17. April 2024

„Kunterbunte Heiligenwelt“ in Heidenheim/Mittelfranken

Vom 19. April bis 2. Juni zeigt das Museum Kloster Heidenheim in Mittelfranken die Ausstellung „Kunterbunte Heiligenwelt“. Sie stellt Hinterglasbilder aus Siebenbürgen vor, die vor allem Mitte des 20. Jahrhunderts mit Zentrum um das Dorf Mărgău am Fuß des Apuseni-Gebirges angefertigt wurden und in ganz Rumänien verbreitet waren.
Hl. Georg, Hinterglasbild der Mitte des 20. Jhs., ...
Hl. Georg, Hinterglasbild der Mitte des 20. Jhs., Mărgău (Kreis Klausenburg/Cluj) o. Umgebung, 44 x 31 cm (mit Rahmen); Foto: Dr. Wolfgang Stäbler
Rumänien besitzt eine der reichsten europäischen Hinterglasbild-Traditionen. Bekannt sind vor allem die Glasikonen des 18. und 19. Jahrhunderts aus Nicula in Siebenbürgen. Die Produktion dieser Bilder im „klassischen Stil“ fand aber im frühen 20. Jahrhundert ihr Ende. An ihre Stelle traten als beliebter Wandschmuck „moderne“, gerahmte bunte Drucke auf Papier.

Mit Zentrum um das Dorf Mărgău, westlich von Klausenburg am Rand des Apuseni-Gebirges gelegen, entwickelte sich allerdings danach ein neuer Hinterglasbild-Stil. Er orientierte sich in Motivik und Format an den gedruckten Bildern. Die Darstellungen muten in ihrer stark vereinfachenden Gestaltung expressionistisch an. Ihre leuchtenden, teils grellen Farben greifen die intensive Farbigkeit vieler regionaler Trachten und Textilien auf.

Seine Blütezeit erlebte dieser Malstil in den 1950er und 1960er Jahren. Die Bilder wurden in großer Zahl als billiges Massenprodukt in Heimarbeit hergestellt. Für ihre weite Verbreitung sorgten die fahrenden Glashändler aus der Gemeinde Mărgău, die mit ihren Pferdewagen voll Fensterglas, Spiegeln und Ikonen bis nach Bukarest, ins Banat oder nach Moldawien zogen.

Die Bilder der „Mărgău-Schule“ hatten zumeist christliche Inhalte. Sie stellten vor allem die Kreuzigung, die Gottesmutter, Szenen aus dem Neuen Testament oder beliebte Heilige dar. Im Hintergrund wechseln sich einfache Blumen und Zwiebeltürme ab, die an orthodoxe Kirchen erinnern; vielleicht wurden die Ausschmückungen auf unterschiedliche „Kundengruppen“ bezogen, denn in Siebenbürgen leben orthodoxe, katholische und evangelische Christen zusammen. Unter der geringen Zahl weltlicher Motive waren Blumenstillleben beliebt, in die teils auch kleine Fotografien eingefügt werden konnten.

Madonna mit Kind, Hinterglasbild der Mitte des ...
Madonna mit Kind, Hinterglasbild der Mitte des 20. Jhs., Mărgău (Kreis Klausenburg/Cluj) o. Umgebung, 47 x 35 cm (mit Rahmen); Foto: Dr. Wolfgang Stäbler
Bis ins späte 20. Jahrhundert gehörten diese Hinterglasbilder zur Ausstattung vieler Bauernhäuser und Wohnungen in ganz Rumänien, entsprachen dann aber nicht mehr dem Zeitgeschmack. Die letzten fahrenden Glaser stellten in den 1980er Jahren die Arbeit ein.

Von Museen und Sammlern werden die „Mărgău -Bilder“ kaum beachtet. Die Maler, die heute die Hinterglasbild-Tradition Siebenbürgens weiterführen, greifen auf Vorbilder der „klassischen“ Hinterglas-Ikonen zurück.

Die gezeigten Bilder stammen aus der Sammlung von Dr. Wolfgang Stäbler, Rosenheim. Der Sammler führt am Sonntag, 12. Mai, um 14.00 Uhr durch die Ausstellung im Museum Kloster Heidenheim, Ringstraße 8, 91719 Heidenheim, Internet: www.kloster-heidenheim.eu. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10.00-16.30 Uhr, Sonntag 11.30-16.30 Uhr

Schlagwörter: Ausstellung, Hinterglasikonen, Heidenheim

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