18. April 2023

NRW-Frauenreferentinnen tagten in Drabenderhöhe

Gut besucht war die diesjährige Frühjahrstagung des Landesfrauenreferates NRW unseres Verbandes. Im Gesellschaftsraum im „Haus Siebenbürgen – Wohn- und Pflegeheim“ in Drabenderhöhe konnte die Landesfrauenreferentin Karin Roth engagierte Vertreterinnen aus fast allen Kreis- bzw. Frauengruppen in NRW willkommen heißen. Besonders bedankte sie sich bei der Frauengemeinschaft Drabenderhöhe, die uns dieses Mal eingeladen hatte. Die Gastgeberinnen hatten zum Empfang bereits Kaffee mit frischen Hörnchen und Obst vorbereitet, wovon die Gäste gerne probierten.
Vertreterinnen aus fast allen Kreis- bzw. ...
Vertreterinnen aus fast allen Kreis- bzw. Frauengruppen in Nordrhein-Westfalen kamen zur Frühjahrstagung in Drabenderhöhe zusammen; im Hintergrund der Turm der ­Erinnerung. Foto: Anita Gutt
Passend zum Thema „Musik in Siebenbürgen“ wurden zur Einstimmung zwei Frühlingslieder gesungen – und im Laufe des Tages kamen die Liederzettel noch häufiger zum Einsatz. Da einige neue Gesichter in der Runde waren, folgte eine kurze Vorstellungsrunde, in der die Sprecherin jeder Gruppe die Frauenarbeit kurz vorstellt. So vorbereitet konnte zu den Wahlen geschritten werden. Karin Roth verabschiedete sich mit kleinen Geschenken bei ihren langjährigen Mitstreiterinnen Brita Kirschner, Gretl Hauptkorn und Kathi Drotleff sowie bei Enni Janesch, die sie vor zwölf Jahren, ebenfalls in Drabenderhöhe, als Frauenreferentin vorgeschlagen hatte. Im Anschluss übernahm Hanna Jung-Boldan, stellvertretende Landesvorsitzende in NRW, das Zepter als Wahlleiterin. Sie umriss die Aufgaben der Referentin – Kontaktpflege mit den Frauen aus den Kreisgruppen, Organisation eines jährlichen Treffens, Teilnahme an den Sitzungen des Landesvorstandes – und bat um Vorschläge aus der Runde. Leider fand sich keine Frau, um das Amt zu übernehmen. Daher wurden die Wahlen auf die im April anstehende Delegiertenversammlung vertagt.

Im Anschluss hatten die Frauen die Möglichkeit, sich in Gruppen den Turm der Erinnerung und das siebenbürgisch-sächsische Heimatwerk anzusehen. Hierzu berichtete Enni Janesch aus der Geschichte von Altenheim, Kapelle und Turm der Erinnerung, der in Form eines siebenbürgisch-sächsischen Wehrturms gebaut wurde. Heute befinden sich hier kultureller Mittelpunkt der Siedlung und Schnittstelle zum Altdorf. Hier finden alle Veranstaltungen wie Kronenfest, Sommerfest und Gedenkfeiern statt. Ebenfalls erhielten wir Informationen über den Adele-Zay-Verein, der 1966 gegründet wurde. Kathi Drotleff erläuterte die Arbeit des Heimatwerks, die insbesondere die Möglichkeiten der Beratung und Ergänzung von Trachten umfasst. Hier konnten die unzähligen handgearbeiteten sächsischen Trachten, Kissenbezüge, Gürtel, Taschen, Kochbücher und vieles mehr bestaunt werden – und manch eine Frau hat direkt ein schönes Teil eingekauft.

