14. Oktober 2022

Saxonia-Stiftung feierte 30. Geburtstag mit hohen Gästen und einem Jubiläumskatalog in Rosenau

1990 standen ein evangelischer Pfarrer und ein Mathematiklehrer auf dem Mühlbacher Bahnhof ratlos vor einem Waggon eines Güterzuges. Man hatte sie verständigt, dass sie dort „Hilfsgüter für die deutsche Minderheit“ schleunigst abholen sollten, bevor der Zug weiterfährt. Sie wussten zwar nicht, was das für Maschinen waren, aber sie ließen sie auf einen LKW laden und stellten sie auf den Pfarrhof. Der Mathematiklehrer von damals, Martin Bottesch, erzählte diese Begebenheit als Vorsitzender des Siebenbürgenforums in seinem Grußwort zum 25. Jubiläum der Saxonia-Stiftung vor fünf Jahren. Beim 30. Jubiläum, das am 24. September in Rosenau gefeiert wurde, erinnerte sich Bottesch erneut an jene Zeit, als „Endzeitstimmung“ herrschte, „alle eifrig mithalfen, aber überfordert waren“ und die Gründung der Saxonia-Stiftung am 12. März 1992 Forum und Kirche entlastet habe.
Dr. Johannes Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks ...
Dr. Johannes Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen (links), überreicht Saxonia-Geschäftsführer Klaus Sifft das Goldene Ehrenwappen des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Foto: Beatrice Ungar
Die Stiftung selbst war 1990 von dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen zunächst als Verein gegründet und 1991 zur Stiftung umgewandelt worden, um die Hilfsgüter zu verwalten und humanitäre Hilfe zu leisten. Am 12. März 1992 wurde dann die heutige Saxonia-Stiftung in Kronstadt ins Leben gerufen. Schwerpunkt der neu gegründeten Stiftung war die Abwicklung der bundesdeutschen Wirtschaftsförderung, zu der ab 1993 auch die von Bärbel Schöfnagel initiierten Wirtschaftshilfen des österreichischen Bundeskanzleramts hinzukamen. Nach 2007 wurden aus der einen zwei Stiftungen: Die Saxonia-Stiftung für die Gewährung von Sozialhilfe bzw. die Saxonia-Transilvania-Stiftung für die Gewährung von Wirtschaftshilfe für Kleinbetriebe.

In seiner an einen Krimi erinnernde Festrede hatte zum 25. Jubiläum Karl-Arthur Ehrmann, Saxonia-Geschäftsführer von 1992 bis 2014, gesagt, die Tätigkeit der Stiftung sei „kein Triumphmarsch mit Blasmusik“ gewesen, vor allem die rumänische Zollbehörde habe es immer wieder geschafft, „uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen“. Sein Nachfolger im Amt, der seit Januar 2014 amtierende Geschäftsführer Klaus Sifft, sagte bei der Begrüßung der Gäste in der evangelischen Kirche in Rosenau, „seit 30 Jahren wickeln wir siebenbürgenweit sozial-humanitäre Hilfsprojekte, aber auch wirtschaftsfördernde Projekte ab. Dies mit immer noch anhaltendem Erfolg.“ Zu diesem Erfolg habe eine „perfekte Zusammenarbeit mit unseren Spendern, Vermittlern, Direktoriumsmitgliedern, freiwilligen Helfern und nicht zuletzt der Nutznießer selbst“ geführt, sagte Sifft, der die Saxonia-Stiftung als „lebendiges Beispiel der Kooperation“ bezeichnete. Von der Qualität dieser Kooperation zeugt auch das neueste Projekt, das die Stiftung seit 2015 landesweit abwickelt: Die Förderung von Lehrkräften im deutschsprachigen Schulwesen Rumäniens aus Mitteln der Bundesregierung. 2015 waren das 750 000 Euro, 2016 eine Million Euro, 2017 1 250 000 Euro, 2018, 2019 und 2020 jeweils 1 350 000 Euro, 2021 dann 1 215 000 Euro und in diesem Jahr 753 260 Euro.

