18. Februar 2018

Eine Töpferscheibe in Korond steht still: Nachruf auf Páll Ágoston in Siebenbürgen

Am 15. Januar 2018 ist der Töpfer Páll Ágoston im Alter von 71 Jahren in seinem Heimatort Korond (Corund) im Kreis Hargita verstorben.
Die Töpfer aus Korund sind die Einzigen, die neben der Székler, der ungarischen Keramik auch die Herstellung der siebenbürgisch-sächsischen Keramik beherrschen. Das beruht auf einer langen Tradition im Handwerk und auf der Tatsache, dass die Siebenbürger Sachsen seit den 1930er Jahren keine Töpfer mehr haben. Páll Ágostons Arbeiten konnte man nur sehen oder erwerben, wenn man ihn in seiner Werkstatt an seinem Anwesen aufsuchte: Alszeg 772 in Korund. Hier wohnte und arbeitete er mit seiner Frau Vera und seinen sieben Kindern.
Páll Ágoston in Kronstadt bei den Ungarischen ...
Páll Ágoston in Kronstadt bei den Ungarischen Kulturtagen 2015. Foto: Johannes Kravatzky
Páll Ágoston, geboren am 24. Mai 1946, entstammt einer bekannten Koronder Töpferfamilie und hat sich eingehend mit der Töpferei als Volkskunst beschäftigt. Sein Verständnis für die siebenbürgisch-sächsische Keramik stammt schon von seinem Vater. Viele Anregungen für ihre Arbeiten erhielten Páll Ágoston und seine Frau Véra aus dem Buch „Siebenbürgische Töpferkunst aus drei Jahrhunderten“ von Horst Klusch, Kriterion Verlag, Bukarest 1980. Auf Anregung von Horst Klusch (1927-2014) begann Páll Ágoston siebenbürgisch-sächsische Kacheln herzustellen, die bis heute fester Bestandteil seiner Werkstatt ist. Diese beherrscht in Form und Muster sächsische Keramik aus Draas, dem Burzenland, Kirchberg und Thorenburg.

Páll Ágoston war Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender des am 15 Juni 2006 gegründeten gemeinnützigen Vereins "Életfa"/Lebensbaum der Töpfer aus Korond mit 27 Mitgliedern. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil, wo er oft für seine fachlichen und künstlerischen Leistungen ausgezeichnet wurde. So erhielt er mehrfach den Preis als bester Töpfer am Hermannstädter Töpfermarkt und den Töpferpreis „Cocoșul de Horezu“. Vom ungarischen Staat erhielt er eine Anerkennung für seinen Einsatz für die ungarische Volkskunst. Páll Ágoston war Mitglied der Rumänischen Akademie für Volkskunst, die UNESCO verlieh ihm ein Diplom für den Erhalt der Volkskunst, SMITHONIA in Washington eine Urkunde für seinen Einsatz für die Volkskunst und der rumänische Staat ehrte ihn mit der Medalia Națională „Serviciul Credincios“. Die Stadt Hermannstadt würdigte Páll Ágoston mit dem Diplom „CIBINIUM“ für sein Lebenswerk.
Páll Ágoston bei der Arbeit an der Töpferscheibe. ...
Páll Ágoston bei der Arbeit an der Töpferscheibe. Foto: Johannes Kravatzky
Eine Ehrung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist ihm in Form einer Urkunde im Dezember 2017 zuteil geworden. Der ungarische Journalist Szathmári Ferenc hat ein Büchlein in ungarischer Sprache über Páll Ágostons Lebensweg und seine Arbeiten geschrieben.

Johannes Kravatzky

Film auf YouTube: Der Töpfer Páll Ágoston in Korond (in ungarischer Sprache)

Schlagwörter: Keramik, Kunsthandwerk, Ungarn

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Neueste Kommentare

  • 18.02.2018, 10:58 Uhr von schiwwer: Als Ergänzung zu diesem guten Bericht über das Werk von Agoston möchte ich noch die Lehrerin Hertha ... [weiter]

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