Zum Mittag gab es frisch aus der Heimküche eine kräftige Brodelawend sowie einen leckeren Nachtisch. So gestärkt wurde das Lied „Bäm Hontertstreoch“ angestimmt. Es war die perfekte Überleitung zu dem folgenden Vortrag von Enni Janesch. Sie berichtete, dass dieses Lied das bekannteste Musikstück in sächsischer Mundart sei. Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und wird sogar japanisch gesungen. In dem Referat von Gerda Gusbeth zur „Musik in Siebenbürgen“ stellte sie fest, dass es keine Kultur ohne gemeinschaftliche Musik und Gesang gibt. So war es auch in Siebenbürgen. In einem Zitat von Hermann Schlandt heißt es: „Wenn man den Siebenbürger Sachsen darstellen will, wird man nicht an seiner Liebe zur Musik vorbeikommen. Sie wich von der jener Nationen ab, die mit ihm den siebenbürgischen Raum bevölkerten; sie war weder Befeuerung, noch Gemütsbedrückung oder Taumel wie bei den Ungarn und Rumänen.“ Alte aus der Heimat mitgebrachte Weisen wurden von Mund zu Mund vererbt und um andere, auf dem neuen Boden erwachsene Lieder bereichert. Die Schulordnung des Reformators Honterus gab vor, dass jeder Unterrichtstag mit Gesang eröffnet wurde – ein Zeichen der Wertschätzung der musikalischen Unterweisung für die Heranbildung junger Menschen. Etliche musikliebende Siebenbürger Sachsen hatten im Ausland Musik studiert und dann in der Heimat Chöre und Orchester gegründet und Lieder, Melodien, Kantaten sowie Orgelwerke komponiert. In ihren Werken ist die Verbundenheit zur siebenbürgischen Heimat und Tradition zu spüren. Zudem entstanden auch viele Volkslieder, Loblieder auf die eigene Gemeinde und Lieder in siebenbürgischer Mundart, die alle Lebensbereiche abdecken: Es gibt Lieder über Freud und Leid, Sehnsucht und Trauer, Scherz und Schmerz, deren Schöpfer längst vergessen sind. Viele Stücke werden in Büchern wie „E Liedchen hälft ängden“ von Angelika Meltzer und Rosemarie Chrestels gesammelt und so bewahrt. Die Tradition von dörflichem Kirchenchor und „Adjuvanten“ wurde auch in der neuen Heimat fortgeführt. Enni erinnerte an die ersten Chöre und Blaskapellen in den siebenbürgischen Siedlungen Herten-Langenbochum, Oberhausen, Setterich und Drabenderhöhe. Später entstanden auch Singgemeinschaften in Dortmund, Wuppertal, Wiehl-Bielstein u. a. Bei Festen, Bällen oder beim Heimattag in Dinkelsbühl wird nach wie vor gesungen und gespielt. Sogar bei der 70-Jahr-Feier des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland im Düsseldorfer Landtag waren unsere vereinten Chöre als bisher einzige Singgemeinschaft vertreten. Enni Janesch schloss mit einem Zitat von Grete Lienert-Zultner: „Lieder sind ein lebendes Band von Mensch zu Mensch, von Land zu Land.“ Karin Roth bedankte sich herzlich mit einer Flasche „Rosenzauber“, einem alkoholfreien Prosecco, der sich bei der Tagung im vergangenen Jahr als großer Geheimtipp herausgestellt hatte. Einige der Tagungsteilnehmerinnen trugen Kurzbiographien von Frauen vor, die auf unterschiedliche Arten über die Musik untrennbar mit Siebenbürgen verbunden sind: Das waren Irene von Brennerberg (internationale Violinvirtuosin, die in diesen Tagen ihren 150. Geburtstag feierte), Christine Baier (Erneuerung des Volkstanzes und Wiederbelebung des Kronenfestes in Siebenbürgen), Ursula Philippi (Professorin für Orgelspiel und Schützerin alter Orgeln in Siebenbürgen) sowie Apollonia Hirscher (Wohltäterin in Kronstadt, der zu Ehren ein Lied gedichtet wurde, dessen Melodie später Grundlage für das Siebenbürgenlied wurde).

Nach dem Kaffee mit leckerem Gebäck und herrlich duftenden Baumstriezeln (auch auf diesem Weg noch einmal ein großes Dankeschön an alle Bäckerinnen!) wurden „Af deser Ierd“ und „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ gesungen, wobei sich unsere Frauen wieder als sehr textsicher erwiesen. Für einen Kreativ-Teil hatte Kathi Drotleff einen Bastelvorschlag mitgebracht: Sie teilte farbiges Papier, Scheren und Schablonen aus, mit denen die Frauen dekorative Schmetterlinge bastelten, die sie als Erinnerung und Deko für das bevorstehende Osterfest mitnehmen konnten.

Zum Abschluss bedankte sich Karin Roth nochmals bei dem Frauenteam aus Drabenderhöhe für die Gastfreundschaft und die gute Bewirtung. Brita Kirschner überreichte Frühlingsblumen und bedankte sich im Namen aller sehr herzlich bei Karin Roth für die langjährige Tätigkeit als Vorsitzende und für die gute Zusammenarbeit. Mit dem Lied „Kein schöner Land” endete die Tagung. Mit gemischten Gefühlen gingen die Frauen auseinander – wir sehen uns hoffentlich bald wieder!

GH und KR

Schlagwörter: Frauenreferentinnen, Nordrhein-Westfalen, Tagung

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