19. November 2007

20 Jahre Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde

Am Abend des 25. Oktober begrüßte Prof. Dr. Dr h.c. mult. Horst Förster, der Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, mehr als 200 Gäste im Hörsaalgebäude der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Sie waren der Einladung des Instituts zu seiner Geburtstagsfeier gefolgt. 2007 jährt sich nämlich die Gründung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde zum 20. Mal. Entsprechend gewichtig waren die Redner, die Wert darauf legten, dem Institut ihre Aufwartung zu machen: Heribert Rech (MdL), Innenminister des Landes Baden-Württemberg, als Vertreter der vorgesetzten Behörde des Instituts, der Rektor der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Prof. Dr. Bernd Engler, als Vertreter der Universität, mit der das Institut seit seiner Gründung enge Beziehungen pflegt, und die Festrednerin des Abends, die Volkskundlerin Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger aus Jena.
Innenminister Rech unterstrich in seinem Grußwort die besondere Verpflichtung der Landesregierung gegenüber allen Donauschwaben. Sie fußt nicht zuletzt auf der 1954 vom Land Baden-Württemberg übernommenen Patenschaft über die als Folge des Zweiten Weltkrieges aus Südosteuropa umgesiedelten, geflohenen und vertriebenen Donauschwaben aus Jugoslawien, Rumänien und Ungarn. „Die Gründung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde im Jahre 1987 ist Teil der Erfolggeschichte dieser Patenschaft“, betonte der Minister. Er lobte das von Prof. Dr. Harald Zimmermann gegründete und von Prof. Dr. Horst Förster seit 15 Jahren geleitete Institut als eine „anerkannte wissenschaftliche Einrichtung“. „Mit großem Ehrgeiz, Einsatz und viel Leidenschaft“ hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts in den vergangen beiden Jahrzehnten „eine leistungsfähige und beachtete wissenschaftliche Einrichtung geschaffen“. Samt seinen Sammlungen sei das Institut inzwischen zum „historischen und kulturellen Gedächtnis der heimatvertriebenen Donauschwaben geworden“.

Von dieser Grundlage ausgehend maß der Innenminister des Landes dem Institut in Zukunft eine weiter steigende Bedeutung auch im Hinblick auf den Verständigungsprozess mit den Ländern zu, aus denen die Donauschwaben stammen. Das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde sei eine wissenschaftliche Brücke zu zahlreichen Forschungseinrichtungen in Südosteuropa. „Ihre Arbeit hier in Tübingen wird daher auch in den kommenden Jahren zukunftsweisend, wertvoll und wichtig für das Land sein“, hob der Minister hervor. Er verband diese anerkennenden Worte mit seinen Wünschen für ein weiterhin segensreiches Wirken des Instituts sowie mit der Zusicherung des Landes, die Arbeit des Instituts auch in Zukunft zu unterstützen und zu fördern.

Der Rektor der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, zugleich Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts, verwies darauf, dass es kein Zufall gewesen sei, dass man für das Institut seinerzeit die Universitätsstadt Tübingen als Standort gewählt hat und mit dem international anerkannten Mediävisten Prof. Dr. Harald Zimmermann einen Lehrstuhlinhaber der hiesigen Universität zum ersten Leiter des Instituts berufen hat. Zu Recht sei damals die Nähe zur Universität und deren ausgeprägtes Profil in den Bereichen Geschichte, Geographie und Landeskunde gesucht worden. Diese dem Institut in die Wiege gelegte Entwicklung habe ihre fruchtbare Fortsetzung mit dem zweiten, derzeit amtierenden Leiter des Instituts, dem Geographen Prof. Dr. Horst Förster, gefunden. „Die Eberhard-Karls-Universität ist froh darüber und dankbar dafür, zu den aktuell 14 mit der Universität in Verbindung stehenden Einrichtungen auch das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde zählen zu können“, bekräftigte Prof. Engler. Das Institut stelle mit seinem Forschungsgebiet und seinem Profil eine willkommene Ergänzung in den Bereichen Geschichtswissenschaft und Geographie an der Eberhard-Karls-Universität sowohl in der Forschung als auch in der Lehre dar. „Mit seinem Südosteuropa-Schwerpunkt schließt das Institut nicht nur eine Lücke“, was nicht zuletzt an der Beteiligung des Instituts am erfolgreichen Tübinger Sonderforschungsbereich 437 „Krieg und Gesellschaft“ abzulesen sei, sondern es sei auch als Brückenpfeiler hin zu den Universitäten in Südosteuropa von beachtlicher Bedeutung für die Universität. Seine Anerkennung für die Leistungen des Instituts in Forschung und Lehre verband der Rektor mit der festen Absicht, die im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte gewachsenen und sich so vorteilhaft für beide Seiten entwickelten Beziehungen zwischen der Eberhard-Karls-Universität und dem Institut in Zukunft weiter auszubauen.

Auf die beiden Grußworte folgte der Festvortrag von Frau Prof. Dr. Köhle-Hezinger zum Thema „Das Heimatbuch. Passt Heimat in ein Buch?“ Mit der facettenreichen, kurzweiligen und zugleich tief schürfenden Einführung wurde zugleich die Jahrestagung 2007 des Instituts eröffnet. Als Kooperationspartner konnte das Institut den Schwäbischen Heimatbund und die Kommission für Geschichte und Kultur der Deutsachen in Südosteuropa gewinnen. Im Mittelpunkt der Tagung standen Fragen zur Geschichte, Methodik und Wirkung des Heimatbuches. Dass gerade dieses vielschichtige, bisher in der Forschung eher stiefmütterlich behandelte Thema gewählt wurde, war kein Zufall, wie Minister Rech bemerkte. Im Grunde genommen bilden Fragen an die Heimat den Kern der Arbeit des Instituts: Was brachte Menschen in der Vergangenheit und bringt sie auch in der Gegenwart dazu, ihre Heimat zu verlassen? Was für Folgen hat das für die Betroffenen, deren Sprache und Mentalität? Welche Folgen hat das für die Aufnahmegebiete? Wie gelingt es, eine neue Heimat aufzubauen und zu verinnerlichen? Wie wird über Heimat gesprochen und geschrieben?

Dr. Mathias Beer

Schlagwörter: Donauschwaben, Südosteuropa, Banat

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