22. Mai 2021

„Auf der Suche nach Frieden“: Jahrbuch 2021

Unter dem Titel „Auf der Suche nach Frieden“ ist der Siebenbürgisch-Sächsische Hauskalender, der im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD von Prof. Dr. Berthold W. Köber herausgegeben wird, als Jahrbuch 2021 erschienen.
Frieden ist mehr als nur die Abwesenheit von Krieg – in seiner Einleitung sieht Berthold W. Köber den Umbruch von 1989/1990 und seine Folgen in engem Zusammenhang mit der Suche nach politischem und sozialem Frieden. 30 Jahre nach den folgenschweren Ereignissen, die sowohl jeden persönlich als auch unsere Gemeinschaft stark beeinflusst haben, soll dieses Jahrbuch anregen, ein persönliches Fazit zu ziehen und anhand von Erfahrungsberichten aus den unterschiedlichsten Perspektiven das Geschehene Revue passieren zu lassen.

2019 hat in Mannheim der 35. Siebenbürgische Kirchentag unter dem Motto der Jahreslosung 2019 „Suche den Frieden und jage ihm nach“ stattgefunden. Ein umfangreicher Bericht, Grußworte der Ehrengäste und geistliche Beiträge erlauben auch denjenigen, die nicht beim Kirchentag dabei waren, an dieser Veranstaltung Anteil zu nehmen. In dem Beitrag „Den Frieden gesucht“ zeigt Berthold Köber anhand eines Schnelldurchlaufs durch die Geschichte, dass die Siebenbürger Sachsen sich auf unterschiedlichste Weise für die Erhaltung des Friedens und der Freiheit eingesetzt haben.

In seinem Rechenschaftsbericht für die Jahre 2015-2019 zeigt Dr. Köber die umfangreichen Aktivitäten des Vereins (Hilfskomitee) auf und verweist auf die teils geänderten Rahmenbedingungen, unter denen der Verein agiert. Sorgenvoll blickt er auf die seit Jahren fallenden Mitgliederzahlen und die damit geringer werdende finanzielle Basis, berichtet aber auch von einigen Lichtblicken dank großzügiger Spenden und hofft im Vertrauen auf Gott, dass der Verein auch in Zukunft seine Aufgaben wahrnehmen kann.

Beatrice Ungar, Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, berichtet in ihren Beiträgen über die Arbeit bei der „Woche“ und was Journalismus in einer Diktatur bedeutete, ebenso geht sie auf die ereignisreichen Dezembertage des Jahres 1989 und die Zielsetzungen des damals gegründeten Demokratischen Forums der Deutschen ein.

Dr. Kurt Thomas Ziegler und Monika Ziegler erinnern sich, wie sie die Dezembertage 1989 verbracht haben und welche Tragweite diese Ereignisse hatten, während Pfarrer Ingo Göldner Aufzeichnungen aus seinem Tagebuch preisgibt und den Herbst 1989 bis Januar 1990 aus Sicht eines frischgebackenen Studenten am Protestantisch-Theologischen Institut in Hermannstadt schildert.

Das Ehepaar Ingeborg und Ernst Gerhard Seidner ist nach der Wende nach Siebenbürgen zurückgekehrt, um als Lehrer/in an der Brukenthalschule und am Pädagogischen Lyzeum zu arbeiten. Das Wirken der Eheleute ging aber weit über den pädagogischen Auftrag hinaus. Projekte wie die Bruks Villa, der In-memoriam-Pokal, die christliche Begegnungsstätte in Thalheim, diverse Sportveranstaltungen, zahlreiche Hilfsaktionen mit dem Verein „Notnagel e.V.“ und das Einbringen in das kulturelle Leben der siebenbürgisch-sächsischen Gesellschaft zeugen von einer segensreichen Tätigkeit als Rückkehrer. Auch der Autor dieser Besprechung ist in den Genuss dieser vielseitigen Aufbautätigkeiten gekommen und blickt dankbar auf diese schöne Zeit zurück.

