28. September 2019

Agnethler beim Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest in München

Der traditionsreiche Trachten- und Schützenzug ist einer der Höhepunkte des Münchner Oktoberfestes. An die 9.000 Mitwirkende, Schützenvereine, historische Trachtengruppen, Musikkapellen und Fahnenschwinger, zogen am 22. September in 60 Zugnummern gemeinsam durch die Münchner Innenstadt zur Theresienwiese. Nach genau zwanzig Jahren, durften die Agnethler erneut die Siebenbürger Sachsen beim Trachten- und Schützenzug vertreten. Rund einhundert Trachtenträgerinnen und -träger der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Agnetheln e. V., begleitet von der 25-köpfigen Siebenbürger Blaskapelle Landshut unter der Leitung des Agnethlers Otto Wellmann, präsentierten bei herrlichem Wetter ihre Trachten. Auch zwei Reporter von TVR, des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Rumänien, begleiteten uns im Festzug. Im November wird im Rahmen der 50-Jahr-Feier der „Deutschen Stunde“ von Bukarest aus auch über das Oktoberfest berichtet.
Laut Angaben des Organisators Festring München e. V. standen weit über 100.000 Zuschauer am Wegesrand, 1,116 Millionen Zuschauer verfolgten das Ereignis live in der ARD und nochmals 0,476 Millionen Zuschauer in der Wiederholung im Bayerischen Fernsehen. Bis zum 22. Oktober 2019 kann man den Trachten- und Schützenzug 2019 in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks nochmals in voller Länge anschauen.
Der Wagen mit Münchens Oberbürgermeister Dieter ...
Der Wagen mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit Gattin, auf den der Zug der Agnethler folgte. Foto: Detlef Schuller
Der Wagen mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder ...
Der Wagen mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder mit Gattin folgte nach dem Zug der Agnethler. Foto: Detlef Schuller
Wir haben bei unserer Umzugsteilnahme beachtliche Aufmerksamkeit erhalten. Viele Bravo-Rufe begleiteten uns. Ein interessiertes Publikum applaudierte, immer wieder wurde auf Bairisch gefragt: „Woher kimmts?“, „Wer seids?“.
Nach 20 Jahren nahmen die Agnethler zum zweiten ...
Nach 20 Jahren nahmen die Agnethler zum zweiten Mal teil am Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest in München. Foto: Detlef Schuller
Die Recherche, Trachtenbeschaffung und -herstellung, das Schneidern, Nähen hat sich also gelohnt. Die Agnethler Frauentracht wurde immer wieder bewundert. Sie enthält mittelalterliche Elemente und erinnert an Bilder, die Albrecht Dürer von seiner Mutter gemalt hat. Bei den Männern fand besonders der Marderhut Beachtung, angeblich entliehen vom polnischen König, als er auch Fürst von Siebenbürgen war. Laut dem fast einhundertjährigen Kürschnermeister Michael Knall haben früher nur die Zunftmeister den Marderhut getragen, da das Marderfell ein höherwertiger Edelpelz ist. Dolman, Mente und Schnürengürtel, sind der städtischen Tracht entnommen, die ihrerseits Anleihen beim ungarischen Adel nahm.
Die Agnethler Frauentracht fand viel Anklang beim ...
Die Agnethler Frauentracht fand viel Anklang beim Publikum. Foto: Klaus Heichel
Fröhlich präsentierten die Agnethler ihre ...
Fröhlich präsentierten die Agnethler ihre Männertracht. Foto: Detlef Schuller
Die älteste Trachtenträgerin war die 79-jährige Christa Maria Andree, die jüngste Lara Marie Binder mit neun Jahren. Besonders erfreulich hoch war der Anteil der Jugendlichen und Kinder, sie waren sehr gerne dabei. Der Grundstein für Nachhaltigkeit ist gelegt. Im Festzelt „Ochsenbraterei“ ging ein schönes Fest mit wunderbaren Menschen zu Ende. Das Projekt wurde durch das Haus des Deutschen Ostens München aus Mitteln des Bayrischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und durch die Kulturreferentin für Siebenbürgen, Dr. Heinke Fabritius, aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, gefördert.

