kreisgruppenvorsitzenden Werner Gottschling eröffnete der Chor unter der langjährigen Leitung von Lisbeth Schell das Programm. Hilde Juchum las zwischen den Liedern einige Gedichte aus ihrem Repertoire, besinnlich und heiter.
Die Uraufführung des kurzen Zweiakters „Esi woor et“ von Hilde Juchum entführte uns auf eine Dorfgasse in der alten Heimat. „Jeder kann sich in sein Dorf zurückdenken, deshalb hat das Dorf auch keinen Namen“, so die Autorin, die auch Regie führte, mit Unterstützung von Elisabeth Zinz, und auch mitspielte. Das Bühnenbild war diesmal keine gepflegte sächsische Bauernstube, sondern eine gepflegte sächsische Dorfgasse. Das Geschehen spielte in den 70er bis 80er Jahren an einem sonnigen Sonntag kurz vor dem Peter-und-Paulstag: „of der Goss“ – von in der Früh mit dem Kehren vor dem Tor und dem Beseitigen des ersten „Kabesch“ (Kuhfladen) bis zum Läuten der Abendglocke, da der Tag sich neigte, wo still die Hände gefaltet wurden und das „Nochtglock“-Gebet gebetet wurde. Es ist der Autorin gelungen, uns in diese Zeit und an diese Orte zu entführen. „Wir waren zu Hause“, hörte man aus dem Publikum. So haben wir gelebt, das hat uns bewegt, über diese Dinge haben wir lachen können, „esi woor et“. Am Ende des Stückes, während die Abendglocke läutete, sangen wir gemeinsam mit dem Publikum „Hieren ech de Bietglock leogden“, wo so manche Trä­ne verstohlen weggewischt wurde. In der Pause zwischen den zwei Akten ließ Rolf Scheiner alte sächsische Dichter zu Wort kommen: Otto Piringer und Schuster Dutz. Herzlichen Dank!
Die Mitwirkenden des Kulturnachmittag der ...
Die Mitwirkenden des Kulturnachmittag der Kreisgruppe Neuburg an der Donau. Foto: S. Kloos
Die Tanzgruppe unter der Leitung von Delia Ungar rundete das Programm gekonnt ab und erntete den verdienten Applaus. Allen Mitwirkenden gilt ein großer Dank, denn sie sangen, spielten und tanzten für einen guten Zweck. Da die Kreisgruppe Neuburg an der Donau einen Teil der Unkosten übernommen hat, war es möglich, 100 Euro an die Apostelkirche zu spenden, wo wir meistens proben, sowie eine Spende von 400 Euro für ein Altenheim in der alten Heimat zu tätigen. Als Dankeschön für einen sehr gelungenen Nachmittags überreichte der Vorstand an die Leiterinnen des Chores, der Theatergruppe sowie der Tanzgruppe einen Blumenstrauß, symbolisch für alle Mitwirkenden. Über die Hintergründe der Darbietung berichtet weiter unten Hilde Juchum.

Luise Gieb


Sie sangen, spielten und tanzten für einen guten Zweck

Als ich den Vorschlag machte, den Erlös von diesem kulturellen Nachmittag an ein Altenheim in der alten Heimat zu spenden, war die deutliche Mehrheit dafür. Es wurde seitens des Vorstands mir überlassen, welchem Altenheim die Spende zukommen soll, und ich entschied mich für das Altenheim in Hetzeldorf, da ich dieses 2008 besuchte. Also geht der Reinerlös von 400 Euro über das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. an dieses Altenheim. Ich meine, einen Dank aus dem Herzen aller Mitwirkenden an dieser Stelle an das Publikum, die edlen Spender, sagen zu dürfen. Wie kam es zu diesem kurzen Theaterstück? Ich unterhielt mich vor einigen Jahren mit einer sehr heimatverbundenen Bekannten und sie sagte: „Wenn ich die Augen schließe und mir einen sonnigen Sonntag in der Heimat vorstelle, wo alle in unseren schönen Trachten dem Ruf der Glocken in die Kirche folgen, das sind so wertvolle Erinnerungen, die uns keiner nehmen kann.“ Ich habe oft an dieses Gespräch gedacht. Während eines Urlaubs in der alten Heimat bot sich uns so ein Bild, denn in einem Dorf bei Hermanstadt war gerade ein Heimattreffen. Es keimte der Gedanke, so einen Sonntag zu Papier zu bringen. Elisabeth Zinz bestärkte mich in meinem Vorhaben und ich bin ihr dankbar dafür. „Esi woor et“. Auch danke ich ihr für die Unterstützung in der Regie. Seitens der Mitwirkenden wurden Verbesserungsvorschläge während den Proben gemacht, wofür ich sehr dankbar bin. Viele waren das erste Mal auf der Bühne und haben ihre Rollen vor vollbesetztem Saal meisterhaft gespielt. Karin Henning gilt ein großer Dank für das spontane Übernehmen einer Rolle, die aus Krankheitsgründen ausfiel. Mein persönlicher Dank gilt allen, die mich in irgendeiner Weise unterstützt haben, und doch möchte ich ein paar Namen nennen: Lisbeth Schell und Christa Kantz für die musikalische Unterstützung, Erwin Höchstmann und Werner Gottschling für die Bühnengestaltung, Luise Gieb für die Unterstützung als Souffleuse, Emma und Hans Welther für die Unterstützung am Kuchenbüfett und der Kasse und nicht zuletzt unserer „Theatermutter“ Elisabeth Zinz. Danke an die Theatergruppe Augsburg, die uns die Kulisse einer Dorfstraße zur Verfügung stellte. Ein Kompliment an den talentierten Maler Johann Folea Stamp. Publikum und Mitwirkende waren von diesem herrlichen Bühnenbild mehr als begeistert. Dank und Anerkennung gilt allen Mitwirkenden, besonders den Jüngsten: Jenny und Dustin Mai, Yanick Plattner, Johannes Ungar, Emilie Henning, Leon und Alyssa Kraus. Der Schlusssatz von Ilse Sander in der Rolle von Säster Sus, „No det woor en hiesch Seangtich“, hat sich dem Applaus und der Rückmeldung aus dem Publikum nach bewahrheitet. „Segt bedunkt“.

Hilde Juchum

Schlagwörter: Neuburg, Theater, Kulturnachmittag

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