26. Oktober 2020
Der Natur ganz nah: Sieglinde Bottesch stellt „ERD-REICH“ in Ingolstadt aus
Noch bis zum 8. November kann man die Ausstellung „ERD-REICH“ in Ingolstadt besuchen, in der die Künstlerin Sieglinde Bottesch Arbeiten auf Papier und Objekte präsentiert. Es ist ihre sechste Einzelausstellung in der Stadt an der Donau, wo sie seit 1987 lebt.

Es ist aber nicht nur dieses Bild des Bauernmarktes, das Sieglinde Bottesch im Hinterkopf hatte. In ihren Ausführungen verweist sie auch auf den rumänischen Lyriker Lucian Blaga, der in einem Gedicht Samen als schlafende Götter bezeichnet hat, die geweckt werden, wenn sie in die Erde gesteckt werden und dann austreiben. Diese „Erde“ scheint in der Ausstellung in den unterschiedlichsten Bedeutungen des Wortes auf. Der eine denkt dabei vielleicht an den Erd-Boden, der andere an die Welt und ihre vielfältigen Bewohner. In jedem Fall soll „ERD-REICH“ auch auf den Wert der Natur und der Erde hinweisen, deren Reichtum in Gefahr ist.
Irritiert steht man dann vor den Objekten: Auf welchem Fleckchen unserer Erde kann man solche Dinge finden? Organische Formen und Oberflächen, die an Elfenbein oder Stein erinnern – vielleicht wurden sie an einem fernen Strand angeschwemmt? Doch die Größe und die unbekannten Formen machen stutzig. Es sind keine Gaben der Natur, es ist die Gabe der Künstlerin, die das alles hat entstehen lassen, täuschend echt. In ihren Zeichnungen widmet sich Sieglinde Bottesch einigen pflanzlichen und tierischen Bewohnern der Erde. Mit mal mehr und mal weniger Strichen, mit sparsam eingesetzter Farbe entstehen Blumen und Insekten, voller Bewegung, voller Energie. Die Natur wird, sie wandelt sich, sie vergeht.
Die Ausstellung ist still, dezent, subtil. Je mehr man sieht, desto mehr fragt man sich: Wann habe ich das letzte Mal in Ruhe ein Insekt beobachtet? Wann eine Blume, die sich öffnet? Man kann nicht anders, als Sieglinde Botteschs feine Beobachtungsgabe zu bewundern. So probiere nun auch ich in diesem Herbst eine kleine Achtsamkeitsübung: rausgehen und den Blättern zusehen, wie sie die Farbe wechseln, wie sie verwelken und zu Boden fallen.
Die Ausstellung ist bis zum 8. November in der städtischen Galerie im Theater Ingolstadt, Schlosslände 1, zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 12.00 bis 18.00 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Dagmar Seck
Schlagwörter: Bottesch, Künstlerin, Ausstellung, Ingolstadt, Ankündigung
15 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.