In einem sehr persönlich gehaltenen Rückblick gibt Pfarrer i.R. Kurt Boltres Einblick in die Zeiten der frühen 90er Jahre und zeigt auf, wie viele Rollen den evangelischen Pfarrern in Rumänien zukamen und unter welchen Belastungen und vielfältigen Herausforderungen die Arbeit durchgeführt wurde.

Für Pfarrer Gerhard Wagner war die Frage „Bleiben oder Gehen?“ kein Thema. Rund rund 30 Jahre nach der großen Auswanderungswelle kann er in seinem Beitrag nun ein durchwegs positives Fazit ziehen. Auch wenn er sein Vorhaben von einer Tausend-Seelen-Gemeinde in Karlsburg (Alba Iulia) nicht umgesetzt sieht, kann er mit dem Hilfsverein „Diakonia“ auf eine segensreiche Tätigkeit im Dienst der Armen und Pflegebedürftigen zurückblicken.

Dankbar ist auch Pfarrer Mag. Ortwin Galter, dessen Weg über Pfarrämter in Rauhtal und Neustadt im Burzenland in die Evangelische Kirche Österreich nach Linz-Dornach führte.

Der frühere Schäßburger Stadtpfarrer Dr. August Schuller berichtet über seine Erfahrungen in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien und nach seiner Auswanderung als Pfarrer einer Gemeinde in Hamburg, während Militärpfarrer Johannes Waedt über seinen Weg aus der „alten“ über die „neue“ in die „letzte“ Heimat schreibt. Er ist überzeugt, dass im Himmel sächsisch gesprochen werden kann. Und dass der Himmel virenfrei ist.

In einem spannenden Beitrag erzählt Karin Roth unter dem Titel „Auf der Suche nach Lohn und Brot“ über das Schicksal der evakuierten Nordsiebenbürger Sachsen, die in Österreich keine Perspektive gefunden und sich als Bergbauarbeiter im Ruhrgebiet niedergelassen haben. Einen authentischen Bericht steuert auch Renate Leichsenring bei. 37 Jahre betreute sie als Pfarrerin in Herten unter anderem eine Siebenbürger-Sachsen-Siedlung. Sie schildert ihre Erfahrungen mit den Siebenbürger Sachsen, wie sie die Zeit vor und nach der Wende erlebt hat und wie Siebenbürgen für sie eine Heimat auf Zeit wurde.

Dr. Stefan Cosoroabă berichtet von dem Projekt der Evangelischen Kirche in Rumänien „Gesichter – Grenzen – Geschwister“ und den erfolgreichen Veranstaltungen in Bukarest, im Banat, in Graz, im slowenischen Gornji Slaveci, im schlesischen Teschen und böhmischen Prag. Weitere Veranstaltungen sollen in diesem Jahr in der Bukowina und Bessarabien stattfinden.

Prof. Dr. Karl W. Schwarz beschreibt das Banat als altösterreichische Kulturlandschaft, beginnend mit einem geschichtlichen Rückblick und der Siedlungspolitik. Das friedliche Zusammenleben der hier beheimateten Völkerschaften (Rumänen, Donauschwaben, Serben, Magyaren, Slowaken, Bulgaren, Tschechen, Juden, Kroaten, Russen, Ruthenen, Roma) kann seiner Meinung nach auch als europäische Vision dienen.

Der Hauskalender bietet zu Beginn neben der Auslegung zur Jahreslosung 2021 von Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, auch Andachten zu den Monatssprüchen von Pfarrern aus Siebenbürgen, Deutschland und Österreich. Der Bibelleseplan, das alphabetische Verzeichnis der Namenstage, die Feiertage anderer Kirchen und Religionen sowie die Termine unserer kirchlichen Feiertage runden das ansprechende Jahrbuch ab.

Das Jahrbuch 2021/Hauskalender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger und Banater im Diakonischen Werk der EKD (Hilfskomitee) kann für 10,95 Euro, zuzüglich 2,55 Euro Versand, bei Georg Hutter, Egkstr. 2, 91074 Herzogenaurach, Telefon: (0174) 9659788, E-Mail: hutter.georg[ät]herzonet.de, bestellt werden.

Jürgen Binder

Schlagwörter: Jahrbuch, Hilfskomitee, Vorstellung, Kirche, Pfarrer

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