29. Juli 2017

Kreisgruppe Heilbronn: Begegnungen in Siebenbürgen

Eine Reisegruppe der Gemeinde Untereisesheim macht sich am 19. Juni zusammen mit ­ihrem Pfarrer Ralf Rohrbach-Koop, ihrem Bürgermeister Bernd Bordon, Diakon Richard Siemiatkowski-Werner und Siebenbürger Sachsen aus Heilbronn auf den Weg zu einer Studien- und Begegnungsreise nach Siebenbürgen.
In Hermannstadt wird die Gruppe vom rumänischen Reiseleiter Radu empfangen. Einen ersten Eindruck der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 erhalten wir durch eine Führung durch die mittelalterliche Altstadt, einige Kirchen und die Stadtbefestigung mit den Zunfttürmen. Bei einem Gespräch mit dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, erfahren wir von den Sorgen, aber auch von der von Hoffnung getragenen Arbeit der sehr klein gewordenen Evangelischen Kirche inmitten des orthodoxen Umfeldes.

Am nächsten Tag können wir die Aussicht von der Kirchenburg auf dem Michelsberg genießen. In der Ortskirche stellt uns der Kurator der örtlichen Kirchengemeinde seine Gemeinde vor. Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung der Gründe und Folgen für die schwere Entscheidung in seiner Heimat zu bleiben.
Bischof Reinhart Guib empfängt die Reisegruppe ...
Bischof Reinhart Guib empfängt die Reisegruppe aus Untereisesheim. Foto: Klaus Deicke
Auf der Fahrt nach Kronstadt machen wir Halt in einem orthodoxen Kloster und erfahren über seine besondere Bedeutung für das Glaubensleben viele rumänischer Christen. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Kirchenburgen Tartlau und Honigberg versetzen uns zurück ins Mittelalter. In Kronstadt fällt die pulsierende Innenstadt mit vielen Geschäften, Wirtschaften und Studenten auf. In der bekannten „Schwarzen Kirche“ übernehmen Schüler des deutschsprachigen Gymnasiums die Führungen. Als Gegensatz dazu erleben wir das moderne, touristisch geprägte Rumänien auf der Schulerau in 1000 m Höhe mit vielen neuen Hotels und zahlreichen Skipisten.

Die nächste Fahrt geht in die Südkarpaten, die Walachei. Dort besuchen wir das Kloster Sâmbăta de Sus, einen bedeutenden orthodoxen Wallfahrtsort. Tourismus pur erleben wir beim Schloss Peleș. Es wurde vom ersten König Rumäniens, Karl I., im 19. Jahrhundert als Sommerresidenz mitten in den Wäldern erbaut. Der Weg nach Schäßburg führt durch eine abgelegene, sehr idyllisch gelegene Landschaft zur Kirchenburg Deutsch-Weißkirch, in der uns die achtzigjährige Sara Dootz von ihrem Leben für den Erhalt „ihrer“ Kirchenburg erzählt. Über ihr Leben hat sie das Buch „Mit der Sonne steh ich auf“ geschrieben. Ihre Tochter ist inzwischen Bürgermeisterin. Das Dorf kann einen berühmten Hausbesitzer, nämlich Prinz Charles, vorweisen, der einmal im Jahr zu Besuch kommt. Wir erfahren auch von einem anderen berühmten Siebenbürger in dieser Gegend: Peter Maffay, der ein Kinder- ferienhaus in Bodendorf gestiftet hat. In Schäßburg mit seiner Unter- und Oberstadt steigen wir zur Bergkirche und der Bergschule hoch und erleben den Hype um Dracula, der viele Touristen anlockt.

Ein geplanter Gottesdienst in Birthälm wird in eine kleine ruhige Kirche in Hetzeldorf verlegt, da die Kirchenburg aufgrund ihrer Bekanntheit als UNESCO-Weltkulturerbe von Besuchern überrannt wird. Kommentar unseres Reiseleiters Radu: „Der Tourismus zerstört, was er sucht, indem er es findet.“ In Hetzeldorf besuchen wir auch das Altenheim der Diakonie, das sich zu einem Drittel aus den Erträgen seiner Landwirtschaft finanziert. Die Bewohner helfen bei der Versorgung von Pferden, Kühen, Hühnern und dem Gemüsegarten.

Ein zusätzlicher Besuch gilt Mediasch, wo sich junge Musiker aus Bremen für ihr Abendkonzert einstimmen. Wir weichen aus unter die Linde im Kirchhof und hören, was uns Hugo Schneider über das kirchliche und diakonische Leben in seiner Gemeinde sehr lebendig berichtet. Sein Motto: „Aufbau statt Konsolidierung“.

Vor dem Abflug aus Hermannstadt besuchen wir die nahe gelegene Evangelische Akademie, in der uns der Leiter von seiner Arbeit berichtet, die er weitgehend unabhängig von der Kirchenleitung für Multiplikatoren in der Zivilgesellschaft organisiert. Beeindruckt von der offenen Landschaft, dem Leben, das uns stellenweise in unsere 50er Jahre zurückversetzt, von dem Zusammenleben verschiedener Ethnien und Religionen und den hoffnungsvollen Gesprächen wird uns Siebenbürgen in guter Erinnerung bleiben.

Friedlinde de Mattia

Schlagwörter: Heilbron, Reise Siebenbürgen

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