31. März 2017

Geschichte von Schloss Horneck, fünfte Folge: Das Barockschloss

Das Schloss, das 1526-1533 nach der Zerstörung der Ritterburg errichtet wurde, hatte manche Stürme zu überstehen. Zunächst die Verlegung des Ordenszentrums aus Gundelsheim nach Bad Mergentheim, dann wiederholte Gefährdungen, etwa während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), als der schwedische Feldmarschall Karl August von Wrangel im August 1646 den Befehl zur Zerstörung des Schlosses gab und erst nach Zahlung von 10000 Talern von seinem Vorhaben abließ. Und erneut während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1696), als Schloss Horneck 1688 demselben Schicksal nur gegen eine Zahlung von 100 Gulden entging.
Unter den Komturen, die auf Schloss Horneck residierten und deren Wappen im schönen Wappensaal (heute Teil des Siebenbürgischen Museums) zu sehen sind, wären einige besonders zu erwähnen, so Georg von Rodenstein, der als Komtur (1526-1532) den Neubau des Schlosses beaufsichtigte, Johann Kuno von Hoheneck, der der Kommende Horneck vierzehn Jahre lang (1573-1587) vorstand, Herkules Khuen zu Belasy (1600-1610), Philipp Jakob von Kaltenthal oder Augustin Oswald von Lichtenstein-Karneid, der 1626 und 1641 als Komtur nachgewiesen ist, während des Dreißigjährigen Krieges als Oberstleutnant eines Reiterregiments kämpfte und 1634 nach der Schlacht von Nördlingen in das von den Schweden geräumte Mergentheim einzog. Der Hornecker Komtur Philipp Jakob von Kaltenthal (1653-1660) wurde als Erbauer der berühmten Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach bekannt, wo er auch begraben ist.

Nach fast zwei Jahrhunderten eines gewissen Dornröschenschlafes wurde das Schloss von Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664-1732) zu neuer Blüte erweckt. Der Adlige, der nie den Profess (Ordensgelübde) abgelegt hatte, war ein Meister der Ämterhäufung: Fürstbischof von Breslau, (wo er auch begraben wurde), Kurfürst und Erzbischof von Trier, dann Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Bischof von Worms, Fürstprobst von Ellwangen, Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Als Dreißigjähriger wurde er 1694 Hochmeister des Deutschen Ordens, veranlasste dessen Reorganisation und gründete 1696 das kaiserliche Infanterie-Regiment „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“ (berühmt nicht zuletzt dank des beliebten, von Wilhelm August Jurek komponierten Deutschmeister-Regimentsmarsches).

Franz Ludwig beauftragte 1720 den Ordensbaumeister Franz Keller (1682-1724) mit dem barocken Umbau von Horneck. Dessen Pläne von 1723 (siehe Abbildung) wurden nach seinem Tod von seinem Bruder Johann Michael Keller dem Älteren (1687-1735) in den Jahren 1724-1728 umgesetzt. Johann Michael Keller hat übrigens auch den barocken Umbau der Ordensresidenzen in Ellingen und Ellwangen sowie die Barockisierung des Deutschordensmünsters in Heilbronn realisiert.
Abb. 1: Franz Keller: Nutzungsplan des 2. ...
Abb. 1: Franz Keller: Nutzungsplan des 2. Obergeschosses von 1723 („Dritter Grundtriß, wie die Neue Eintheilung des Schloss Hornegg gemacht werden könnte“). Beginnend von links: Saal, Nebenzimmer, Zimmer, Cammer, Zimmer, Zimmer, Gang, Kuchenbau, Backhauß Bau, Gang, Cammer, Cabinet, Dienerzimmer, Commenthurs Zimmer, Cammer-Diener-Zimmer, Fürstenzimmer, Camin, Camin, Vorblaz, Nebenzimmerlein. Originale im Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, Bestand B 308.
Vor Ort beaufsichtigten den Umbau die Komture Johann Emmerich von Brietzke (1718-1724), Johann Baptist von Roll zu Bernau (1724-1728) und Johann Christoph von Buseck (1728-1759). Roll zu Bernau, ein enger Freund und Vertrauter des Kurfürsten Clemens August von Bayern, starb übrigens 1733 in einem Duell, das erhebliches Aufsehen erregte.

Franz und Johann Michael Keller verzichteten, wohl aus statischen Gründen, auf die Erker und Türmchen des Renaissancebaues (siehe Abbildung 2 in: Von der Ritterburg zum Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen (Folge 4) ), was heute den Eindruck eines vergleichsweise schmucklosen Barockschlosses erweckt, errichteten hingegen zur Stadt hin ein beeindruckendes Portal mit zwei allegorischen Gestalten (Tapferkeit mit Säule und Christliche Liebe mit flammender Urne), zwischen denen, von zwei Löwen gehalten, das Prunkwappen Franz Ludwigs von der Pfalz prangt.
Abb. 2: Prunkwappen des Hoch- und Deutschmeisters ...
Abb. 2: Prunkwappen des Hoch- und Deutschmeisters Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, über dem Eingangsportal: Auf dem Hauptschild (erste Ebene) das Familienwappen, im Mittelschild (zweite Ebene) Amtswappen (Fürstbistum Worms, gefürstete Propstein Ellwangen, Fürstbistum Breslau, Fürstabtei Prüm), zwischen Mittel- und Herzschild (vierte Ebene) das Hochmeisterkreuz (dritte Ebene), der Herzschild mit dem schwarzen Adler in Gold gehört dazu, auf ihm ein Herzschildchen (fünfte Ebene) mit dem Trierer roten Kreuz in Silber. Da dieses ab 1729 auf den Wappen Franz Ludwigs mit dem Mainzer silbernen Rad in Rot ausgetauscht wurde, muss das Hornecker Portal mit Wappen spätestens 1729 angebracht worden sein. Foto: Dr. Bernhard Peter (http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/aktuell/galerien3/galerie1827.htm, Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Peter).
In die Zufahrt ließen die beiden Brüder die Grabdenkmäler früherer Deutschmeister stellen, die auf Horneck residiert haben.

Besonders repräsentativ wurde der Festsaal im zweiten Obergeschoss (heute: Johannes-Honterus-Saal) mit Stuckaturen und gemalten Medaillons gestaltet, ebenso die Zimmer des gefürsteten Hoch- und Deutschmeisters (daher „Fürstenzimmer“) mit schönen Kaminen und Stuckaturen an der Decke (künftig Seminarräume).

Dr. Konrad Gündisch

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Geschichte, Deutscher Orden, Gündisch

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