30. Oktober 2006

Siebenbürgisches Museum wird attraktiver

Das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim wird 2007 schöner, größer und noch informativer. In der Herbstsitzung des Trägervereins am 21. Oktober dieses Jahres konnten die beiden Hauptverantwortlichen des Museums, Dr. Irmgard Sedler, ehrenamtliche Vorsitzende des Trägervereins, und Marius Joachim Tataru, wissenschaftlicher Mitarbeiter mit leitender Funktion, von einem vielfältigen, erfolgreichen Jahr im Museum berichten. Neue Räume für Wechselausstellungen werden zurzeit aus Fördermitteln der Bundesregierung geschaffen.
In den Räumen des historischen Alten Rathauses von Gundelsheim, das der Trägerverein des Siebenbürgischen Museums für die Verwaltung und die Lagerung der Bestände seit 2005 angemietet hat, war vom Baulärm oben auf Schloss Horneck nichts zu hören. Dort werden zu den Räumlichkeiten der Dauerausstellung des Museums im oberen Stockwerk weitere 106 Quadratmeter für Wechselausstellungen hinzukommen. Der Besitzer des Schlosses, der Hilfsverein Johannes Honterus mit seinem Vorsitzenden, Dr. Christian Phleps, hat diese dem Museum großzügig zur Verfügung gestellt. Die Bauarbeiten haben am 12. September begonnen. Gefördert wird die Maßnahme mit 200 000 Euro durch den Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung. Die Mittel waren dem Trägerverein von der damaligen Beauftragten für Kultur und Medien, Dr. Christina Weiss, in Verhandlungen mit Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, und Dr. Irmgard Sedler zugesagt worden.

Im neu gestalteten Raum der Nachbarschaften im Siebenbürgischen Museum hängen die  Burzenländer Mäntel in der Großraumvitrine noch auf Kleiderständern. In Kürze werden sie Figurinen bekleiden, die in etwa zwei Wochen geliefert werden. Ansonsten ist der Raum bis aufs letzte Detail fertig gestellt und erwartet seine Besucher. Foto: Marius Tataru
Im neu gestalteten Raum der Nachbarschaften im Siebenbürgischen Museum hängen die Burzenländer Mäntel in der Großraumvitrine noch auf Kleiderständern. In Kürze werden sie Figurinen bekleiden, die in etwa zwei Wochen geliefert werden. Ansonsten ist der Raum bis aufs letzte Detail fertig gestellt und erwartet seine Besucher. Foto: Marius Tataru

Die unteren Räume des Museums können weiterhin über einen ausgeschilderten Zugang über die Kapelle des Altenwohnheims besichtigt werden. Die Räume wurden mit Staubschutzwänden abgeschirmt.

Wertvolle Funde im Barockschloss

Nicht nur staub- und lärmreich sind die Bauarbeiten an der ursprünglichen Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert, mit zwei Meter dicken Mauern, die später zum Barockschloss umgebaut wurde. Sie sind auch voller Überraschungen, die das Landesamt für Denkmalpflege über die Planung hinaus einbinden: Beim Abbau einer Wand kam unter der waagerecht angebrachten Hängedecke aus den 30er Jahren ein sehr schönes Barockgewölbe aus dem 18. Jahrhunderts zutage, mit Stuck gerahmtem Deckenspiegel und Stichkappen mit kielbogenförmigen Kappenkränzen an den Fensternischen. Beim Abtragen der Wand wurde am Gewölbe eine Deckenmalerei mit Pflanzenmotiven sichtbar. Ein Restaurator ist dabei, ihr Alter zu bestimmen. Eine weitere Überraschung barg die Trennwand zwischen Flur und den Wohnungen, die sich als Fachwerkkonstruktion mit imposanten Holzbalken aus dem 18. Jahrhundert erwies. Nach Vorgaben der Denkmalpflegerin müssen davon mindestens 25 Prozent erhalten bleiben. Es ist klar, dass die wertvollen Funde auch eine Reihe von Problemen mit sich bringen, für deren Lösung Zeit und Verschiebungen im Etat nötig sein werden. Gleichzeitig aber belegt das Entdeckte die hohe architektonische und ästhetische Qualität der neuen Museumsräume. In etwa drei Wochen kann der ursprüngliche Eingangsbereich wieder geöffnet werden, der im nächsten Jahr ebenfalls neu gestaltet werden soll, u.a. mit historischen Bauelementen. Der obere Bereich mit Wappensaal (Zinn- und Keramiksammlungen) und Nebenräumen bleibt bis zum Ende der Bauarbeiten im Januar 2007 geschlossen.

Die Dauerausstellung soll laut Dr. Sedler in vier Schritten umgestaltet werden. Nach dem Bereich Schule wurde nun ein zweiter thematischer Raum neu gestaltet: Die Nachbarschaften werden als Kernzelle zwischenmenschlichen ethischen Gebarens, Handelns im Lebensraum der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft dargestellt (diese Zeitung wird auf dieses Thema zurückkommen).

