7. August 2023

Ungarns Premier Viktor Orbán sorgt für schwere Verstimmungen

Bad Tuschnad – Der rechtsnationale ungarische Premierminister Viktor Orbán hat am 22. Juli mit seiner alljährlichen Kampfrede in Bad Tuschnad für schwere bilaterale Verstimmungen gesorgt, nachdem er sich in ihrem ersten Teil überraschend auf die rumänischen Behörden eingeschossen hatte.
Das Außenamt in Bukarest habe ihm diesmal die Themenwahl erleichtert, da es ihm vorgegeben habe, welche Themen er hierzulande lieber nicht anschneiden solle, darunter nationale Symbole, kollektive Minderheitenrechte und „inexistente rumänische Verwaltungseinheiten“. Doch habe er „nie behauptet, dass Siebenbürgen und das Szeklerland rumänische Verwaltungseinheiten sind“, sagte Orbán. Ausgiebig mokierte sich der Rechtspopulist auch darüber, dass Regierungschef Marcel Ciolacu (PSD), der ihn erst vor wenigen Tagen in Bukarest empfangen hatte, bereits der 20. rumänische Amtskollege sei, den er seit Antritt seiner eigenen Amtszeit kennenlerne – doch klappe es „für Rumänien ja vielleicht beim zwanzigsten Mal“. Zudem war Orbán bemüht, sich als Rumäniens Retter in der Not in puncto Schengen-Beitritt zu präsentieren: Sein Land werde kommendes Jahr die Ratspräsidentschaft der EU übernehmen und habe sich auf die Fahnen geschrieben, diesen Beitritt zu erreichen.

Für einen Eklat sorgte auch der Präsident des Ungarischen Nationalrates in Siebenbürgen, László Tökés, der das Publikum aus dem „autonomen Bad Tuschnad“ begrüßte. Er warf der rumänischen Regierung und der orthodoxen Kirche vor, Hetze gegen die ungarische Minderheit de facto zu fördern, und lobte deren Autonomiebestrebungen – sie wolle nämlich nicht „wie Johannis’ Sachsen enden“ bzw. aussiedeln, sondern in Siebenbürgen bleiben, so Tökés.

Das Auswärtige Amt Rumäniens hat den ungarischen Botschafter in Rumänien, Zakonyi Botond, am 24. Juli wegen Orbáns Rede in Bad Tuschnad einbestellt. Man habe gegenüber dem ungarischen Diplomaten die Verblüffung darüber zum Ausdruck gebracht, dass ein mündlicher, über diplomatische Kanäle verlaufener Austausch bezüglich mehr Zurückhaltung seitens der ungarischen Amtsträger hierzulande vom ungarischen Premier öffentlich gemacht worden sei. Dessen Rede sei „unangebracht“ und kaum im Geiste einer guten Nachbarschaft gewesen, so das Außenamt.

Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ)

Schlagwörter: Ungarn, Orbán, Minderheit, Rede, Botschafter

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