29. Juli 2016

Deportationsorte in der UdSSR identifizieren: Siebenbürgische Genealogen suchen Hilfe

Die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion war für die Betroffenen, ihre Familien und die gesamte Gemeinschaft ein traumatisches, sehr einschneidendes Ereignis. Im Rahmen des Projektes Genealogie der Siebenbürger Sachsen versuchen wir, auch die Deportationen und weitere Details dazu so genau wie nur möglich zu erfassen. Es besteht also auch der Anspruch, die Deportationsorte und darin gegebenenfalls auch die Arbeitslager so exakt zu bestimmen, dass sie mit Geokoordinaten lokalisiert und auf einer elektronischen Karte online angezeigt werden können.
Die genaue Identifikation der Deportationsorte und Arbeitslager – die meisten im Donezbecken in der Ostukraine, aber auch in anderen Gegenden der Ukraine und Russlands – ist, wie sich herausstellt, eine ziemliche Herausforderung. Oftmals existieren viele Orte gleichen Namens, manche Ortschaften wurden im Laufe der Jahre umbenannt oder sind eingemeindet und in größeren Orten aufgegangen.

Beim Versuch, zum Beispiel den Deportationsort Konstantinowka bzw. seine ukrainische Entsprechung Kostjantyniwka zu identifizieren, finden sich in der deutschen Wikipedia 42 bzw. 31 Einträge. Und das sind bestimmt noch nicht alle. Welches oder gar welche Konstantinowkas waren nun tatsächlich Deportationsorte?

Eine weitere Schwierigkeit bereitet die Tatsache, dass die Ortsnamen i.d.R. von den Betroffenen so kommuniziert bzw. schriftlich festgehalten worden sind, wie sie ausgesprochen wurden. Man findet in den Quellen keine einheitliche Schreibweise. Auch die Transliteration aus dem Kyrillischen ist nicht einheitlich. So findet sich beispielsweise in einer Quelle der Ortsname Ciklowka. Die Suche danach im Web ergab keine Ergebnisse, und auch für Ciklewka fand sich nichts Brauchbares. Erst mit Tscheglowka oder Schtscheglowka wird man fündig. Aber nicht bei Google Maps. Erst eine Suche mit dem kyrillischen Щегловськa findet einen gleichnamigen Friedhof in Donezk (seinerzeit Stalino) und einen Bahnhof im benachbarten Makejewka (auch Makeevka). Das Studium alter Karten aus den 1940er Jahren offenbart schließlich, dass es damals in diesem Bereich einen eigenständigen Ort namens Schtscheglowka / Щегловськa gegeben hat, in dem sich sehr wahrscheinlich das Arbeitslager 1027 befunden hat, in dem die Deportierten „raboten“ mussten.

Für die genaue Identifikation der Deportationsorte und Arbeitslager suchen wir Landsleute, die historisches und geographisches Grundwissen zu dem Thema Deportation haben und die moderne Recherchewerkzeuge, wie Wikipedia (deutsch, englisch, ggf. auch russisch), elektronische Karten, Suche im Web und weiterer Literatur einsetzen oder alte Karten durchforsten können. Hilfreich für unser Vorhaben wären natürlich auch Betroffene oder deren Bekannte. Wir bitten sie, sich bei uns zu melden.

Da wir die Arbeit, die im Rahmen des Projektes Genealogie der Siebenbürger Sachsen bisher geleistet wurde, bald der Öffentlichkeit zeigen möchten, hoffen wir, dass neben den Personendaten und Ereignissen, wie Konfirmation, Kriegs- und Militärdienst, Aus- und Einwanderungen mit Ihrer Hilfe auch die Deportationen möglichst genau erfasst sein werden.

Wir freuen uns über Kontaktaufnahmen über die E-Mail-Adresse genealogie [ät] aksl.de.

Dietmar Gärtner

Schlagwörter: Genealogie, Deportation, Ukraine

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  • 29.07.2016, 08:45 Uhr von bankban: Wichtige Arbeit, viel Erfolg dabei! [weiter]

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