17. November 2021

Gestalten und Begeistern! Tagung der KulturreferentInnen der siebenbürgischen Kreisgruppen in Bayern

Unter dem Motto „Gestalten und Begeistern“ fand am 30. und 31. Oktober die Kulturreferententagung der siebenbürgischen Kreisgruppen aus Bayern im Kapellenhof in Roßtal statt. Gemeinsam verbrachten wir ein informatives, kulinarisch köstliches Wochenende mit spannenden Diskussionen und neuen Denkanstößen. Die Tagung wurde dankenswerterweise vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. gefördert.
Die Teilnehmerinnen der Kulturreferententagung im ...
Die Teilnehmerinnen der Kulturreferententagung im Kapellenhof in Roßtal. Foto: Otto Wotsch
Die Referentinnen Doris Hutter, Kulturreferentin des Landesverbands Bayern des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., und Dr. Iris Oberth, Leiterin des Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen e.V., hatten eine breite Palette an Programmpunkten vorbereitet, die alle mit einer Leitfrage zusammenhingen: Wie können wir unser Kulturschaffen so gestalten, dass wir die Menschen – und vor allem die jungen Leute der Bekenntnisgeneration – begeistern? Dazu sammelte Doris Hutter in ihrem ersten Referat die Erkenntnisse und Erfahrungen der TeilnehmerInnen zu folgenden Fragen:

Wie nehmen wir die Jugend­lichen unserer Bekenntnis­generation wahr?

Wir lernen, langfristige Planungen kurzfristig offen zu halten, weil Jugendliche gerne kurzfristig entscheiden. Wir freuen uns, wenn sie als Kinder zu uns kommen, planen jedoch gleichzeitig eine hohe Fluktuation ein, bedingt durch Schule, Ausbildung, Familiengründungen.

Dass Jugendliche andere Prioritäten haben als Ältere, könnten wir zum Überdenken unserer eigenen eingefahrenen Muster verwenden.

Was wir am meisten an ihnen schätzen, kann uns allen nutzen: Flexibilität, neue Ideen, entspannteren Blick auf Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, ihr Mitdenken, ihre meist schnelle Auffassungsgabe, kurzfristige Entscheidungen, Offenheit für Neues und viel Geschick beim Umgang mit modernen Medien. Wenn sie dann auch noch gerne Verantwortung übernehmen, können wir uns besonders glücklich schätzen, wenn sie sich für Siebenbürgen, unser Brauchtum, unsere Gemeinschaft und unsere Veranstaltungen interessieren.

Was können wir tun, um diese jungen Leute für unsere ­Gemeinschaft zu aktivieren?

Wir könnten eine angenehme Atmosphäre im Vorstand und allen Gruppen schaffen, die Jugendlichen dort abholen, wo sie sind, also in ihrer Wirklichkeit, unsere Termine an ihren Vorlieben ausrichten, ihnen in der Begeisterung für unsere Gemeinschaft Vorbild sein, ein „Du musst!“ vermeiden.

Und wir könnten das Risiko eingehen, Jugendliche bei Veranstaltungen langfristig einzuplanen, obwohl sie sich noch nicht festgelegt haben, und in den Gremien rechtzeitig Platz für junge Leute machen. Um neue Jugendlichen zu finden, bieten sich Projekte an, die einmalig sind, z.B. ein Jubiläum, die also keine weiteren Verpflichtungen implizieren. Vielleicht werden aus solchen Begegnungen Gruppenmitglieder, die langfristig eingebunden werden können.

Im zweiten Referat „Wie kommt unser Brauchtum ins Bayerische Radio?“ gab Doris Hutter Tipps, wie die Zusammenarbeit mit dem BR Heimat, dem digitalen Radiosender, optimal eingeleitet und gestaltet werden kann. In ihren Vortrag sind Gespräche mit zwei Redakteuren geflossen, die in einem früheren Seminar hilfreiche Hinweise geliefert und angesichts interessanter Brauchtumsveranstaltungen zu beherzter Öffentlichkeitsarbeit ermuntert hatten. Blasmusik, Kronenfeste, Faschingsbräuche eignen sich besonders gut. Sogar unsere Mundart kann dabei dosiert vorgestellt werden. Der Inhalt soll interessant, attraktiv und entweder einzigartig sein oder eine neue Variante von Altbekanntem darstellen. Außerdem müssen Radiobeiträge langfristig geplant und akribisch vorbereitet werden.

Dr. Iris Oberth referierte über das Gestalten von Festschriften. Angelika Meltzer, Kulturreferentin des Kreisverbands Nürnberg, blickte auf das Gelernte zurück:

Dr. Oberth vermittelte im Workshop fundierte theoretische Kenntnisse und erläuterte wichtige typographische Regeln und Begriffe anhand einer PowerPoint-Präsentation. Die Sichtung und kritische Beurteilung mitgebrachter Festschriften in der anschließenden Gruppenarbeit ließen die schon sensibilisierten Augen der Teilnehmer erkennen.

Was sollte man bedenken, wenn eine Festschrift gestaltet werden soll?

1. Die Festschrift dient der Ehrung und Präsentation der zu feiernden Kulturgruppe, ist aber auch eine gute Gelegenheit, den Verband mit seinen Werten und Zielen in der Öffentlichkeit darzustellen. Dementsprechend sollte auch eine Dokumentation der Verbandsgeschichte in Bezug zum entsprechenden Jubiläum gesetzt werden, ergänzt durch eine Darlegung der aktuellen Entwicklung mit einem Ausblick in die Zukunft.

2. Die Planung sollte so frühzeitig wie nur möglich erfolgen – optimal zwei Jahre vor der Veröffentlichung – und die Aufgaben im Team sollten konkret verteilt werden.

3. Bei Struktur und Inhalt gilt: so lang wie nötig, so kurz wie möglich. Das heißt auch, dass man sich nicht in unnötigen Details verlieren und auf ein ausgewogenes Text-Bild Verhältnis achten sollte. Aussagekräftige Bilder mit einer kurzen Bildunterschrift sprechen mehr an als lange Berichte. Kurze anschauliche Sätze erleichtern das Lesen und das Einprägen der Inhalte.

4. Ein übersichtliches Layout mit sauber platzierten Bildern spricht den Betrachter mehr an als ein unruhiges, mit Bildern und Informationen überladenes. Höchstens zwei unterschiedliche Schriftarten verwenden, z. B. eine serifenlose für die Überschriften und eine Serifenschrift für die Texte.

In der Gruppenarbeit mit anschließender Diskussion hatten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, Festschriften durchzublättern, das Layout unter die Lupe zu nehmen und die eben gelernten Richtlinien zu vertiefen. Dr. Iris Oberth wird 2022 eine Schreibwerkstatt zu verschiedenen Textsorten (z.B. Bericht, Portrait) anbieten. Dazu werden die Kulturreferenten am Jahresanfang eine Einladung für das Zoom-Meeting erhalten. Die Teilnahme ist freiwillig.

Die Tagung hat wieder einmal bewiesen, wie produktiv es sein kann, sich mit verschiedenen Menschen zu treffen und auszutauschen. Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass sie viele neue, interessante Dinge gelernt haben, die sie in ihre Kulturtätigkeit in den Kreisgruppen einbringen können.

Karline Folkendt, Doris Hutter, Angelika Meltzer

Schlagwörter: Landesverband, Bayern, Kulturreferenten, Tagung, Bericht, Jugend, Mitgliederwerbung

Bewerten:

14 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.