16. September 2022

Tag des offenen Denkmals: Spurensuche auf Schloss Horneck

Zum ersten Mal seit dem Umbau beteiligte sich Schloss Horneck am Tag des offenen Denkmals – mit großem Erfolg: Rund 400 Gäste vorwiegend aus der Region kamen, um das Schloss und seine Geschichte zu erkunden.
Willkommen zur Schlossführung: Dr. Horst Müller ...
Willkommen zur Schlossführung: Dr. Horst Müller (links), Alfred Deptner und Lina Tiedtke begrüßen die Besucher beim Tag des offenen Denkmals. Foto: Dorith Tiedtke
Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lud der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr dazu ein, die Geschichte und Geschichten von Denkmälern zu ermitteln. Schloss Horneck hat von beidem – Geschichte und Geschichten – besonders viel zu bieten. Wie aus der ehemaligen Deutschordensburg das Kultur- und Begegnungszentrum der Siebenbürger Sachsen wurde, wie das Schlosshotel nach dem großen Umbau von innen aussieht, oder warum sich die Mausohrfledermaus in den alten Gemäuern so wohl fühlt: Diesen und weiteren Fragen waren die Gäste auf der Spur, die das Schloss am 11. September beim Tag des offenen Denkmals besichtigten.

„Wir hatten bestimmt mehr als 400 Besucher, doch zum Zählen blieb keine Zeit, denn der Andrang war viel größer, als wir erwartet hatten“, berichtet Dr. Horst Müller aus dem Vorstand des Vereins Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. (kurz: Schlossverein), der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Schlosshotel initiiert und organisiert hatte. Das Siebenbürgische Museum war mit von der Partie: Es hatte von 11.30 bis 18.30 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet und begeisterte die Besucher mit seinen Präsentationen und Exponaten. „Der Tag war ein voller Erfolg. Alle waren begeistert von den Leistungen und dem Angebot der im Schloss ansässigen Organisationen“, lautet Dr. Müllers Fazit. Die Besucher kamen überwiegend aus Gundelsheim und Umgebung.

Ritter, Magister und Schlossfräulein

Die Entscheidung zur Teilnahme war im Vorfeld recht kurzfristig gefallen, und doch kam ein beeindruckendes Programm zustande: Insgesamt sechs bauliche und geschichtliche Führungen durch das Schloss boten Dr. Müller und Alfred Deptner, begleitet von der kleinen Lina Tiedtke, im Verlauf des Tages an. Müller trat dabei als Ordensritter im stilechten Mantel auf. Alfred Deptner übernahm, passend zu seinem früheren Beruf als Lehrer, die Rolle des Magisters. Lina war in Mädchentracht das Schlossfräulein. Sie erzählte von ihrer Uroma, die aus Urwegen stammt und jetzt in Bad Wimpfen lebt, und zeigte auf der Veranda Weinland das Foto eines Winzerhauses aus diesem siebenbürgischen Weinort. So schlug sie die Brücke von Schloss Horneck nach Siebenbürgen, von der Gegenwart in die Vergangenheit.

Auf den Spuren der Geschichte

Im Laufe mehrerer hundert Jahre haben viele Epochen ihre Spuren am Kulturdenkmal Schloss Horneck hinterlassen, von Mittelalter über Renaissance, Barock und Jugendstil bis zur Moderne. Die Merkmale der einzelnen Epochen zu identifizieren, machte den Gästen viel Spaß. Die Stadt Gundelsheim hatte dem Schlossverein dankenswerterweise die Kopie des Triptychons von Horneck zur Verfügung gestellt. Einige Besucher hatten Spaß daran, die in archaischem Deutsch und mit altdeutschen Lettern verfasste Inschrift über die Stiftung der Burg durch Konrad von Horneck zu entziffern. Gleiches gilt für die Beschreibung der Zerstörung der Burg im Bauernkrieg 1525 über der Tür zur Wendeltreppe im Besucherzentrum. In der Maschinenhalle gab es ebenfalls viel zu entdecken: die Dampfkessel und deren Zubehör aus dem Jahr 1906 oder den riesigen stillgelegten, seinerzeit 40 000 Liter fassenden Heizöltank. Die jahrhundertealte Geschichte des Schlosses ist auch das Thema des Imagefilmes „Schloss Horneck“ von Lucian Binder-Catana, den die Besucher im Jugenstilsaal sehen konnten. Wer Interesse hat, findet den Film auch auf der Startseite der Website www.schloss-horneck.de.

Sehr viele Besucher waren auch außerhalb der Führungen auf eigene Faust in den Räumlichkeiten unterwegs. Das Hotel hatte drei Zimmer zur Besichtigung geöffnet. Manche Teilnehmer kannten die Räume noch aus früheren Zeiten und zeigten sich begeistert von der geschmackvollen Renovierung und neuen Ausstattung.

Eine große Attraktion war der Felsenkeller, der normalerweise für Besucher verschlossen ist. Mehr als 100 Teilnehmer schlossen sich einer der beiden Führungen an, die der Gundelsheimer Klaus Liebler anbot. Sie suchten zum Beispiel den Weg, auf dem der Deutschmeister Dietrich von Cleen 1525 aus dem Schloss floh, oder wurden an die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs, ab Oktober 1944, erinnert: Damals diente der Felsenkeller vielen Einwohnern von Gundelsheim als Luftschutzraum. Gut möglich, dass auch der eine oder andere Vorfahre der heutigen Besucher damals hier verweilte.

Fledermaus im Fokus

Auch ohne persönlich in Erscheinung zu treten, hatte die Mausohrfledermaus am Tag des offenen Denkmals einen großen Auftritt. Sie steht unter strengstem Naturschutz und darf nicht gestört werden, deshalb konnten die Veranstalter weder den Dachboden, noch den Ausblick vom Turm zeigen. Stattdessen gab es zwei Vorträge von Bernd Zoldahn. Er ist ehrenamtlicher Sachverständiger für Fledermausfragen und präsentierte im Festsaal aussagekräftige Bilder und lehrreiche Informationen.

Außer Führungen, Vorträgen und Filmen wurde auch Kulinarisches geboten: Auf der Schlossterrasse betrieb das Schlosshotel von 11.30 Uhr bis zum späten Nachmittag eine Grillstation und reichte kühle Getränke. Bei spätsommerlichem Wetter waren die Tische sehr gut besetzt. Die Gäste genossen den Ausblick von der Terrasse oder aus den Schlossräumen auf das sonnenbeschienene Neckartal. Gegen Ende der Veranstaltung war nicht nur Andreas Pietralla, der mit seiner Familie das Schloss samt Hotel betreibt, etwas heiser vom vielen Reden während des Tages. Er sagte: „Es war schön und im nächsten Jahr machen wir bestimmt wieder mit, so wie jetzt oder noch besser!“ Eine Einschätzung, die der Schlossverein voll und ganz teilt. Ein großes Dankeschön gilt diejenigen, die im Hintergrund sowie bei der Vor- und Nachbereitung des Tags gewirkt haben, allen voran Martina Handel, Georg Mick und die Mitarbeiter der Schloss Horneck GmbH rund um Familie Pietralla.

Heidrun Rau

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Tag der offenen Tür, Denkmal, Führungen

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