Sifft betonte auch, dass das „Erfolgsprojekt“ Saxonia-Stiftung einzigartig in Europa sei: „,So ein Jubiläum erlaubt uns, einen Blick in die vergangenen 30 Jahre zu werfen, auf unsere geleistete Tätigkeit stolz zu sein und gibt uns Mut, die Weichen für die Zukunft zu stellen“. Beispiele von geförderten Kleinbetrieben waren in der im Saxonia-Haus zu besichtigenden Ausstellung zu sehen sowie in einem Jubiläumskatalog. Sifft sagte dazu: „Diese vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt der von unserer Stiftung unterstützten Einrichtungen, Initiativen und Projekten.“

Nach einer kurzen Andacht von Bischof Reinhart Guib wünschte der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul Jürgen Porr in seinem Grußwort der Stiftung „alles erdenkbar Gute auch für die nächsten 30 Jahre“, und die Deutsche Konsulin Kerstin Ursula Jahn wünschte auch im Namen des Deutschen Botschafters Dr. Peer Gebauer, die Stiftung möge auch weiterhin von Kraft und Zuversicht begleitet tätig sein. Desgleichen erinnerte sie daran, dass die Stiftung knapp vor der am 21. April 1992 erfolgten Unterzeichnung des Vertrags über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien gegründet worden sei.

Die Vorsitzende der Stiftung Saxonia Transilvania, Dagmar Hübner, wies auf das „,initiative und proaktive Handeln“ der Stiftungsmitarbeiter hin. Seitens der Partner der Stiftung bestätigten der Projektleiter Thomas Laux von der Stiftung Baden Württemberg International (BWI), der seit 30 Jahren dabei ist, und Dr. Johannes Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in München, die Aussage von Hübner. Dr. Kremer überreichte seitens des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland das Goldene Ehrenwappen an Klaus Sifft und eine Anerkennungsurkunde an die „gute Seele“ Eszter Piroska, die seit Anfang an als Sekretärin der Stiftung wirkt.

Die Redaktion der Hermannstädter Zeitung schließt sich hiermit den Gratulanten an.

Beatrice Ungar

Sozialwerk als Pate und Initiator

„Die Saxonia-Stiftung mit heutigem Sitz in Rosenau wurde 1992 mit dem Sozialwerk als Pate und Initiator in Hermannstadt aus der Taufe gehoben“, sagte Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen mit Sitz in München, in seinem Grußwort zur Jubiläumsfeier in Rosenau. „Vom Krankenhausbett bis hin zu orthopädischen oder physiotherapeutischen Mitteln in Form von Geräten oder Material konnten mit Hilfe der Saxonia Beschaffungen ermöglicht und umgesetzt werden.“ Mit deren Mitarbeitern werde besprochen, wo und wie am besten geholfen werden könne. „Sie leisten auch eine Sisyphus-Arbeit, wenn es um die gesicherte Verteilung der Hilfen sowie die nötigen Nachweise geht“, betonte Kremer. Er versicherte, dass das Sozialwerk auch in Zukunft „seine Aufgaben im Selbsthilfebereich von der finanziellen Unterstützung bis zur medizinisch-technischen Begleitung sowie der kulturellen Breitenarbeit“ wahrnehmen werde. Zur Umsetzung werde man weiterhin die guten Kontakte in Siebenbürgen nutzen. Die Saxonia wisse man als Freunde, „aber auch als Garanten für die Umsetzung zu schätzen”.

Alle Vorhaben seien nur durch das großzügige Spendenaufkommen aus der Gemeinschaft, der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen möglich. Deshalb bedankte sich Dr. Johann Kremer „für deren Verantwortungsbewusstsein, Vertrauen und Empathie“. „Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass diese Gemeinschaft auch für unsere Nachfahren bewusst erlebbar bleibt“, sagte der Vorsitzende des Sozialwerks. Der Saxonia-Stiftung, den Mitarbeitern wünschte er „weiterhin erfolgreiche Jahre sowie die nötige Geduld und Durchhaltekraft“.

Schlagwörter: Saxonia, Stiftung, Jubiläum, Sozialwerk

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