23. Juli 2007

"Spiegelungen" würdigen Europäische Kulturhauptstadt

Die Wahl der siebenbürgischen „Haupt- und Hermannstadt“ zur Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2007 - sie trägt diese Ehrenbezeichnung gemeinsam mit Luxemburg - nimmt der Schriftsteller und Essayist Hans Bergel zum Anlass, in der Rubrik „Das aktuelle Thema“, mit der das zweite Heft des Jahrgangs 2007 (56) der vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS) herausgegebenen Vierteljahresschrift Spiegelungen eröffnet wird, die südosteuropäische Kulturmetropole in ihrer eigentümlichen Prägung und Entwicklung vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart zu charakterisieren.
Das Bild der Stadt am Zibin scheint auch in den Versen des dort lebenden rumänischen Dichters Dumitru Chioaru auf, den Joachim Wittstock ins Deutsche übertrug. Weitere Gedichte stammen von Kristiane Kondrat, deren eigenwillige, wortspielerisch-metaphorische Lyrik Erinnerung heraufbeschwört und Verluste melancholisch-ironisch benennt; „Die falschen Fünfziger“ von Robert Schiff ist ein Romanfragment, in dem der Banater Autor Episoden aus dem Leben eines Sonderlings im Temeswar der 1950er Jahre erzählt, dessen Welt und Eigenart er dem Leser teils auch mit Humor nahe bringt.

Das Gespräch, das Stefan Sienerth während eines Belgrad-Besuchs im März mit Prof. Dr. Zoran Konstantinovic für die Spiegelungen führte, erscheint nach dem plötzlichen Tod des international bekannten Literaturwissenschaftlers, der im Mai 2007 im 87. Lebensjahr verstarb: Der Germanist und Komparatist bietet in seinem letzten Interview Einblicke in seine akademische Laufbahn und in seine Forschungsarbeit, die in beträchtlichem Umfang deutsch-serbischen und den Kulturbeziehungen in Südosteuropa gewidmet war. In dem Aufsatz „Räume der Gewalt - Poesie der kleinen Räume“ erörtert Barbara Breysach (Berlin) die eigentümliche Wahrnehmung Banater dörflicher Realität in der frühen Prosa und der neueren Essayistik Herta MüIlers. Wie der aus Laibach stammende deutschsprachige Autor Heinrich Moritz Penn (1838-1918) in dem Stück „Der Untergang Metullums“ in historischem Gewand Krainer Geschichte gestaltete, untersucht Tanja igon, Germanistin an der Universität Ljubljana.

In der Rubrik „Kultur- und Zeitgeschichte“ ist zunächst ein Beitrag von Richard Wagner (Berlin) zu lesen, der ,Insider-Wissen einbringend, eine kritische Würdigung der Persönlichkeit und des Wirkens des rumäniendeutschen Autors und Kulturpolitikers Nikolaus Berwanger (1935-1989) vornimmt, für den, so Wagner, „die Frage, wie man Teil des (kommunistischen) Systems sein und sich trotzdem vom System ... unterscheiden kann, zum Dilemma“ geworden sei. Wie die Buchenlanddeutschen nach dem Ersten Weltkrieg die Rumänisierung und 1940 ihre Zwangsumsiedlung ins „Dritte Reich“ erlebten, ist den in Gesprächsform aufgezeichneten Erinnerungen von Dr. Paula Tiefenthaler, geb. Provasi zu entnehmen. In dem Bericht „Mit dem Schiff die Donau hinunter nach Novi Sad/Neusatz“ dokumentiert Helmut Erwert eine im November 2006 stattgefundene „Friedensfahrt von Donauschwaben“ nach Serbien, „ins unvergessene Land der Väter“, bei der Orte erlittener Leiden aufgesucht wurden, aber auch Begegnungen der Verständigung stattfanden.

Johann Adam Stupp, über zwei Jahrzehnte verantwortlicher Schriftleiter der Südostdeutschen Vierteljahresblätter, der Vorgängerpublikation der Spiegelungen, wird von Peter Motzan zu seinem 80. Geburtstag gewürdigt. Achtzig Jahre alt wurde auch der bekannte, aus Pressburg stammende österreichische Fernsehjournalist, Filmemacher und Buchautor Dr. Hugo Portisch. Über ihn und den 80-jährigen Dipl.-Ing. Ernst Hochberger, der sich in Büchern und Aufsätzen um das kulturelle Erbe der Slowakeideutschen verdient gemacht hat, schreibt Paul Tischler.

Einen der Schwerpunkte des Heftes bilden die Besprechungen neuer Bücher zur Geschichte, Literatur und Kunst im südöstlichen Mitteleuropa. Das „Forum“ enthält Berichte über wissenschaftliche Tagungen, die im 1. Halbjahr 2007 in München (über Lexikographie deutscher Mundarten in Südosteuropa), Budapest (zur Geschichte des ungarndeutschen „Volksbundes“), im norwegischen Bergen (über rumäniendeutsche Literatur) und in Ljubljana/Laibach (über literarische Zentrenbildung in Südosteuropa) stattfanden. Die „Rundschau“ ergänzt mit weiteren Berichten und reichhaltigem Nachrichtenteil den Informationsgehalt der Spiegelungen.

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Die Vierteljahresschrift „Spiegelungen“ kann als Einzelheft für 6,15 Euro (zuzüglich Porto) und als Jahresabo für 22,50 Euro (einschließlich Porto) über Intime Services GmbH, Bajuwarenring 14, 82041 Oberhaching, Telefon: (089) 85 70 91 12, bezogen werden.

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, IKGS, Südosteuropa

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