24. Januar 2010

"Best of-Ausstellung" im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim

Anlässlich des Neujahresempfangs des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates (diese Zeitung berichtete) und der Mitgliederversammlung des Fördervereins des Siebenbürgischen Museums im Gundelsheimer Schloss wurde am 9. Januar 2010 in den zwei Räumen für Wechselausstellungen unter dem Titel „Neues aus den Sammlungen“ eine Präsentation mit den Neuzugängen der letzten zwei Jahre in festlichem Rahmen eröffnet.
Die Auftaktausstellung der diesjährigen, dicht geplanten Museumsarbeit im Siebenbürgischen Museum Gundelsheim wurde vom Kurator der Einrichtung, Marius J. Tătaru, konzipiert und aufgebaut. Erstmals kamen zu den Vitrinen mit Museumsgut auch Exponate aus dem Archiv dazu, welche Dr. des. Annemarie Weber, Geschäftsführerin des Kulturrates, bereitgestellt hatte, um den Zusammengang der beiden Institutionen auch museal zu veranschaulichen.

Diese bis dato einmalige Ausstellung im Siebenbürgischen Museum ist darüber hinaus auch ein Ausdruck und eine dingliche Darstellung des seit einigen Jahren neu ausgerichteten Sammlungskonzeptes des Museums, welches sich – jenseits der tradierten, volkskundlich-bäuerlich ausgerichteten Sammlungsbereiche – verstärkt den Zeugnissen des kirchlichen und des alltäglichen Lebens widmet, ländliche wie städtische Kultur und nicht zuletzt den noch von sächsischen Traditionen geprägten Alltag der in Deutschland Lebenden mit einbezieht.
Ausstellungseröffnung in Gundelsheim, ...
Ausstellungseröffnung in Gundelsheim, Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius, Bürgermeisterin Heike Schokatz, Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums, und Regierungsdirektor Dr. Thomas Lindner. Fotos: Werner Sedler
Die Vorsitzende des Museums, Dr. Irmgard Sedler, umriss in ihrer Eröffnungsansprache das neue Konzept, das die Einrichtung wegführt vom Image und der Nostalgie einer Heimatstube oder eines nur der Erinnerung verpflichteten Vertriebenenmuseums. Vielmehr möchte man siebenbürgische Problematik facettenreich und sinnstiftend darbieten und die gelungene Integration in der neuen Heimat dabei nicht aussparen. Daher rücke man von der Praxis der Anfänge ab, um nur noch gezielt zu sammeln, das Museum wolle kein Sammelsurium von Erinnerungsstücken werden. Die neue Richtung werde von der Sonderausstellung veranschaulicht.

Einem äußerst kritischen Besucher, dem sich die Ausstellung ob der Vielfalt der Exponatkategorien nicht gleich erschließen wollte, antwortete die Ausstellung mit ihrem von Tătaru sehr stringent formulierten Konzept und ihrem rigorosen Aufbau. Die Präsentation greift exemplarisch einige repräsentative Sammlungsbereiche des Siebenbürgischen Museums auf: Bildende Kunst, Kunsthandwerk, ländliche Wohnkultur, Kleidung und kirchliches Leben. Ergänzt wird sie durch seltene Drucke und Handschriften aus dem Siebenbürgischen Archiv. Es wurde ausnahmslos auf Glanzstücke im Bereich der Neuzugänge der letzten beiden Jahre aus den beiden Institutionen zurückgegriffen, dieses wohl auch als Reverenz gegenüber den zahlreichen Spendern der Gundelsheimer Einrichtungen. Viele von ihnen und Mitglieder der Fördervereine hatten sich am 9. Januar in Gundelsheim eingefunden.
Heinz Schunn: Hafen bei Dubrovnik, ...
Heinz Schunn: Hafen bei Dubrovnik, Farblithographie, ca. 1960, Spende.
Zu sehen sind in der Ausstellung u. a. Werke der Klassischen Moderne in Siebenbürgen, die z. T. geschenkt oder mit Geldern des Museumsfördervereins angekauft wurden. Grete Csaky-Copony, Hans Eder, Hermann Konnerth, Ernestine Konnerth-Kroner, Eduard Morres und Ernst Graeser sind nur einige der hier vertretenen Namen. Auch zeitgenössische Werke sind ausgestellt, die vorwiegend als Schenkungen in den Museumsbestand eingegangen sind: Arbeiten von Friedrich von Bömches, Katharina Zipser, Heinz Schunn und Susanne Schunn. Ein Augenschmaus der besonderen Art sind die Landschafts- und dokumentarischen Aquarelle des englischen Reisenden Charles Danford, entstanden um 1870-1880, die unter glücklichen Umständen über ein Auktionshaus als Einkauf des Fördervereins in das Museum kamen.

Dem kirchlichen Bereich sind die in Vitrinen präsentierten Exponate aus Zinn zuzuordnen, welche aus dem und 17.-18. Jh. stammen; für den Bereich, der mit Identitätssymbolik behafteten Kleidung, stehen wertvoller Schmuck aus dem 17.-20. Jahrhundert, eine Kronstädter Bürgertracht, eine goldgestickte Brautschürze aus dem Hermannstädter Umland sowie Pelzwesten von Bistritz bis zum Unterwald. Heimtextilien und Zierkeramik repräsentieren streiflichtartig die tradierte Wohnkultur im Karpatenbogen. Ein Blickfang ist auch die aus Zied stammende Totengedenkfahne. Sie ging letztes Jahr als private Schenkung in den Sammlungsbestand des Museum ein. Die Ausstellung wird abgerundet mit einem Portrait und Urkunden von und aus dem Besitz des Komponisten Waldemar von Baußnern. Der aus Siebenbürgen stammende Musiker war ab 1909 Direktor der Großherzoglichen Musikschule in Weimar und ab 1923 zweiter Sekretär der Berliner Akademie der Künste.
Totengedenkfahne aus Zied, Spende. ...
Totengedenkfahne aus Zied, Spende.
Beeindruckt von der Schau, von der Art, wie der jeweils spezifische Kulturauftrag von den siebenbürgischen Institutionen erfüllt wird, versprach der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, spontan als Vermittler im Kulturaustausch mit der alten Heimat auch auf musealem Terrain zu wirken.

Dr. Sedler dankte in ihrer Einführungsansprache Regierungsdirektor Dr. Thomas Lindner, Leiter des Referates „Museen und Archive zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, für die tatkräftige Unterstützung. Lindner zeigte sich beeindruckt von der Arbeit in den Gundelsheimer Einrichtungen und versprach, sich auch weiterhin für die Belange dieser einmaligen kulturellen Einrichtungen einzusetzen.

Die Ausstellung auf Schloss Horneck ist täglich außer Montag bis zum 21. März 2010 von 11 Uhr -17 Uhr geöffnet.

Werner Sedler

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Ausstellung, Schloss Horneck

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