10. Oktober 2020

Chefredakteur der Neuen Kronstädter Zeitung wurde 70: Alfred Schadt im Gespräch

Die Neue Kronstädter Zeitung, die in diesem Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum feiert, hat seit einem Jahr einen neuen Chefredakteur, Alfred Schadt. Anlässlich seines 70. Geburtstages, den er im September feierte, führte Redaktionskollege Ortwin Götz für die Siebenbürgische Zeitung ein Interview mit dem Kronstädter zu seinem Werdegang, seinen Voraussetzungen, seiner Mitarbeit in der Redaktion und den Herausforderungen als Chefredakteur.
Alfred Schadt. Foto: Bettina Schadt ...
Alfred Schadt. Foto: Bettina Schadt
Seit 2017 bist du Teil der Redaktion der Neuen Kronstädter Zeitung. Wie kam es zu deinem Interesse an einer Mitarbeit?

Als Kronstädter und jahrelang interessierter Leser der Zeitung fiel mir in einer der Ausgaben 2016 der Ruf nach jungen Redakteuren auf. Da ich Mitte sechzig war, fühlte ich mich nicht direkt angesprochen. Als in einer der nächsten Folgen explizit die 60er angesprochen wurden, reifte bei mir der Gedanke mitzumachen. Ich bewarb mich und wurde zur Redaktionssitzung eingeladen. Ich war überrascht, mit welchem Engagement und Professionalität eine kleine Gruppe von Leuten ehrenamtlich, viermal im Jahr, eine inhaltlich so interessante und abwechslungsreiche Zeitung machten.

Welche journalistischen Voraussetzungen und Erfahrungen hattest du, um da mitzumachen?

Ich habe ursprünglich Germanistik und Anglistik studiert, war 35 Jahre lang Lehrer an einem Internatsgymnasium, habe währenddessen ein Aufbaustudium in Kommunikationswissenschaft angehängt und die Pressearbeit der Schule übernommen. Damit erfüllte ich mir meinen langgehegten Wunsch nach Journalismus. So habe ich zwar regelmäßig, meist für die Lokalzeitung geschrieben, die Themen beschränkten sich aber aufs Schulleben. Den langwierigen Weg von der Nachricht bis zum gedruckten Artikel kannte ich allerdings nur theoretisch.

Wie verlief die Arbeit im Team?

Mit Siegtrud Kess hatten wir eine erfahrene Chefredakteurin, die bereits seit 15 Jahren die Redaktion leitete. Die eingegangenen Texte wurden an die einzelnen Teammitglieder zum Redigieren und, wenn nötig, zum Kürzen gegeben und dann von ihr gesammelt. Texte aus der Kronstädter Presse wurden in der Sitzung auf Eignung zur Veröffentlichung ausgewählt und wenn in rumänischer Sprache, auch übersetzt. Nach dem Layout wurde der Abzug von allen in mehreren Durchgängen korrigiert. Obzwar Neuling wurde ich gleich von der ersten Redaktionssitzung an voll eingebunden, bekam Texte zum Bearbeiten und musste welche auswählen. Auch wenn mit Schreiben vertraut, war diese Arbeit ein Sprung ins kalte Wasser, offensichtlich aber zu aller Zufriedenheit. Diese bewährte Arbeitsform haben wir bis heute beibehalten.

Wie kam es dann nach nur zwei Jahren zur Übernahme der Redaktionsleitung?

Siegtrud Kess wollte sich nach so vielen Jahren aus der Leitung zurückziehen und kürzer treten. Auf ihre Anfrage und mit der Zustimmung aller übernahm ich dann diese Aufgabe, im Wesentlichen führte ich erstmal Bewährtes fort. Nach und nach versuchte ich Änderungen im Aufbau und den Themen vorzunehmen: Neben Texten zur Vergangenheit kamen mehr Themen zum aktuellen Geschehen in Kronstadt hinzu. Zur stärkeren Einbindung unserer Leser legten wir in jeder Ausgabe ein Schwerpunktthema fest, z.B. 30 Jahre Revolution, Deportation, Geschichten zur Auswanderung und Rückkehrer, Jubiläen etc. Zudem versuchten wir, mit mehr Bildern, die Zeitung optisch attraktiver zu gestalten. Der Grundgedanke der Gründerväter, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und das Kulturerbe zu vermitteln, steht auch nach 35 Jahren im Vordergrund.

In letzter Zeit empfinden unsere Leser eine Änderung zum Positiven. Ist das ein Zeichen von neueren Ideen? Die Anzahl der Abonnenten steigt nämlich wieder.

Wie bereits gesagt, führen wir im Wesentlichen Bewährtes fort. Neben der etwas geänderten Struktur, Schwerpunkte und Aktualität, versuche ich, möglichst authentische Beiträge zu bekommen, d.h. wenn jemand seine persönlichen Erlebnisse während der Auswanderung, der Revolution etc. oder jetzt in der Coronakrise erzählt, kann sich der Leser in die Situation besser hineinversetzen und vergleicht sie mit seinen eigenen. Hierzu ist das Gespräch, das Interview eine sehr gut geeignete Form.

Wie siehst du die Zukunft der Zeitung, die in Gefahr war, am Ende zu sein?

Unsere Leserschaft, die noch einen Großteil ihres Lebens dort verbracht hat, wird zwar immer weiter abnehmen. Unser Ziel ist es, Besucher und an Kronstadt Interessierte mit Einblicken in die Vergangenheit, aber auch zum aktuellen kulturellen Geschehen in der Stadt zu informieren und nicht zuletzt auf die wunderbare Natur hinzuweisen.
Schön wäre, wenn jüngere an Kronstadt Interessierte bei unserer Zeitung mitmachen und entsprechend frischen Wind bringen würden.

Danke für das Gespräch.

Schlagwörter: Neue Kronstädter Zeitung, Chefredakteur, Schadt, Jubilar, Geburtstag, Kronstadt

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