17. Mai 2012

Konsultation in Drabenderhöhe

Führende Repräsentanten der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, allen voran Bischof Reinhart Guib, und alle anderen von (Ehren-)Amts wegen an der Festveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen Adele Zay e.V. am 15. April im Drabenderhöher Kulturhaus (siehe Bericht "Das Gemeinwesen bereichert: 50-jähriges Jubiläum des Adele-Zay-Vereins Drabenderhöhe") Beteiligten, dazu noch etliche eigens angereiste Vertreter sächsischer Einrichtungen in Deutschland, darunter der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, nahmen im Anschluss an die Feier die Gelegenheit wahr, sich zu einer Beratung im „Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe“ zusammenzusetzen.
Zu dieser Konsultation, die nach dem Wunsch aller verstetigt werden soll, hatten Pfarrer i.R. Kurt Franchy und Dr. Stefan Cosoroabă eingeladen. Unter den Teilnehmern war auch Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Im Folgenden können nur die Grundlinien dieses einvernehmlichen und optimistischen Gesprächs nachgezeichnet werden.

Die Gesprächspartner formulierten deutlich die allgemeine Einsicht, dass sich die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien ebenso wie die Kirche überhaupt existenziellen Herausforderungen gegenübersieht, die dazu zwingen, nicht nur die bisherige Rolle und den mehr oder minder geglückten Umgang damit zu überdenken, sondern Absichten und Aussichten für eine weitere aktive Anteilnahme am Leben der Siebenbürger Sachsen dort und hier, der Menschen überhaupt neu zu setzen.

In Hermannstadt hat man diese Neusetzung, die zur Satzung noch zu schmieden ist, unter ein schlüssiges, wiewohl breit auslegbares und umso lebendigeres, „lebbares“ Motto gestellt: „Aus Glauben Leben in Gemeinschaft gestalten“. Derzeit ist ein Nachdenken im Gange. Alle hier wie dort, die sich beteiligt und betroffen fühlen oder beteiligen wollen, sind aufgerufen, ihre Gedanken, Fragen, Anregungen und Vorschläge zur Gestaltung dieser Gemeinschaft vorzubringen, damit sie in grundsätzlichen Leitlinien der weiteren kirchlichen und gemeinschaftlichen Tätigkeit Eingang finden.

Parallel dazu soll ein an der Ludwig-Maximilians-Universität München angegliedertes Forschungsprojekt zumindest die Fragen eruieren, die unter den Siebenbürger Sachsen und ihren Nächsten, wo immer sie sein mögen, noch immer und wohl noch lange so offen sind, dass sie sogar als schmerzlich empfunden werden: Bleiben/Gehen einst und heute, Aussiedlung/Migration, Zugehörigkeit/Integration – in welchem dieser Begriffe sieht sich der einzelne Angehörige der sächsischen Gemeinschaft aufgehoben, und wie wichtig ist ihm die Angehörigkeit angesichts der zahlreichen Brüche und Verwerfungen, die die letzten Jahrzehnte gebracht haben? Bei den verhaltenen individuellen sowie kollektiven Antworten auf diese Fragen gibt es zumeist, so wurde festgestellt, eine leise Mehrheit und eine laute Minderheit, wobei Letztere die Auseinandersetzung zwar nicht sonderlich voranbringt, aber natürlich gehört werden soll, auch wenn es um Sinn oder Sinnlosigkeit des Beginnens geht, die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien zu einer grenzüberschreitenden Einrichtung auszubauen – die Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften vorausgesetzt.

Konkret erörtert wurde die Gründung eines Heimrates für siebenbürgische Altenheime. Durch deren stärkere kommunikative, insbesondere auch wirtschaftliche Vernetzung erhofft man sich Synergieeffekte für die Heimbewohner.

Wenn einem auf Anhieb etwas aufging bei diesem Gespräch, dann war es die historisch gewachsene Kompliziertheit all dieser Fragen, die u.a. darin wurzelt, dass die Siebenbürger Sachsen sich über Jahrzehnte von der Kirche eher stiefmütterlich behandelt, dafür hierzulande von der Landsmannschaft, jetzt dem Verband, vertreten gesehen haben, dass die politische Vertretung der Sachsen und überhaupt der Deutschen in Rumänien, das Demokratische Forum, vorerst nicht ohne Weiteres in die Überlegungen eingebunden werden kann, dass noch allerhand Zurückhaltung und Rücksichten geboten sind. Offenheit zu schaffen aufgebrochen sind derzeit erst wenige, in Siebenbürgen wie in Deutschland, sie verdienen vor allem möglichst großen Zuspruch.

Georg Aescht

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Kirche, Altenheime

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  • 18.05.2012, 01:19 Uhr von Sibylle: Wie stark ist denn die Evangelische Kirche noch in Siebenbürgen? Kann sie den Siebenbürger Sachsen ... [weiter]

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