13. September 2004

Beeindruckendes "Fest der Begegnung" in Zeiden

Zum zweiten Mal nach 1997 fand in Zeiden das "Fest der Begegnung" statt. Rund 400 Teilnehmer aus Deutschland und dem Burzenländer Ort beteiligten sich vom 6. bis 10 August an einem sehr umfangreichen, bewegenden und zum Teil die Besucher aufwühlenden Programm.
Alles begann ganz harmlos: Anlässlich der Feierlichkeiten des 50-jährigen Bestehens der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland in Ludwigsburg im vorigen Juni hatten Stadtpfarrer Klaus Martin Untch und Kurator Arnold Aescht die Blasmusik und das Gitarrenkränzchen der Zeidner Nachbarschaft zu Kulturtagen in die alte Heimat eingeladen. Irgendwann in diesem Frühjahr war dann von Kulturtagen keine Rede mehr. Es hatten sehr viele Zeidner aus Deutschland Interesse an der Veranstaltung bekundet, so dass aus den ursprünglich geplanten Kulturtagen ein Treffen der Zeidner aus dem Ausland mit ihren noch in Rumänien lebenden Verwandten, Freunden, Nachbarn und Bekannten wurde.

Freitag, den 6. August, am späten Nachmittag, fand bei schönstem Sommerwetter im Hof der Kirche die feierliche Eröffnung der Festtage statt. Selten zuvor erlebte der Kirchhof so eine große Ansammlung von Menschen, das Umarmen und Begrüßen nahmen kein Ende. Kurator Arnold Aescht rief in seiner Ansprache dazu auf, dieses Treffen bewusst zu erleben, denn "wer weiß, ob wir es jemals so noch hinbekommen werden".

Rund 400 Besucher, davon fast 300 aus Deutschland, kamen zum zweiten Fest der Begegnung in den Zeidner Kirchhof. Nach dem Festgottesdienst am 8. August spielte die Blasmusik bei schönstem Sommerwetter auf. Fotostudio AxenteRund 400 Besucher, davon fast 300 aus Deutschland, kamen zum zweiten Fest der Begegnung in den Zeidner Kirchhof. Nach dem Festgottesdienst am 8. August spielte die Blasmusik bei schönstem Sommerwetter auf. Fotostudio Axente


In den kurzen Eröffnungsansprachen des evangelischen Pfarrers Klaus Martin Untch, des Pfarrers der orthodoxen Kirche Ioan Cioaca, des stellvertretenden Bürgermeisters Bucur Dragu, der Leiterin des Gitarrenkränzchens Effi Kaufmes, des Chefs der Blaskapelle Heiner Aescht und des Nachbarvaters Udo Buhn kam vor allem die Freude über das Zustandekommen dieses einmaligen Ereignisses zum Ausdruck. Man wolle an Zeiden, "unserem gemeinsamen Haus", weiter bauen. Der Nachbarvater lud zusätzlich zur Fotoausstellung "100 Jahre Zeidner Waldbad" ein, die er im Gemeinderaum der Kirche eingerichtet hat. Noch am gleichen Abend, bevor es ganz dunkel wurde, fand die feierliche Inbetriebnahme der Turmbeleuchtungen sowohl der evangelischen als auch der orthodoxen Kirche statt. Die beiden Pfarrer Untch und Cioaca bedankten sich ganz herzlich bei der ebenfalls anwesenden Hauptsponsorin Renate Klinger, die "ein offenes Ohr und ein offenes Herz hatte, um Zeiden ins rechte Licht zu rücken". Die Beleuchtung des Ziffernblattes finanziert der in Leverkusen ansässige Klaus Mieskes und für die Stromversorgung kommt das Bürgermeisteramt auf.

Nachbarvater Udo Buhn (links) und Kurator Arnold Aescht enthüllten eine Infotafel in Zeiden. Fotostudio AxenteNachbarvater Udo Buhn (links) und Kurator Arnold Aescht enthüllten eine Infotafel in Zeiden. Fotostudio Axente


Samstagvormittag begrüßte der Kurator die Gäste wieder im Kirchhof mit den Worten: "Solange wir Freunde in der Welt haben, werden wir überleben. " Danach ehrte die Nachbarschaft aus Deutschland im Rahmen eines Festaktes in der Kirche verdiente Mitglieder der Zeidner Gemeinschaft für ihr ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft, sei es in der Alten- und Krankenbetreuung oder für ihre musikalische Arbeit. Den Festvortrag hielt Altnachbarvater Balduin Herter über die Geschichte des vom Wolkendorfer Meister Johann Barthel gebauten Altars, der wie das Waldbad heuer 100 Jahr alt wurde. Pfarrer Klaus Daniel, Dechant des Burzenländer Kirchenbezirks, würdigte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Zeidner: "Leute, die zusammengehören, sind zusammengekommen. " Uwe Simon, Superintendent des Kirchenbezirks Templin Gransee in Brandenburg und fleißiger Unterstützer der Zeidner Kirche, zeigte sich in seiner kurzen Ansprache ebenfalls beeindruckt von der Verbundenheit und der guten Funktionsweise der Nachbarschaften.

