30. Juli 2022
Denkmal-Ambulanz um Eugen Vaida unternahm Notsicherungen an der Abtsdorfer Kirche
Das Gebäude der evangelischen Kirche ist in erbärmlichem Zustand. Steigt man die Treppen zur Kirchenburg in dem an der Großen Kokel gelegenen Abtsdorf hinauf, deuten bereits die mit Vegetation bewachsenen Mauern darauf hin, dass die Anlage vernachlässigt ist.

Die Evangelische Landeskirche hat weder die Mittel noch die Kraft, um alle Baudenkmäler der siebenbürgisch-sächsischen Kulturlandschaft vor dem Verfall zu retten. Die Abtsdorfer Kirche sollte, Meldungen in rumänischen Medien zufolge, 2017 verkauft werden. Obwohl es sich um eine aus dem 15. Jahrhundert stammende Saalkirche mit spätgotischen Stilformen handelt, in deren Torturm eine Glocke aus dem Jahr 1623 hängt. Das Ruder ihres Schicksals riss eine beherzte Rede von Katharina Stefani (HOG Abtsdorf) um. Die Rede hielt sie in Bad Kissingen bei einer Versammlung der HOG-Vertreter. Daraufhin bot der Historiker Martin Rill Hilfe an, sprach mit den Leuten des HOG-Vorstands und überzeugte sie, den Versuch zu unternehmen, die Kirchenburg zu retten. Er leitete die Vermittlung zum Mediascher Bezirkskonsistorium ein und es kam zur Unterzeichnung eines Konzessionsvertrags für die Dauer von zehn Jahren.
Zeitgleich nahmen Vertreter der HOG Kontakt auf zu der bekannten „Denkmal-Ambulanz“ (Ambulanţa pentru Monumente), der von Eugen Vaida geleiteten (mehrfach auch international preisgekrönten) Organisation für Notmaßnahmen und Sicherungsarbeiten an gefährdeten Baudenkmälern. In mühevoller Kleinarbeit wurde die Dokumentation zusammengetragen, um von der Kreisdirektion Hermannstadt die Genehmigung für die Notsicherungsmaßnahmen zu erhalten. Am 8. Juni rückte der Ambulanz-Trupp in Abtsdorf an und begann die Gerüste aufzubauen. Zuvor war Timotei Păcurariu, der Bürgermeister von Feigendorf/Micăsasa (dem Abtsdorf verwaltungsmäßig zugehört), mit Traktor und Motorsense vorgefahren und stutzte die Sträucher. Vizebürgermeister Adrian Suciu ebnete mit einem Planierschild den Weg, damit die notwendigen Baumaterialien zur Burg gebracht werden können.

Berechtigt ist die Frage, was nach der Notsicherung mit der Kirchenburg geschieht. Einmal jährlich bei einem Heimattreffen einen Gottesdienst zu feiern, würde die Renovierungs- und nachher Instandhaltungskosten nicht rechtfertigen. Vorausgesetzt, man findet die Mittel dafür. Die HOG Abtsdorf hatte 2010 die Renovierung des Torturms gesichert, für jene der Kirche und Burg kann sie allein keineswegs aufkommen. Nachgedacht wird über eine kulturelle Nutzung, und zwar auch beim Bürgermeisteramt in Feigendorf. Die beiden jungen Bürgermeister wissen, dass eine Kirchenburg Touristen anlockt – zumal es eine auch im Nebenort Kleinschelken gibt – und ein geschicktes Vermarkten, eventuell zusammen mit dem Brukenthal-Palais in Feigendorf, der Gemeinde zu Gute kommen kann. Auf diese Weise könnte noch ein Stein des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes gerettet werden.
Hannelore Baier
Schlagwörter: Abtsdorf, Kirche, Renovierung, HOG
20 Bewertungen:
Neueste Kommentare
- 31.07.2022, 21:59 Uhr von Bir.Kle.: Damit mich niemand falsch versteht, hier noch eine wichtige Ergänzung zu meinem vorangegangenen ... [weiter]
- 31.07.2022, 15:58 Uhr von Bir.Kle.: Alle Aktionen, alle Anstrengungen und alle Maßnahmen, die zum Erhalt der monumentalen Wehr- und ... [weiter]
Artikel wurde 2 mal kommentiert.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.