6. Juni 2020

Nachruf auf Gerhard Eike Hügel

Einen poetischen Abschied von Gerhard Eike Hügel, verstorben am 25. März, zelebriert Claus Stephani in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ): „Bücher waren seine ständigen Begleiter“. So lautet nicht nur der Titel des sensibel verfassten Beitrags, der einer geistigen Liebeserklärung nahe kommt.
Gert Fabritius, Gerhard Eike Hügel, Galeristin ...
Gert Fabritius, Gerhard Eike Hügel, Galeristin der "Galerie V o'clock", Renate Fleischer (v.l.) auf einer Vernissage des Graphikers Gert Fabritius im oberbayerischen Feldafing (1981), hinten Rolf Schuller. Foto: Konrad Klein
So leitet der Autor, der den Verblichenen persönlich kannte, auch seinen Gedankengang ein. Mit Büchern, in denen Randnotizen das Gedruckte fast verdecken. Zerlesen. Zerfleddert. Zerschrieben. Die Thora, die Kabbala, mehrere Bibeln. Goethe, Lao Tse, Rumi, Hafis und Shakespeare. Scheinbar nebenbei erfahren wir, dass der Leser, der Denker, der „Lebenskünstler und Kommentator des Lebens“, der „seit langem jenseits der siebenbürgischen Parallelgesellschaft“ lebte und sich zur Erholung gerne mal in ein Maramurescher Bergdorf zurückzog, um mit dem Popen zu philosophieren, nicht nur Randnotizen geschrieben, sondern auch im Gedruckten Spuren hinterlassen hat. Wer war Gerhard Eike Hügel?

Am 14. September 1945 in Agnetheln geboren, aufgewachsen in Schäßburg, hatte er sich als Kunsthistoriker und Dichter literarisch in sein Bukarester Umfeld gefügt: Als Redakteur der Bukarester Monatsschrift Volk und Kultur (1969-1977) verarbeitete er Gedanken und Erlebtes. Zu seinem Repertoire gehörten kunstkritische Aufsätze, kunsthistorische Vorträge, er drehte Fernsehfilme, gründete und leitete den Ästhetik-Club im Schillerhaus. 1987 promovierte er an der Bukarester Uni über den Bildhauer Frederic Storck. 1977 gelang ihm die Flucht in den Westen. Nach einem tragischen Unfall in Peru begann 2005 sein von Schmerzen gezeichneter Leidensweg. Zum Abschied zitiert der Autor fünf Worte aus den „Sprüchen der Weisen“ von Israel Steinberg: „Wer richtig lebt, stirbt niemals.“ Und fügt an: „Ich weiß, dass er sie verstehen würde.“

NM

Schlagwörter: Porträt, Nachruf, Autor, Agnetheln, Schäßburg, Bukarest, ADZ

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