Neue Akzente in den Sammlungsbeständen

Neu konzipiert wird auch der Sammlungsbestand des Museums: Neuerwerbungen des Museums werden gezielt auf solche Lebensbereiche des Siebenbürgischen ausgerichtet sein, die ein unverwechselbares Bild vom Leben in diesem Raum vermitteln können. So sollen der städtische Alltag, die Kindheit und die siebenbürgische Alltagsfrömmigkeit als neue Bereiche im Bestand verankert werden. Sie kommen zu den vorhandenen Bereichen wie Tracht, Volkskunst, Kunst, bäuerliche Gerätschaften hinzu.

Die Museumsbestände, rund 20 000 laufende Eintragungen im Inventarbuch, werden zurzeit elektronisch erfasst, bis dato 65 Prozent, so dass der Zugriff bei thematischer Zuordnung erheblich erleichtert wird. Im laufenden Jahr wurde der Sammlungsbestand durch Schenkungen von Textilien und Keramiken vermehrt, ebenso durch Ankäufe, wie etwa des Fotonachlasses Daniel mit über 10 000 Negativen und Fotoabzügen oder eines Kanzelbehanges aus der Mediascher Gegend um 1700. Bilder von Hans Eder und Hermann Konnerth, der Nachlass von Waldemar von Baussnern (teilweise für das Archiv), Objekte und Dokumente aus und über die Korbflechterei Kravatzky aus Kronstadt kamen in den letzten Monaten hinzu.

Erfolgreiche Ausstellungen

Ebenfalls einer positive Neuerung ist die Aufmachung der Museumspublikation, die nicht mehr als Heft, sondern künftig als Jahrbuch in DIN-A4-Format mit ihren vielfältigen, gut recherchierten Beiträgen die Freunde des Museums, die Mitglieder des Fördervereins des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim und nicht zuletzt die Fachwelt erreichen wird.

Das Museum entfaltet eine erfolgreiche Ausstellungstätigkeit. Das belegen das wachsende Interesse für Kunst und Kultur aus Siebenbürgen und die steigenden Besucherahlen: Die Ausstellung Trude Schullerus zählte beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2006 in Dinkelsbühl über 1 500 Besucher, über 4 300 Interessierte in Kornwestheim sahen die Ausstellung zur Moderne in Siebenbürgen „Ausbruch aus der Tradition" (Juni bis Oktober 2006, diese Zeitung berichtete). Gerade die letztgenannte Ausstellung hat weite Kreise gezogen, so dass aus dem Ausstellungskatalog ein Buch über die Moderne in Siebenbürgen hervorgehen wird.

Präsenz in der Europas Kulturhauptstadt 2007

Für 2007 plant das Siebenbürgische Museum in Zusammenarbeit mit dem Astra-Museum in Hermannstadt - neben Luxemburg Kulturhauptstadt Europas 2007 - eine Ausstellung bemalter Möbel, die auch in Deutschland gezeigt werden wird, voraussichtlich auch in Düsseldorf bei der 50-jährigen Patenschaftsfeier des Landes Nordrhein-Westfalen über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Für das Zustandekommen des finanziell aufwendigen Projektes dankt das Siebenbürgische Museum dem Land Nordrhein-Westfalen, bei dessen Regierung sich der Bundesvorsitzende Volker Dürr stark gemacht hatte, gleichermaßen geht der Dank an den Förderverein des Siebenbürgischen Museums mit seinem Vorsitzenden Dr. Bernhard Lasotta, Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg.

Die Ausstellung „Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hatte auf Bestände des Siebenbürgischen Museums zurückgegriffen, die Ausstellung „Osmanische Teppiche des 15.-16. Jahrhunderts in sächsischen Gemeinden Siebenbürgens“, die zurzeit im Museum für islamische Kunst in Berlin zu sehen ist, verwertet weitgehend Fotomaterial und Recherchen des Siebenbürgischen Museums.

Wechselausstellungsräume werden im Januar 2007 eröffnet

Die Wechselausstellungsräume des Siebenbürgischen Museums werden im Januar 2007 gleichzeitig mit einer Ausstellung von Gemälden Friedrichs von Bömches eröffnet. Im Frühjahr wird anschließend eine Gemäldeausstellung von Katharina Zipser gezeigt.

Die bewegte Geschichte des Siebenbürgischen Museums geht einen guten Weg. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt Gundelsheim, mit der es in den letzten Jahren eine sehr förderliche Zusammenarbeit gibt, nach einer grundsätzlichen Zusage auch ihren Part bei der Durchführung des Projektes der historischen Wege (Informationssäulen) in Gundelsheim übernehmen wird.

Apropos Wege: Eine bessere Beschilderung zu den Institutionen auf Schloss Horneck wird angestrebt. Denn Ziel eines Museums ist es, nicht nur durch Aufklärung und eine gefällige Präsentation seine Besucher zu erreichen, sondern auch von ihnen gefunden zu werden.

Karin Servatius-Speck

Spenden werden an die neue Bankverbindung erbeten: Verein zur Förderung des Siebenbürgischen Museums e.V., Kontonummer 269 77 34, Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Bankleitzahl 600 501 01.

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim, Schloss Horneck

Bewerten:

2 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.