9. Dezember 2022

Herausragender Musiker und Feingeist: Nachruf auf den gebürtigen Kronstädter Wolfgang Güttler

Unser Schulfreund Wolfgang Güttler lebt nicht mehr. Der international bekannte Kontrabassist starb am 18. September im Alter von 77 Jahren im Klausenburger Universitätskrankenhaus.
Geboren wurde Wolfgang Güttler am 10. Januar 1945 in Kronstadt. Nach der Volksschule besuchte er das Honterus-Lyzeum und studierte, nachdem er bereits 1963-64 Mitglied der Klausenburger Philharmonie gewesen war, an der Musikhochschule in Bukarest bei Joseph Prunner Kontrabass. In Bukarest wurde er anschließend Mitglied des Rundfunkorchesters, spielte aber nebenbei auch erfolgreich Jazz im Trio Jancsy Körössy und in der Bigband von Richard Oschanitzky.

Wolfgang Güttler beim Klassentreffen im September ...
Wolfgang Güttler beim Klassentreffen im September 2017. Foto: Karl-Heinz Siegmund
1973 wurde er Preisträger des Musikwettbewerbs „Concours de Genève“, was seinen Bekanntheitsgrad steigerte und es ihm nicht zuletzt ermöglichte, im Westen leichter Fuß zu fassen, nachdem er 1974 nach Deutschland übersiedelt war. Zunächst wurde er hier ins NDR-Orchester aufgenommen. 1975 bestand Wolfgang Güttler dann die Aufnahmeprüfung bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan und war dann zehn Jahre lang deren Mitglied.

1985 wurde er als Professor an die Kölner Hochschule für Musik und Tanz berufen, wo er bis 1991 lehrte, um anschließend an die Hochschule für Musik in Karlsruhe und an die Basler Hochschule zu wechseln. Gleichzeitig war er seit 1987 als Solobassist des SWR-Sinfonieorchesters Freiburg/Baden-Baden und in mehreren zum Teil selbst- oder mitbegründeten Ensembles tätig. Dazu zählten u. a. das Trio Basso (seit 1982), das auch aus einigen seiner ehemaligen Schüler bestehende Ensemble Geatles für 16 Kontrabässe (seit 1991), das Ensemble Consortium classicum, das Ensemble der Casals-Festspiele Prades (seit 1992), das Ensemble Villa Musica und die Gruppe that.

Wolfgang Güttler hat auch außerhalb seiner regulären Lehrtätigkeit in den Ferien Meisterkurse für Kontrabass in Europa, den USA, Kanada und Südamerika abgehalten, z.B. an der Juillard School und der Manhattan School in New York, im kanadischen Banff, in Oberstdorf, beim Casals Festival in Prades/Frankreich sowie den Darmstädter Ferienkursen.

Er hat zahlreiche Musikaufnahmen bei bekannten Plattenlabels gemacht. Sein Repertoire erstreckte sich von der Alten Musik über den Jazz bis zur Zeitgenössischen Musik. Für seine solistischen und kammermusikalischen Einspielungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Verschiedene zeitgenössische Komponisten haben ihm Kompositionen gewidmet.

Wolfgang Güttler war ein Vollblutmusiker und ein Freigeist. Er war aber auch einer, der trotz seiner Weltläufigkeit immer wieder mal zu seinen Wurzeln zurückkehrte. So war er auch gerne bei den Klassentreffen seines Schuljahrgangs dabei, brachte immer auch seinen Kontrabass mit und unterhielt uns mit seinen musikalischen Darbietungen, mal klassisch, mal jazzig, immer begleitet am Klavier von unserer Schulfreundin Birgit Roth. Zum Treffen im August dieses Jahres – wir feierten 60 Jahre seit der Matura – hatte er sich auch schon angemeldet, konnte aber dann krankheitsbedingt nicht mehr daran teilnehmen.

Wir vermissen in Wolfgang Güttler einen guten Freund, der uns nicht zuletzt durch seine außergewöhnliche Musikalität und sein fröhliches Naturell schöne Stunden des Miteinander beschert hat. Er war seit 1970 mit der aus Bulgarien stammenden Cellistin Zdravca Katzarova verheiratet und hinterlässt eine 1977 geborene Tochter und einen 2004 geborenen Sohn. Unsere Gedanken sind auch bei seinen Angehörigen, die einen teuren Menschen verloren haben. Wir fühlen mit ihnen und hoffen, dass die Dankbarkeit darüber, dass er Teil ihres Lebens war, mit der Zeit die Trauer verblassen lässt.

Die Freundinnen und Freunde seines Schuljahrgangs

Schlagwörter: Musiker, Güttler, Nachruf, Kronstadt

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