8. August 2019

Sichtbare Fortschritte bei Umbau von Schloss Horneck

Bauschutt, lose Kabel, herausgebrochene Mauerlöcher in Außen- und Innenwänden, freigelegte Bretterböden, Stapel von ungestrichenen und gestrichenen Fensterrahmen, Staub, Bauschutt, Lärm, reges Treiben der Handwerker – das ist das Bild, das sich zur Zeit auf Schloss Horneck dem Besucher bietet. Es sieht nach intensiver Baustellenarbeit aus. In der letzten Begehung der Vertreter des Staatlichen Hochbauamts Schwäbisch Hall und des Landesamtes für Denkmalschutzes Baden-Württemberg am 11. Juli wurden detailliert Umplanungen mit den Architekten Schell und Pulm und den Vertretern des Schlossvereins besprochen, die Baustelle wurde genauestens besichtigt und geprüft, Plan-Varianten durchgegangen, Finanzierungsmöglichkeiten durchgesprochen.
Kulturreferent Hans-Werner Schuster sagte vor einem Jahr: „Ich möchte endlich Staub und Bauschutt auf Schloss Horneck sehen und riechen, so dass man spürt, dass es vorangeht.“ Nun können alle Baustellen-Interessierten bei einem der monatlichen „Bau-Jour fixe“ dabei sein: Es riecht nach Baustelle, es staubt, es gibt Bauschutt – und der Umbau geht voran.

Das zeigt sich bereits im Innenhof mit dem riesigen, mit Eisenpfeilern gestützten, neu gebrochenen Eingang des Museums. Wie viel lebendiger wird der Eingang hier wirken, wenn man sich vorstellt, dass Besucher davor stehen und sich im Innenhof unterhalten können. Wir gehen im Haupttreppenaufgang nach oben, erst in Fürstenzimmer, deren Böden freigelegt sind. Man sieht unten die Rundung des Kapellendachs und drüber schweben lose Balken, die den Zimmerboden getragen haben. „Diese müssen statisch ertüchtigt werden, damit eine künftige Nutzung als Übernachtungszimmer möglich ist“, so Architekt Schell, der mit Herrn Schiebold, Statiker, einige Vorschläge (mit oder ohne zusätzliche Metallkonstruktionen) diskutiert.

Ich stelle mir diese Fürstenzimmer als Übernachtungszimmer vor. „Je ein Bad soll eingebaut werden, mit oberem Lichtband“, meint Herr Schell, „so dass überall die Stuckdecke zu sehen ist, sogar aus dem Bad“. Kann ich nun in absehbarer Zeit in einem Bett eines Fürstenzimmers liegen und vom Bett aus den Decken- und Wandstuck alter Zeiten ansehen? Vielleicht sogar im selben Raum, wo früher der Deutschmeister seine Berater empfangen hat? Das dritte Fürstenzimmer hat stabilen Boden, weil es „wahrscheinlich früher die Empore der Kapelle war, für den Deutschmeister“, folgert der Historiker Konrad Gündisch. Die Räume und die offene Wölbung des früheren Kapellendaches widerspiegeln lebendige Geschichte.

Nach den drei edlen Fürstenzimmern geht es in die kleinen verschachtelten Jugendherbergszimmer. Ein Durchgang für einen neuen Flur wurde geöffnet, so dass man unter den Balken hindurch von einem Zimmer ins nächste gehen kann. Es werden neue Türen, neue Bäder für jedes Zimmer geplant, der Flur wegen Brandschutzauflagen als Fluchtweg konzipiert. Obwohl viel kleiner, einige nur als Einzelzimmer nutzbar, sind alle Zimmer hell und aus jedem Fenster gibt es die wunderbare Aussicht auf die liebliche Landschaft des Neckartals oder der Weinberge. Immer wieder wird gerätselt, welche Bedeutung gewisse Elemente in den Räumen wohl früher gehabt haben. War das einst eine Tür? War da ein Kamin? Frau Schubart, zuständig für die Denkmalpflege, erkennt, wo erst nochProben nötig sind, bevor Durchbrüche geschaffen werden dürfen.

Sie nimmt sichtlich zufrieden mit den jetzigen Baumaßnahmen alle weiteren Vorschläge von zusätzlichen Zimmern, die umgebaut werden sollen, entgegen. Die Baustelle wirkt riesig groß. Nach fast zwei Stunden Begehung wird man demütig, bekommt Respekt vor dieser riesigen Aufgabe. Schier nicht vorstellbar, dass das alles bald fertig sein soll! Architekt Schell ist zuversichtlich, da momentan noch alles nach Zeitplan läuft. Man erkennt überall die Größe des Projekts. Die Anerkennung von Herrn Bauer vom Staatlichen Hochbauamt und von Frau Schubart vom Landesamt für Denkmalschutz Baden-Württemberg (LAD) widerspiegeln dies im baulichen Bereich sehr deutlich. Es gibt alle drei Monate genaue Berichterstattung an alle öffentlichen Förderer, regelmäßige Begehungen. Der Umbau wird streng überwacht. Trotzdem wissen alle: Die Aufgaben bis zur Eröffnung sind gigantisch, es ist ein riesiges Projekt.
Der Umbau auf Schloss Horneck geht voran, es ...
Der Umbau auf Schloss Horneck geht voran, es riecht nach Baustelle, es staubt, es gibt Bauschutt, wie die Aufnahmen (von oben nach unten) dokumentieren: Museumseingang (Foto: Georg Mick), Wand und freigelegter Bretterboden im Fürstenzimmer, Mauerdurchbruch in den Zimmern (beide Fotos: Axel Froese).

