25. November 2020

Was Sie schon immer über den Kathreinenball wissen wollten

Nicht nur die vielen Ankündigungen in der Siebenbürgischen Zeitung haben es in den letzten Jahre immer wieder bewiesen: Die Siebenbürger Sachsen lieben das Tanzen. Doch Ende November legen selbst sie eine Pause ein. „Kathrein sperrt den Tanz ein“ heißt es dann. Im dritten Teil ihrer Brauchtumsserie erklärt Bundeskulturreferentin Dagmar Seck, was es mit dem Katharinentag am 25. November auf sich hat.

Wer war die heilige Katharina?

Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Neueste Forschungen ziehen in Zweifel, dass es Katharina, so wie sie in der Heiligenlegende beschrieben wird, als historische Person wirklich gegeben hat. Sie gilt in jedem Fall als eine der wichtigsten Heiligen überhaupt, soll um das Jahr 300 n. Chr. in Alexandria gelebt haben und – nachdem sie mit dem Rad gefoltert wurde – als Jungfrau den Märtyrertod gestorben sein. Ihr Gedenktag am 25. November ist eines der letzten Heiligenfeste vor Beginn der Adventszeit. Der Advent ist (genauso wie die Fastenzeit) eine Bußezeit im Kirchenjahr, während der weder getanzt noch ausschweifend gefeiert werden soll.

Wie kann man den Brauch beschreiben?

Wenn in Siebenbürgen im Herbst die harte Feldarbeit und die Weinlese zu Ende gingen, hatte man wieder mehr Zeit und Kraft für Bälle. In der trüben Jahreszeit brachten derlei Veranstaltungen zudem Freude und Erheiterung. Der Kathreinenball war der letzte Ball vor der besinnlichen Zeit und vermutlich auch deshalb einer der beliebtesten. Hatte er anfangs vor allem in den Dörfern Tradition, bürgerte er sich mehr und mehr auch in den Städten ein. In manchen Ortschaften tanzten am 25. November Alt und Jung zusammen, in anderen war der Kathreinenball ein reiner Jugendball, weshalb der Kathreinentag mitunter auch der Tag der Partnerwahl genannt wurde. Immer wieder zeichneten sich an diesem Tag zukünftige Brautpaare ab.
Zum Kathreinenball in Geretsried marschierten im ...
Zum Kathreinenball in Geretsried marschierten im Jahr 2013 vier Tanzgruppen auf. Foto: Wiltrud Wagner
Während es in Siebenbürgen früher zumeist üblich war, dem Ball eine Theateraufführung voranzustellen, ist das heute häufig nicht mehr möglich. Einige Veranstalter lassen es sich jedoch nicht nehmen, etwa durch einen Chor oder eine Tanzgruppe in Tracht siebenbürgisches Brauchtum einfließen zu lassen, bevor dann bis spät in die Nacht getanzt wird.

Wo gibt es den Tanz am Katharinentag noch?

Der Kathreinenball ist keinesfalls nur ein siebenbürgisches Phänomen, er ist auch im Banat, den deutschsprachigen Alpenländern und im fränkischen Raum verbreitet. Bekannte Kathreintänze finden in München und Wien statt, viele der Veranstaltungen in Deutschland und Österreich haben jedoch einen anderen Charakter: Organisiert von Heimatvereinen, Trachtenvereinen oder Volksmusikgruppen wird hier zu traditionellen Volkstänzen wie Polka, Walzer und Boarischem aufgespielt. In manchen Orten werden aus diesem Grund auch Übungsabende im Vorfeld der Veranstaltung angeboten. Die österreichische Webseite www.brauchtumskalender.at nennt in ihrer Aufzählung bekannter Kathreintänze in Österreich im Übrigen auch jenen der Siebenbürger Volkstanzgruppe in Vöcklabruck.

Wann ging der Tanz wieder los?

Wenn Kathrein also erst einmal „Bass und Geige“ eingesperrt hatte, standen auch schon die Vorbereitungen für Weihnachten an: Chor und Blasmusik probten intensiv, die Jugend bereitete Theateraufführungen vor und in den Familien wurden Weihnachtslieder und Psalmen gesungen. Ab dem 25. Dezember wurden dann wieder Bälle organisiert, in manchen Regionen erst nach Epiphanias. Bis Aschermittwoch gab es nun wieder zahlreiche Tanzveranstaltungen: Faschingsbälle, Marienball (2.2.) und den Blasi für die Kinder (3.2.). In den ersten Monaten des Jahres gab es zudem zahlreiche Hochzeiten und allerhand Belustigungen und Veranstaltungen der Vereine, Zünfte und Nachbarschaften – bis zum Beginn der Fastenzeit.

Auch wenn die Fasten- und Bußzeiten von vielen Leuten heutzutage gar nicht mehr berücksichtigt werden, gibt es in Deutschland doch immer noch gesetzliche Tanzverbote, und zwar an den sogenannten „stillen Tagen“. Wer etwa am Karfreitag, am Buß- und Bettag oder am Volkstrauertag zum Tanz einlädt, riskiert ein Bußgeld.

Was war das doch für eine schöne Zeit, als es nur eine Handvoll Tage im Jahr gab, an denen man nicht gemeinsam tanzen durfte …

Dagmar Seck

Schlagwörter: Kathreinenball, Katharinentag, Brauchtum, Tanz, Kultur

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