17. April 2010

Musikalischer Heimattag 2010 im Zeichen des Komponisten Waldemar von Baußnern

Am Heimattag der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten 2010 in Dinkelsbühl wird die Musik einer der Ihren, des Komponisten Waldemar von Baußnern, zu hören sein. Zudem zeigt eine Ausstellung einige seiner persönlichen Gegenstände, welche die Zeit vor etwa einem Jahrhundert wieder zum Leben erwecken. Werke des Komponisten werden anlässlich der Ausstellungseröffnung wie auch im Rahmen der Kulturpreisverleihung erklingen.
Wer war Waldemar von Baußnern? Er entstammt einer angesehenen siebenbürgischen Adelsfamilie, der Edlen von Baußnern, die hohe Staatsstellungen in Siebenbürgen innehatten. Der Name leitet sich von Bautzen ab. Waldemar von Baußnern wurde am 29. November 1866 in Berlin geboren und verbrachte seine Jugend in Siebenbürgen. Er studierte 1882 bis 1888 an der Hochschule für Musik in Berlin und wurde später Leiter verschiedener deutscher Chorvereine sowie Dirigent des Mannheimer Musikvereins. Danach ging er nach Dresden als Dirigent der dortigen Liedertafel und wurde 1903 als Lehrer an das Kölner Konservatorium berufen. In Köln erhielt er den Vorsitz der Tonkünstler-Vereinigung. 1909 übertrug man ihm die Direktion der großherzoglichen Musikschule in Weimar. 1916 wurde er Direktor am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt und ab 1923 zweiter Sekretär der Berliner Akademie der Künste, wo er als Lehrer für Komposition bis zu seinem Tode wirkte. Waldemar von Baußnern starb 1931 in Sanssouci-Potsdam.

Wie viele Komponisten seiner Zeit konnte er seinen Lebensunterhalt nicht allein durch sein musikalisches Schaffen erwirtschaften. Dennoch strebte er hoch hinauf: Dass er acht Sinfonien und eine Kammersinfonie komponierte, ist ein Indiz dafür. Erst seine Berufung nach Berlin an die Akademie der Künste und an die Akademie für Kirchen- und Schulmusik sorgten für eine sorgenfreie Existenz.

Der Komponist Waldemar von Baußner (1866-1931) ...
Der Komponist Waldemar von Baußner (1866-1931)
Sein melodischer Stil war mit dem von Brahms, dem er seine 2. Sinfonie widmete, die Rhythmik und harmonische Wirkung mit der von Liszt, und seine virtuose Behandlung des Orchesters mit der von Richard Strauß verwandt. Seine Sinfonien ziehen Solostimmen und Chor heran, ähnlich denen Mahlers. Charakteristisch ist eine reiche und oft schroffe, schnelle Modulation verbindende Polyphonie, die aber nie in Willkür ausartet.

Waldemar von Baußnerns musikalisches Schaffen umfasst u. a. acht Sinfonien, eine Kam­mersinfonie für Orgel und zehn Solostreicher, Passacaglia und Fugen sowie weitere Werke für Orchester, fünf Opern, Kammermusik für verschiedene Besetzungen, Klavier-, Orgel- und Chorwerke, Lieder, Kantaten und oratorische Werke, aber auch Volksliedbearbeitungen. Auch Werke für Kinder und Schüler gehören zu seinem Repertoire, und die sechs Choral-Interventionen sind ein Beispiel dafür, dass er Werke mit pädagogischem Hintergrund schuf. Er gab die Jenaer Liederblätter- und alte Volksliedbearbeitungen heraus. Er bemühte sich, die Opern von Peter Cornelius aus ihrer damaligen Vergessenheit herauszuholen und vollendete dessen Oper Gunlöd.

Man sollte meinen, dass die Musik eines Tondichters seines Kalibers in großen Musikstädten aufgeführt werden sollte, doch leider haben seine Werke wenig Verbreitung gefunden und werden zu selten gespielt. Eine Erklärung könnte sein, dass er zu einer Zeit komponierte, die mit Kompositionen „überschwemmt“ wurde: u. a. von Giacomo Puccini, Gustav Mahler, Claude De­bussy, Richard Strauss, Arnold Schönberg, Hugo Wolf, Ferucco Busoni, Hans Pfitzner, Alexander Skrjabin und Max Reger. Eine weitere Erklärung mag seine Ablehnung der Entwicklung zur Atonalität sein. Ihm fehlte vielleicht auch ein wenig das Geschick zur Öffentlichkeitsarbeit.

Baußnerns Verbundenheit zu seiner siebenbürgischen Heimat vermitteln das Oktett „dem Lande meiner Kindheit“ und die Sinfonie „Die Ung’rische“. Diese Musik zeigt starke Einflüsse ungarischer und siebenbürgischer Volksmusik. Doch blieb eine Baußnern-Rezeption in Siebenbürgen aus – bis 1926, als anlässlich seines 60. Geburtstags ein üppiges Baußnern-Fest in Siebenbürgen veranstaltet wurde.

Es ist zu hoffen, dass Dirigenten die anspruchsvollen Werke dieses überaus fruchtbaren Komponisten wiederentdecken, und dass seine Musik einem breiten Musikpublikum zu Gehör gebracht wird. Vielleicht können die Ausstellung im Konzertsaal der Spitalanlage in Dinkelsbühl und die musikalischen Einlagen bei deren Eröffnung am Samstag ab 14.00 Uhr wie bei den Preisverleihungen am Sonntag ab 17.00 Uhr in der St.-Pauls-Kirche hierzu einen Beitrag leisten.

Ajiet Hans Holtkamp

Schlagwörter: Heimattag 2010, Musiker

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