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Jeder auf der Baustelle scheint sein Plätzchen gefunden zu haben. Hausmeister Georg Mick wirbelt um die Handwerker so selbstverständlich herum, als hätte er seit Jahren auf Baustellen gearbeitet. Martina Handel ist auch in dem Baustellenchaos die gute Fee, die in ihrem neuen Büro, einer ruhigen Insel im Umbauwirbel, für Ausgleich sorgt. Manche Handwerker scheinen schon ins Alltagsleben des Schlosses zu gehören. Mediendesigner Lucian Binder-Catana hat Pläne, wie der neue Empfangsraum für das Kultur- und Begegnungszentrum aussehen könnte: Leitbild, Geschichte, siebenbürgische und Deutschordenskultur modern, mit multimedialen Möglichkeiten dargestellt. Dafür muss das Denkmalamt befragt werden, müssen schnellstens bei der richtigen Stelle Fördermittel beantragt werden, Genehmigungen erteilt werden. So gibt es auch konzeptionell sehr viel zu tun, um das Kultur- und Begegnungszentrum in einer guten Qualität zu eröffnen.

Familie Pietralla, Mieter der Begegnungsstätte, hat ab April 2020 vor, Übernachtungsgäste in guter Qualität zu betreuen, Und der Schlossverein wird auch in Zukunft darauf achten, dass Kultur und Begegnung im Sinne des Schlossvereins und seiner Förderer stattfindet.

Heidrun Negura




Übersicht der Baufortschritte

Oktober 2018

• Baubeginn der Elektroarbeiten
• Zuwendung von 252 300 Euro durch das Landesamt für Denkmalschutz Baden-Württemberg (LAD)
• Abschluss der Gasleitungsarbeiten und Inbetriebnahme der Gasheizung


November 2018

• Formale Zusage von 880000 Euro Nachförderung vom Haushaltsausschuss des Bundestages durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
• Fertigstellung des Pförtnerhauses


Dezember 2018

• Beginn der Rohbauarbeiten
• Vermietung des fertig renovierten Pförtnerhauses


Februar 2019

• Beginn der Heizung-Lüftung-Sanitär-Bauarbeiten
• Koordinationsgespräch mit Oberfinanzdirektion, BKM, Staatlichem Hochbauamt Schwäbisch Hall vor Ort über den formalen Nachtragsförderungsantrag von 880 000 Euro


März 2019

• Vergabe der Fensterreparaturarbeiten
• Vergabe der Zimmererarbeiten
• Abschluss der Rück- und Rohbauarbeiten im Eingangsbereich des Museums und im Archiv des Siebenbürgen-Instituts


Mai 2019

• Ausschreibung der Maler- und Gipserarbeiten
• Planung von mind. sieben weiteren Übernachtungszimmern – Koordination durch das Architekturbüro Schell • Mietvertragsabschluss mit dem Betreiber des Kultur- und Begegnungszentrums


Juni 2019

• Baustellenbegehung und Vorbesprechung des Nachförderungsantrags über 880000 Euro mit dem Staatlichem Hochbauamt Schwäbisch Hall und dem Landesamt für Denkmalschutz Baden-Württemberg


Juli 2019

• Kanaldichtigkeitsprüfung am 1. Juli


Bautenstand:

• Heizung Lüftung Sanitär: 35%; Haupttrasse der Leitungen ist fertiggestellt • Elektrotechnik: ca. 25 % Blitzschutz erstellt, Brandschutzmelder in den Vorräumen der Übernachtungszimmer angebracht
• Rückbau der Zimmer 50 % und Rohbauarbeiten 95 % • Fensterarbeiten ca. 40-45%; Anstrich Fenster 40 %; Zimmererarbeiten ca. 35 %
• Leistungsverzeichnis Gipser, Maler, Trockenbau sind erstellt; Angebote liegen vor


Danke für kompetentes Ehrenamt im Umbauprojekt an

Dr. Axel Froese – gesamte Koordination der Baumaßnahme und der Finanzierung
Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch und Dr. Axel Froese – Koordination mit Behörden
Dipl.-Ing. Hartmut Gündisch – Bauleitung der Renovierungsarbeiten des Pförtnerhauses
Dipl.-Ing. Werner Zacharides – Koordination der Gasleitungsarbeiten


Danke an

Architekturbüro Schell, Stuttgart (Architekten Peter Schell, Johannes Pulm)
alle Fachfirmen, die am Um- und Ausbau von Schloss Horneck beteiligt sind
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur- und Medien
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Standort Freiburg im Breisgau
Stadtentwicklung GmbH Heilbronn
Staatliches Hochbauamt Schwäbisch Hall

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Umbau, Bericht

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