23. Juni 2008

Münchner Stadtjubiläum: "Wir bauen Brücken"

Lange war der Herkulessaal nicht so voll wie am Sonntagabend des 1. Juni. Über 1000 Besucher waren gekommen zu diesem kulturellen und geistlichen Ereignis zum 850. Stadtgeburtstag Münchens, um zusammen mit den beiden Chören, dem Münchner Gospelsterne und dem griechisch-byzantinischen Kantorenchor, „Brücken zu bauen“. Der Erlös aus diesem Konzert kommt der Stiftung „Wings of Hope Deutschland“ zugute.
Die Stiftung leistet tatkräftige Friedens- und Versöhnungsarbeit im konfliktbeladenen Heiligen Land, in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten und nimmt sich insbesondere traumatisierter Kinder und Jugendlicher an, die der Dauerkonflikt dort hinterlässt. In Verbundenheit mit den Siebenbürger Sachsen und Landlern und besonders der „Rokestuf“ in München hatte Pfarrer Manfred Staude seitens der Nikodemuskirche München in der Siebenbürgischen Zeitung zu diesem Konzert eingeladen.

Pfarrer Gottfried von Segnitz von der Matthäuskirche begrüßte das große Publikum und insbesondere die beiden Schirmherren des Abends: den evangelischen Landesbischof Dr. Johannes Friedrich und den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein, vertreten durch den Staatsminister Dr. Otmar Bernhard, sowie Diakon Peter Klentzan von „Wings of Hope“ und die beiden Chöre mit ihren Chorleitern Eric Bond und Prof. Konstantin Nikolakopoulos. Die zahlreichen Ehrengäste wurden von Stadtdekanin Barbara Kittelberger und von Erzpriester Apostolos Malamoussis von der Griechisch-Orthodoxen Kirche angeführt.

Staatsminister Dr. Bernhard überbrachte die Grüße des Bayerischen Ministerpräsidenten und betonte, dass diesem die Friedens- und Versöhnungsarbeit von „Wings of Hope“ im Heiligen Land besonders am Herzen liege und er sich dem Veranstalter, der Ev.-Luth. Nikodemuskirche als überzeugter Christ besonders verbunden fühle.

Die in feierliche schwarze Gewändern gehüllten griechischen Sänger begannen mit den Osterhymnus „christos anesti“ („Christus ist auferstanden“) und leiteten dann in eine Psalmenreihe zur Osterzeit über. Zur Freude der Zuhörer sangen die „griechischen Brückenbauer“ einen Teil in deutscher Sprache und förderten somit das Verständnis für ihren fast 2 000 Jahre alten Gesang. Zum Abschluss schwenkte der Chor auf eine textfreie Linie ein, die das Publikum eine gewisse Verwandtschaft zum Gospel spüren ließ, wo die Improvisation eine große Rolle spielt. Eine gelungene Überleitung zu den „Gospelsternen“.
Die Gospelsterne im Herculessaal. Foto: Bernhard ...
Die Gospelsterne im Herculessaal. Foto: Bernhard Krause

Die kurze musikalische Pause bis dahin füllte Pfarrer Manfred Staude von der Nikodemuskirche auf humorvolle Weise mit geschichtlichen Betrachtungen über das damalige Nebeneinander der katholischen Mehrheit und der evangelischen Minderheit in München und über die junge evangelische Gemeinde, die von 1800 bis 1833 in der provisorischen Hofkapelle in der Residenz ihre Gottesdienste feiern durfte. Deshalb auch das Konzert an diesem historischen Ort, wo der „Brückenschlag“ zwischen den beiden Konfessionen begann. Seine Gemeinde als verantwortlicher Veranstalter, in der die „Gospelsterne“ vor noch nicht allzu langer Zeit ihre Heimat gefunden haben, dankte allen, die diesen Abend ermöglicht haben, insbesondere den Schirmherren.

Dann kamen die 70 in blaue Gewänder mit gelbem Schal gehüllten Sängerinnen und Sänger samt Orchester und angeführt von einem strahlenden Eric Bond. Der Münchner Gospelchor ist an der Lukaskirche entstanden und verbindet Sängerinnen und Sänger in ökumenischer Eintracht. Sein Ziel ist, dass die Zuhörer die Inhalte der biblischen Botschaft verstehen und spüren können. Deshalb singt der Chor bewusst deutsch und die Texte in deutscher Muttersprache schreibt die Theologin Jutta Hager. Gospel ist Leben und Erleben der biblischen Botschaft nach dem Motto „Wer Herzen bewegt, bewegt die Welt“. So standen sie auf der Bühne und trugen ihre Botschaft ins Publikum mit vertrauten Texten (u. a. „Lebendig – kräftig – schärfer ist Gottes Wort“, „Ihr sollt ein Segen sein“) und rhythmisch beschwingten Melodien, mit einer innerlichen Hingabe, die aus dem Herzen kommt und andere Herzen erreicht und fortträgt, hin zu Gott. Eric Bond wirkte an diesem Abend besonders froh gestimmt und ausgelassen, weil ihm (wie auch Pfarrer Staude) angesichts des vollen Hauses wohl ein Stein vom Herzen gefallen ist. Manfred Staude hat seine Idee umgesetzt und der Erfolg gab ihm Recht. Zwischen den Liedern gab es immer wieder tosenden Applaus und Beifallsrufe und bei den Liedern rhythmisches Mitklatschen des Publikums. Als schließlich der „Vorhang fiel“ und der Chor unter stehendem Applaus die Bühne verließ, waren sich alle einig: Diese Musik hat unsere Herzen geöffnet.
Sänger Eric Bond. Foto: Bernhard Krause ...
Sänger Eric Bond. Foto: Bernhard Krause

Zum Abschluss bedankte sich Diakon Peter Klentzan, Projektmanager der Stiftung „Wings of Hope Deutschland“, bei den beiden Schirmherren sowie bei allen, die zu dieser gelungenen Veranstaltung beigetragen haben. Landesbischof Dr. Johannes Friedrich sprach das Schlusswort. Er selbst habe sieben Jahre in Israel als „Brückenbauer“ gewirkt und die Leidensgeschichte der Menschen dort hautnah miterlebt. Dass es die Stiftung „Wings of Hope“ gibt und dass die Gospelsterne deren Arbeit so tatkräftig unterstützen (sie waren selbst schon im Heiligen Land und haben dort mit ihrer Musik die Herzen bewegt), sei ein Segen. Mit Gottes Segen, den der Landesbischof spendete, ging ein unvergesslicher Abend zu Ende.

Günter König

Schlagwörter: München, Benefizkonzert

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