13. Mai 2018

Reich bebilderte Monographie über die Margarethenkirche

Vor kurzem erschien in Rom eine reich bebilderte Monographie der Mediascher Margarethenkirche. Herausgeber des zweisprachigen Bandes (Deutsch und Englisch) ist der aus Temeswar stammende und seit Jahren in Rom lebende Spezialist für orientalische Teppiche Stefano Ionescu.
Bei der Vorbereitung für die Ausstellung anatolischer Teppiche aus sächsischen Kirchen im Pergamonmuseum 2006 und bei der Erstellung eines Katalogs dieser Teppiche 2009 lernte er die Margarethenkirche kennen und auch den heutigen Bischof Reinhart Guib, damals Stadtpfarrer und Bezirksdechant in Mediasch. Die Kirche beeindruckte ihn mit ihrer bedeutenden Teppichsammlung, dem Passionsaltar, der Barockorgel und den Fresken aus dem 15. Jahrhundert als ein einmaliges Gesamtkunstwerk. Zum Mediascher Pfarrer, der sein Vorhaben unterstützte und förderte, baute Ionescu ein besonderes Vertrauensverhältnis auf. Da lag der Gedanke nahe, die Kirche in einer Monographie zu präsentieren und dieses Werk Bischof Reinhart Guib zu widmen. In dem feinsinnigen Kronstädter Fotografen Eduard Baak fand er einen Partner gleichen Sinnes. Dessen Bilder waren der Ausgangspunkt und zugleich der Grundstock des Projektes. Ionescu gelang es, eine Gruppe von Autoren zu gewinnen, die sich der Kirche von verschiedenen Seiten her näherten und ein umfassendes und zugleich detailliertes Bild dieses Gotteshauses entwarfen, wie es so bisher noch nicht vorlag. Von den Mitwirkenden seien zuvorderst Stefan Krüger und Pfarrer Gerhard Servatius-Depner genannt, denen beiden, jedem auf seine Art, eine Art Brückenfunktion bei der Entstehung des Buches zukommt. Der Frankfurter Arzt Stefan Krüger, zu dessen Hobbies die Beschäftigung mit sakraler Kunst, Geschichte besonders des Orients und die Liebe zur englischen Sprache gehört, zeichnet nicht nur für die elegante Übersetzung der Texte ins Englische. Als einziger Nichtsiebenbürger war er ein wertvoller Berater, der oft den Blick und die Feder der Autoren lenkte und sie daran erinnerte, auch die Perspektive nichtsächsischer Leser zu beachten. Der geschäftsführende Stadtpfarrer von Mediasch, Gerhard-Servatius-Depner, berichtet in einem einleitenden Kapitel über die heutige Situation der evangelischen Kirchengemeinde der Stadt und führt den Lesern damit vor Augen, dass die Kirche, deren historischen und künstlerischen Stellenwert das Buch zu würdigen versucht, in erster Reihe ein Haus Gottes ist, der Ort, um den sich eine kleine, aber sehr aktive Gemeinde versammelt und ihren Glauben feiert. Pfarrer Servatius-Depner brachte sein Wissen über siebenbürgische Religionsgeschichte und über seine Kirche ein, wodurch viele Einzelheiten den Weg in dieses Buch gefunden haben, die bisher so genau noch nicht bekannt waren.
Nach einem einleitenden Kapitel über die Geschichte der Mediascher Kirchenburg und ihrer Kirche (Hans­otto Drotloff/Stefan Krüger/Günther Schuster) führt der Kunsthistoriker Ciprian Firea durch das Innere der Kirche und beschreibt ihre Kunstschätze ausführlich. Die brillanten Fotografien von Eduard Baak lassen sie in ihrem vollen Glanz erstrahlen und offenbaren Einzelheiten, die dem flüchtigen Besucher leicht verborgen bleiben. Neuaufnahmen der Passionstafeln vom Altar der Kirche gilt es ebenso zu bewundern wie die erst in den 1970er Jahren wiederentdeckten Fresken. Sie sind bisher noch nicht auf Farbaufnahmen dieser Qualität zu bewundern gewesen. Firea stellt das Bildprogramm der Fresken erstmals einem breiten Publikum in deutscher (und englischer) Sprache vor. Ein eigenes Kapitel widmet er den Altären aus Dorfkirchen, die nach 1990 in die Margarethenkirche gebracht wurden, um sie vor möglichem Vandalismus zu schützen. In den Seitenschiffen und auf der Schneiderempore haben sie eine neue Heimat gefunden und künden nun hier von dem tiefen Glauben jenes Bauernvolkes, das sie einst in ihren Kirchen aufstellen ließ. Auch die folgenden beiden Abschnitte behandeln weniger bekannte Themen. Hansotto Drotloff stellt die Grabplatten, Epitaphien und die Gedenktafeln an die Opfer der Kriege im 20. Jahrhundert vor und der Mediävist Adrian Andrei Rusu widmet ein Kapitel den Wappen, die in den Schnittpunkten der Kreuzrippen des Kirchengewölbes sitzen. Rusu entziffert die heraldische Bedeutung der Wappen und führt dem staunenden Leser ein komplexes Bildprogramm vor, das sicher genauer studiert zu werden verdient. Die Sammlung der orientalischen Teppiche, die zweitgrößte in Siebenbürgen nach jener aus der Schwarzen Kirche in Kronstadt, wird im letzten Abschnitt des Buches vorgestellt. Der Herausgeber des Buches beweist hier einmal mehr seine profunden Kenntnisse und überrascht mit einer detaillierten Beschreibung der wertvollen Stücke. Auf 160 Seiten ist so eine Monographie dieser bemerkenswerten Kirche entstanden, die wir anzuschaffen nur wärmstens empfehlen können. Einen Vorgeschmack auf das Buch bietet eine Broschüre, die im pdf-Format unter http://www.transylvanianrugs.com/?p=3626 heruntergeladen werden kann. Stefan Ionescu ist übrigens mit den Druckkosten in Vorlage getreten ist, da sich keine Förderung beschaffen ließ, das Buch für ihn aber so wichtig war, dass er das Projekt daran nicht scheitern lassen wollte. Dafür verdient er zusätzlich unsere Achtung. Erschienen ist eine Auflage von 300 Exemplaren. Es wäre zu wünschen, dass ausreichend davon verkauft werden, um wenigstens die Druckkosten zu decken. Etwaige Überschüsse hat der Herausgeber der Kirchengemeinde Mediasch für die Pflege der dortigen Teppichsammlung zugedacht. Das Buch ist beim Herausgeber oder der Heimatgemeinschaft Mediasch, E-Mail: hansotto.drotloff[ät]mediasch.de, zu beziehen.

Hansotto Drotloff

Schlagwörter: Mediasch, Kirche, Monographie, Buchvorstellung

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