Helga Lutsch



Ausgewählte Reaktionen

Alle modernen Kommunikationsmittel waren im Einsatz. Lesen Sie im Folgenden ein paar Stimmen von den Zaungästen auf Facebook in „Sächsische Trachten aus Siebenbürgen“.
Gruppenbild der Agnethler Trachtenrägerinnen und ...
Gruppenbild der Agnethler Trachtenrägerinnen und Trachtenträger. Foto: Klaus Heichel
„Eure Tracht ist auch sehr schön, auf mich wirkt sie immer so vornehm, gerade wenn der Schleier um den Kopf getragen wird, so wie die gut situierten Kaufleute.“ (Monika)

„Danke! Ich finde unsere Tracht schlicht und elegant! Es war wunderschön, auch nachher im Zelt! Die viele Arbeit und Anspannung wich freudigem Feiern." (Helga)

„Helga, ihr wart wunderschön, danke dir persönlich für deine viele Arbeit und Hingabe. Vor Freude hatte ich Tränen in den Augen. Die Mädchen sind tapfer mitgegangen den langen Weg. Die Alexa war plötzlich alleine auf dem Bildschirm.“ (Mini)

„Eine Augenweide, so viele in wunderschönen Trachten.“ (Gerhard)

„An alle die dabei sind, ein großes ‚Dankeschön‘ und viel Spaß. Meine Zwillinge sind dabei, ich bin so stolz auf euch. Hab euch lieb.“ (Magda)

„Viel Spaß, liebe Agnethler. Wer von euch kann sich noch erinnern? Vor 20 Jahren waren wir zum ersten Mal dabei. An alle AgnethlerInnen, danke.“ (Ingeborg)

„Unsere Freunde aus den USA und Kanada waren auch begeistert.“
Selbstbewusstes Bekenntnis zur Agnethler ...
Selbstbewusstes Bekenntnis zur Agnethler Herkunft. Foto: Klaus Heichel
„… die Agnethler Trachtengruppe beim Oktoberfest war wunderschön!! Etwas gestört hat mich die Moderatorin, die, obwohl auf dem Schild „Agnetheln“ stand, „Agnița“ sagte!!.... Wie die Tracht das Aussehen verändert! Ihr seht alle ganz toll aus!!“ (Stimme einer Mediascherin)

Anmerkung: „Agnita“ statt „Agnetheln“ hat viele Siebenbürger verärgert. Wir sind der Meinung, dass die von Deutschen gegründeten Orte mit ihrem deutschen Namen genannt werden sollten, der rumänische Namen kann ja zum jetzigen Verständnis danach gesagt werden. (Helga Lutsch)


Stimmen von TeilnehmerInnen

„Der Aufenthalt im Festzelt war dann ganz nach meinem Geschmack. Die Blasmusikkapelle, unter Ottos Leitung hat mich positiv überrascht und das nicht nur mich, sondern das ganze Ochsenbraterei-Festzelt sowie die Zaungäste auf den Straßen. Sogar Großpolder Bekannte zollten uns viel Respekt und nobles Erscheinungsbild zu. Rundum ein sehr gelungener Auftritt.“ (Ilse und Gerhard Knall)

