6. März 2007

30 Jahre nach der Katastrophe: Erdbeben 1977 in Rumänien

Am 4. März 1977 ereignete sich in Rumänien eines der schwersten Erdbeben der letzten Jahrhunderte. Mit einer Stärke von 7,2 auf der Richterskala und dem Epizentrum im Vrancea-Gebiet, am östlichen Rand der Karpaten, hatte das Erdbeben katastrophale Folgen für Menschen, Wohn- und Wirtschaftsanlagen. Am meisten betroffen waren die Hauptstadt, deren Umland im südlichen Rumänien bis zur Donau, Siebenbürgen und andere Regionen.
Schätzungsweise 1 500 bis 2 000 Menschen (nach damaligen Angaben – die genaue Zahl der Toten wird nie ermittelt werden können) mussten ihr Leben lassen. Ganze Häuserreihen, davon viele Hochhäuser in Bukarest, stürzten wie Kartenhäuser ein, man hörte verzweifelte Hilfeschreie, ganze Schuttberge waren in Staubwolken gehüllt. Gähnende Ruinen von Stockwerken, Treppenhäusern und Dächern drohten nachträglich einzustürzen, Hausratsteile hingen in schwindelnder Höhe.

Eingestürzte Häuser in Bukarest nach dem Erdbeben vom 4. März 1977.
Eingestürzte Häuser in Bukarest nach dem Erdbeben vom 4. März 1977.

Die Menschen waren wie erstarrt, auch Hilfskräfte wagten, aus Angst vor Nachbeben, vorerst nicht heranzutreten. Erst nach Stunden und Tagen begannen recht mühsam die Räumungsarbeiten. Große Hilfsaktionen aus Europa erreichten die Katastrophengebiete, die Hilfs- und Nahrungsmittel wurden von den rumänischen Behörden allerdings recht schwerfällig an die Bedürftigen verteilt. Beim Wiederaufbau der Millionenstadt waren Facharbeiter, Baumeister u.a. aus den verschiedenen Regionen des Landes, auch aus Siebenbürgen, längere Zeit im Einsatz.

Ein großer Teil der Bevölkerung erinnert sich noch an dieses tragische Naturereignis, vor allem die Betroffenen, die mit diesem Trauma weiter belastet waren. Es heißt immer wieder, dass Tiere die Spannungen und Bewegungen der Erde kurz vorher wahrnehmen können. Zeugenberichten zufolge hatten tatsächlich Haustiere und Wildtiere durch ihr Verhalten das Erdbeben von 1977 angekündigt.

Der Grund für die häufigen Erdstöße ist die Kollision mehrerer Lithosphärenplatten im Vrancea-Gebiet und das Abtauchen von Lithosphärenslabs in tiefere Regionen. In den letzen Jahrzehnten wurden in dieser erdbebenträchtigen Karpatenzone mehrere starke Erdbeben verzeichnet, z.B. am 10. November 1940 (bei einem Erdbeben der Stärke 7,3 auf der Richterskala starben ca. 1 000 Menschen), aber auch mittelstarke Bewegungen etwa am 30. August 1986 und am 30./31. Mai 1990 (zwei Beben der Stärke 6,7 bzw. 6,0 Richter). Der Zyklus der schweren Erdbeben, die ihren Ursprung im Vrancea-Gebirge haben, beträgt schätzungsweise 30-40 Jahre.

An der Universität Karlsruhe befasst sich ein Sonderfoschungsbereich SFB 461 „Starkbeben – Von geowissenschaftlichen Grundlagen zu Ingenieurmaßnahmen“, gemeinsam mit rumänischen Partnern, speziell mit den Erdbeben im Vrancea-Gebiet. Geowissenschaftler und Ingenieure setzen sich dabei für die Minderung der Folgen von Starkbeben in dieser Region ein. „Ein Herzstück ist eine Software, das so genannte Disaster Management Tool“, das den Entscheidern vor Ort helfen soll, die Situation nach einer eventuellen Katastrophe richtig einzuschätzen, erklärte Professor Dr. Günter Schmitt, Sprecher des Karlsruher Sonderfortschungsbereichs. Zur Erinnerung an das Beben von 1977 fand übrigens vom 1. bis 3. März 2007 ein von der TU Bukarest organisiertes internationales Symposium „Thirty Years from the Romania Earthquakeof 4 March 1977“ in Bukarest statt.

Karlheinz Gross

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