2. Juli 2019

„Geblieben ist ihr Erbe“: Ruxandra Hurezean präsentiert Filmporträts

Zu den zahlreichen Veranstaltungen des Heimattags der Siebenbürgen Sachsen in Dinkelsbühl gehörte dieses Jahr auch eine Kurzfilmvorführung mit dem Titel „Deutsche Minderheit: 100 Schicksale in 100 Jahren modernes Rumänien“. Diese fand am 9. Juni im Konzertsaal statt. An der anschließenden Diskussion beteiligten sich Journalistin Ruxandra Hurezean, Christel Ungar-Țopescu, ehemalige Chefredakteurin der deutschen Redaktion des öffentlich-rechtlichen rumänischen Fernsehens TVR, Übersetzer Georg Aescht und Dr. Josef Karl, ehemaliger Leiter des Kulturreferates bei der deutschen Botschaft in Rumänien.
„Vielleicht hätte es die Vereinigung 1918 ohne die Unterstützung der deutschen Minderheit in Rumänien nicht gegeben“, sagte Hurezean, die Initiatorin des Projektes. Wie war die große rumänische Vereinigung vor 100 Jahren überhaupt möglich, fragte sie sich. Ihre Schlussfolgerung: Rumänien hatte viele Freunde im Aus- und Inland – die nationale Minderheit. Im Vordergrund ihres Vorhabens stand also die Leistung der deutschen Minderheit.

Die Michael Schmidt Stiftung mit Sitz in München und Bukarest hat sich zum Ziel gesetzt, die siebenbürgisch-sächsische Kultur zu fördern. Anlässlich der Hundertjahrfeier seit der Gründung Großrumäniens startete sie im Herbst 2018 eine Kampagne, die bis März 2019 lief. Das Projekt besteht aus zehn Kurzfilmen über die Lebensgeschichten von zehn Persönlichkeiten der deutschen Minderheit sowie Leitartikeln von Diplomaten und Kulturmenschen und einem Wettbewerb für Jugendliche. Die zehn Interviews hat Ruxandra Hurezean geführt. Um die Rolle der deutschen Minderheit in der Entwicklung Rumäniens aufzuzeigen, hat jeder Protagonist weitere neun Personen aus dem jeweiligen Bereich nominiert. „Viele der Nominierten leben nicht mehr, offensichtlich sind sie in den letzten 100 Jahren gestorben, aber ihr Erbe ist geblieben. Ich halte es für wichtig, dass wir wenigstens einmal alle 100 Jahre darüber sprechen“, sagte Hurezean.
Georg Aescht, Christel Ungar-Țopescu, ...
Georg Aescht, Christel Ungar-Țopescu, Ruxandra Hurezean und Dr. Josef Karl (von links) nahmen an der Diskussion teil. Foto: Aida Ivan
Zu den Protagonisten zählen unter anderem der Pfarrer und Schriftsteller Eginald Schlattner, der Unternehmer Michael Schmidt, der Aktivist Paul Binder, der Historiker Konrad Gündisch. „Jede interviewte Person vertritt eine Berufsgruppe – es gibt zum Beispiel einen Architekten, eine Opernsängerin, einen Pädagogen. Viele haben ihre Vorbilder erwähnt, das finde ich wichtig, denn das zeigt die Kontinuität zwischen den Generationen. Man sieht, die Geschichte der deutschen Minderheit in Rumänien ist nicht abgebrochen. Relevant ist die Qualität der Beiträge, nicht die Anzahl von Menschen, die eine Gemeinschaft bilden“, sagte Hurezean. Hauptzielgruppe für die Kurzfilme sei das rumänische Publikum, aber da es um eine Würdigung der deutschen Minderheit geht, wenden sich die Porträts auch an die Angehörigen dieser Gemeinschaft, die dadurch eine Bestätigung ihrer Leistung bekommen, meint Hurezean. Die Filmporträts sind online unter dem Link www.fundatia-michael-schmidt.org/100deetnicigermani/ abrufbar.

Die rumänische Journalistin erinnerte unter anderem auch an die europäische Komponente der Situation der Siebenbürger Sachsen heutzutage: „Sie nehmen ihre Heimat mit, denn sie ist Teil ihrer Identität. Ich sehe, dass sie ihre Wurzeln sehr wertschätzen und dass ihre Heimat Siebenbürgen einfach größer wurde, sie erstreckt sich über ganz Europa. Mit jedem Jahr wird nicht nur Siebenbürgen, sondern auch Rumänien immer mehr Teil von Europa. Ihr Zuhause ist, meiner Meinung nach, das ganze Europa“, so die Journalistin.

Aida Ivan

Schlagwörter: Heimattag 2019, Filmprojekt, Michael Schmidt Stiftung, deutsche Minderheit, Rumänien

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