19. Dezember 2019

Hans Bergel schrieb ein Buch für Kinder

„Hunde, Vögel, Bären – echte und solche aus Plüsch –, dazu Krabbeltiere, wilde Tiere und den Mann im Mond: Um sie geht es in Hans Bergels Gedichten für große und kleine Leute und in den zauberhaften Tuschezeichnungen der Japanerin Yoshie Terai. Der Schriftsteller Hans Bergel, * 1925, ist vor allem durch seine Romane und Erzählungen sowie mit kulturtheoretischen Schriften bekannt geworden. Seine sprachliche Finesse und meisterhafte Erzählkunst spricht auch aus diesen Gedichten.“
So lautet der Umschlagtext zu Hans Bergels neuestem Buch: „Tier- und Traumgedichte. Gereimt für Klein und Groß“. Als erste Mitteilung des Autors lesen wir die Widmung: „Meinen Enkelinnen Gesine und Greta“. Und gleich das erste Gedicht erfüllt die doppelte Ansage: dass der Leser es mit Tieren und Träumen zu tun hat – und immer wieder mit beiden zugleich. Denn da heißt es: „Ich hatte einmal einen Hund./ Der war zwar klein, doch kunterbunt./ Wenn ich ihn rief, dann war er blau,/ und wenn er schlief, dann war er grau,/ und wenn er bellte, war er weiß,/ und wurde‘s ihm beim Rennen heiß,/ verfärbte sich orange sein Fell./ Er war ein seltsamer Gesell...“ Wenn der kunterbunte Hund dann am Schluss des Gedichtes mitteilt, dass er „nur“ ein Traum sei, ist dem Gesetz der Poesie Genüge getan: zugleich gegenständlich begreifbar und hintergründig zu sein. Bergel beherrscht die Vorgehensweise meisterhaft, und er schrieb auf diese Art Gedichte, die das Entzücken eines Kindes ebenso bewirken wie die Nachdenklichkeit des Erwachsenen, ob beim Vorlesen oder beim Selberlesen.
Da wird beim Flug mit den Störchen nach Afrika in mitreißenden Versen die Tierwelt des „Schwarzen Kontinents“ sichtbar gemacht, bei der Begegnung des großen Hundes Bello mit dem Igel, dem „Stachelzwerg“, die Machtlosigkeit des Mächtigen demonstriert, und beim Besuch des „Mannes vom Mond“ auf der Erde in einer dem Kind verständlichen wie den Erwachsenen nachdenklich stimmenden Weise das Problem unserer Gegenwart und Zukunft veranschaulicht. Der „alte Marabu“, der mit verblüffender Erkenntnis über Traum und Realität befindet – eins der besten Gedichte –, der „stolze Schwan“, das verwundete Rehlein, der Rabe und die Spatzen, der Tausenfüßler, der im Unterschied zum Menschen niemals stolpert! Bergels Einfälle sind unerschöpflich. Yoshie Terais im Verlagstext als „zauberhaft“ bezeichnete Tuschezeichnungen – eine vielgerühmte Tradition japanischer Kunst – sichern zusätzlichen Lese- bzw. Augengenuss.

Adele v. Geysing




Hans Bergel: „Tier- und Traumgedichte. Gereimt für Klein und Groß“. Mit japanischen Tuschmalereien von Yoshie Terai. Edition Noack und Block, Berlin, 2019, 72 Seiten, gebunden, 18,00 Euro, ISBN 978-3-86813-094-2

Schlagwörter: Bergel, Buch, Kinder, Buchvorstellung

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