Im Anschluss an den Festakt enthüllten Kurator und Nachbarvater eine Informationstafel, die ihren Platz am Eingang der Kirche erhält. Sie beinhaltet alle wichtigen Informationen über die Zeidner Kirchenburg in rumänisch, deutsch, englisch und ungarisch – inklusive einer Darstellung der gesamten Anlage. Ab Nachmittag fand dann der heitere Teil des Tages statt. In der ehemaligen Kantine des früher gutgehenden Holzverarbeitungsunternehmens „Magura“ wurde gut gegessen, viel erzählt, gelacht und bis spät in die Nacht getanzt. Zwischendurch spielte die aus Deutschland angereiste Zeidner Blaskapelle, diesmal dirigiert von den noch im Burzenland lebenden Dirigenten Ernst Fleps. Aus Baden-Württemberg präsentierte sich eine siebenbürgische Tanzgruppe unter der Leitung des SJD-Bundesjugendvorsitzenden und ebenfalls aus Zeiden stammenden Rainer Lehni.

Sonntagvormittag ging es dann in der Kirche weiter mit dem Gottesdienst und anschließend im Friedhof mit einer Andacht zum Gedenken an die Verstorbenen. Spätestens als die Blasmusik die Trauermärsche spielte, der über Generationen die Zeidner auf ihrem letzten Weg begleitete, waren alle zu Tränen gerührt. Erfreulich für die Besucher aus dem Ausland war sicherlich, dass der Friedhof in einem sehr gepflegten Zustand ist und, wie neutrale Beobachter bestätigten, "zu den schönsten Siebenbürgens" zählt.

Am Nachmittag wurde im Kulturhaus ein umfangreiches Programm der Blasmusik, des Gitarrenkränzchens, des Kirchenchores, der deutschen Tanzgruppe aus Zeiden sowie einer rumänischen Volkstanzgruppe geboten. Auch hier bewegende Szenen: Als das Gitarrenkränzchen das Lied "Grüße mir Zeiden" anstimmte, sang der ganze Saal mit, oder als nach einem nicht enden wollenden Beifallssturm für die Blasmusik Kurator Arnold Aescht auf die Bühne eilte, um allen im Saal mitzuteilen: "Man kann das Ganze nur mit einem Wort kommentieren: Schade - schade, dass wir sie verloren haben. " Der Abend - wie gehabt – im Magura-Saal.

 Das Waldbad Zeiden in neuen Gewand nach 100 Jahren. Fotostudio Axente<br>
Das Waldbad Zeiden in neuen Gewand nach 100 Jahren. Fotostudio Axente


Montag, gleich in der Früh, tagte der ortsgeschichtliche Gesprächskreis, eine Initiative des Altnachbarvaters Balduin Herter und von Helmuth Mieskes. Seit sieben Jahren treffen sich an Zeidens Geschichte Interessierte zum Gedankenaustausch – nun zum ersten Mal in Zeiden, auch mit rumänischen Hobbyhistorikern. Mieskes stellte die Bibliographie Zeidens vor, ein rund achtzigseitiges Büchlein aller Schriften, die über den Burzenländer Ort verfasst wurden. Ein weiteres Thema war die Errichtung eines Heimatmuseums, an dem sowohl die Rumänen als auch der Nachbarvater großes Interesse haben.

Ab Mittag verlagerte sich der Ort der Handlung ins Waldbad. Hier trafen sich nun alle, um den 100-jährigen Geburtstag des Waldbades zu feiern, das im Sommer 1904 vom Zeidner Verschönerungsverein gegründet wurde. Die Erholungsstätte ist zum wiederholten Male renoviert worden und kann sich jetzt sehen lassen. In einer kleinen Feier erzählte der Nachbarvater die Geschichte des Waldbades, die Blasmusik spielte auf, auf dem Grill brutzelten die "mititei" und die Abgehärteten sprangen ins kalte Nass.

Damit nicht genug der Feierlichkeiten. Am frühen Abend lud Organist Klaus-Dieter Untch zum Kirchenkonzert mit zum Teil selbst komponierten Orgelmusik und Gesang der musikalisch hochbegabten Familie Halmen aus Schäßburg ein. Und noch einmal ging es danach in den Magura-Saal zum abschließenden Gulasch-Essen. Dienstag in der Früh traf man sich dann zu einem kurzen "Auf-Wiedersehen-Gottesdienst". Die Leistung der engagierten Zeidner Kirchengemeinde in der Organisation dieses Festes kann nicht hoch genug geschätzt werden. Alles hat wunderbar funktioniert, so dass sich vor allem die Zeidner aus dem Ausland mit großartigen Eindrücken auf den Weg nach Hause machten. Als Beweis, dass man auch im Burzenland in der Marktwirtschaft angekommen ist und etwas von Kundenorientierung versteht , lässt sich anführen, dass schon am Tag nach der Feier ein örtlicher Medienmann eine Foto-CD, DVD, Videos und natürlich klassische Fotos von der Veranstaltung den Teilnehmern anbieten konnte.

Hans Königes


Schlagwörter: Begegnungsfest, Zeiden

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