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18. Februar 2018

Rumänien und Siebenbürgen

Eine Töpferscheibe in Korond steht still: Nachruf auf Páll Ágoston in Siebenbürgen

Am 15. Januar 2018 ist der Töpfer Páll Ágoston im Alter von 71 Jahren in seinem Heimatort Korond (Corund) im Kreis Hargita verstorben. mehr...

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Artikel wurde 1 mal kommentiert.

  • schiwwer

    1 • schiwwer schrieb am 18.02.2018, 10:58 Uhr (um 11:21 Uhr geändert):
    Als Ergänzung zu diesem guten Bericht über das Werk von Agoston möchte ich noch die Lehrerin Hertha Wilk aus Tartlau erwähnen, die meiner Meinung nach sehr dazu beigetragen hat, dass Töpfer aus Korond sich der Herstellung von Keramik mit sächsischen Motiven verstärkt zuwendeten. Hertha Wilk hat mit Molnos Joszef zusammengearbeitet. Er stellte die Krüge her, die sie, etwa 2 Jahre lang, nach original sächsischer Keramik, die sie u. a. in ihrem Heimatmuseum gesammelt hatte, selber bemalte und dann von dem Koronder Töpfer brennen ließ. So könnte man behaupten, dass sie in Zusammenarbeit mit Molnos die letzte Sächsin war, die Keramik gestaltete.

    Dann übernahm der alte Molnos diese Muster und produzierte, sehr erfolgreich, die bei den Sachsen immer begehrter werdende Ware. Der Töpfermarkt der 70-ger Jahre in Hermannstadt trieb die Nachfrage nach oben, der Wunsch nach sächsischer Keramik, die vor allem als Geschenke, auch für Verwandte und Gäste aus dem Ausland sehr begehrt war, zeitigte Nachahmer auch im staatlichen "Fondul-Plastic"-Geschäft. Die blau-weiße Bemalung setzte sich durch, so dass kaum jemand die ursprünglich bunte Vielfalt historischer sächsischer Töpferkunst wollte.

    Das Bedauerliche: Die Qualität von Molnos' Ausführung, die Glasur und die Farbe wurden immer mediokrer und schlampiger, ich nehme an, dass seine Nachfolger im Familienbetrieb das Handwerk nicht so berrschten oder es nicht mehr so genau nahmen. Gleichzeitig ging Agostons Stern auf, ein Glücksfall: Nach dem oben erwähnten Buch von Rudi Klusch fertigte er und vor allem auch seine Frau Hochwertiges, Farbe und Glasur waren stimmig, der Pinselstrich nicht so kräftig breit wie bei dem alten Molnos, akkurat ausgeführt und die Kunden dankten es ihm. Wunderschön auch seine ungarischen Motive und schon von weitem konnte man erkennen, ob es sich um Sächsisches oder Ungarisches handelte. Die ersteren waren geometrischer ausgeführt, die Muster unterteilt durch Quadrate und Linien, auf den ungarischen Krügen, Humpen und Teller gab es mal auch einen Hirsch, aber vor allem schöne geschwungene Blumen, vor allem Tulpen.

    2010 war ich das letzte Mal in Korond, nur noch eine Handvoll Töpfer gab es, die professionell umrüsten mussten auf die Anforderungen eines von Touristen überlaufenen Dorfes, zu dem sich Korond "gemausert" hatte. Die Zufahrtsstraße einwandfrei, alles hübsch und propper hergerichtet, in der Hauptstraße Buden über Buden mit vielerlei Ethnokunst und Ethnokitsch, von Holzlöffel, Körben, Schaffellen bis T-Shirts mit blöden Sprüchen oder der Landkarte Groß-Ungarns, alles da. Und nur eine Töpferfamilie.

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