„Ich bin sehr froh dass wir die Möglichkeit bekommen haben, mitzumachen. Damit wir unsere Trachten vollständig zusammenbekommen konnten, waren wir auf das Wohlwollen vieler Menschen angewiesen die uns Teile der Tracht ausgeliehen haben. Der Trachtenumzug am Oktoberfest in München war ein besonderes Erlebnis, das immer in unserer Erinnerung bleiben wird. Es war ein besonderes Gefühl der Verbundenheit, mit vielen anderen die Herkunftsgemeinschaft zu präsentieren. Ich war überrascht von dem echten Interesse an Tracht und Herkunft, das viele Zuschauer durch Klatschen, Zurufe und Fragen kundgetan haben. Eine junge Zuschauerin hatte sogar die Absperrung durchbrochen, um mit mir ein Foto zu machen. Später konnten wir uns im Bierzelt die müden Füße etwas ausruhen. Allerdings nicht lange, da uns die Landshuter Blaskapelle schon bald wieder von den Bänken gerissen hat. Natürlich haben wir ‚unsere‘ Blaskapelle unterstützt, und abgeschlossen hatten wir den Tag mit dem Siebenbürgenlied. Es war einfach überwältigend.“ (Karin Sill)
Auch die Siebenbürger Blaskapelle Landshut ...
Auch die Siebenbürger Blaskapelle Landshut marschierte unter der Leitung des Agnethlers Otto Wellmann mit. Foto: Detlef Schuller
„Es war wiederum ein verbindendes Gemeinschaftserlebnis, das Jung und Alt zusammengeführt und miteinander hat feiern lassen. Vor allem unseren Jugendlichen und Kindern gilt ein fettes Lob! Immer wieder wurden wir gefragt, woher wir kommen. Bewundernde Blicke, Applaus und Bravo-Rufe von den Zuschauern, die den Festzug säumten, begleiteten uns. Es hat alles gepasst: die intensive Organisation und fachkundige Beratung durch Helga Lutsch und Christa Andree, unser Quartier (schon ein Jahr im Voraus von Horst Graef bestellt), die Busfahrt, erster Rundgang über die Wiesn am Eröffnungstag, das Wetter am Sonntag, die Stimmung mit Musik und Tanz im Festzelt, die musikalische Begleitung der siebenbürgischen Blaskapelle Landshut unter der Leitung von Otto Wellmann, mitreißende Begeisterung und Schwung, das Erzählen und Fotos verschicken, Tradition und Gemeinschaft, Geselligkeit und Zusammenhalt (…). Unvergesslich, diese Gaudi!“ (Gudrun Wagner)

„Es stimmt mich froh und dankbar, wenn ich die Siebenbürger Sachsen öffentlich vertreten darf. Es macht mich stolz, wenn wir uns auf hohem Niveau in die deutsche Kulturlandschaft eingliedern. Als Trachtengruppe haben wir uns auf Münchens Straßen angemessen prächtig präsentiert und die bewundernden Zurufe von Zuschauern für unsere Agnethler Bürgertrachten genossen, was uns noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird. Mein Dank gilt sowohl den Organisatoren aus den Reihen des HOG-Vorstandes als auch allen, ganz besonders den jungen, Teilnehmern unserer stattlichen Trachtengruppe!“ (Doris Hutter)
Die siebenbürgisch-sächsische Trachtengruppe ...
Die siebenbürgisch-sächsische Trachtengruppe vereinte alle Generationen, das Teilnehmeralter reichte von 9-79 Jahre. Foto: Klaus Heichel
„Ich war ganz aufgeregt, vorher war ich noch nie in München gewesen und auch noch nie in einem Trachtenumzug. Da waren so viele Menschen und auch Pferdekutschen, und am Anfang haben alle durcheinander geredet und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn wir endlich losgehen. Unsere Trachten fand ich am schönsten, meine war auch gar nicht so unbequem, und trotzdem warm, und auch die von den Jungs fand ich sehr toll. Als wir dann losgegangen sind, war es richtig schön, wir haben immer gewunken und alle haben zurückgewunken und uns angelächelt, uns fotografiert und gefilmt. Es war ein langer Weg, aber es kam mir gar nicht so lang vor, nur am Ende war es ein bisschen anstrengend. Auf dem Oktoberfest im Zelt hat es mir auch gefallen, es gab eine Kapelle und viele nette Menschen und sehr gutes Essen. Nur leider durfte ich gar nicht Karussell oder sonst eine Bahn fahren, meine Mama hat es nicht erlaubt, weil ich die Tracht anhatte.“ (Marie Andree, 11 Jahre)


Weitere Aufnahmen vom Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest in München finden Sie in diesem Bilder-Pool

Schlagwörter: Trachten- und Schützenzug, Oktoberfest, München, Agnetheln, HOG, Blaskapelle, Landshut, Brauchtumspflege, Brauchtumsveranstaltung, ARD, Bayerischer Rundfunk, Bayerisches Fernsehen

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Neueste Kommentare

  • 29.09.2019, 10:30 Uhr von Melzer, Dietmar: Die Moderatorin war bestimmt aufgeregt und hat alles nur vom Blatt abgelesen und deswegen ist ihr ... [weiter]
  • 28.09.2019, 11:52 Uhr von Melzer, Dietmar: Liebe Agnethler Landleute, Ihr ward alle sehr schön und habt die Siebenbürger Sachsen sehr schön ... [weiter]

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